Nelkengewächse II: Paronychioideae und Alsinoideae
Die Nelkengewächse sind eine große, artenreiche Familie. Ihre bekanntesten Angehörigen sind die Nelken, Lichtnelken und Leimkräuter (Unterfamilie Caryophylloideae, Nelkengewächse I), die meist recht große, farbige Blüten besitzen. Im Gegensatz dazu weisen die hier vorgestellten Arten der beiden anderen Unterfamilien kleine, meist weiße Blüten auf. Die Paronychioideae zeichnen sich dadurch aus, dass sie im Gegensatz zu den anderen zwei Unterfamilien Nebenblätter besitzen; bei den Alsinoideae sind die Kelchblätter anders als bei den Caryophylloideae frei und nicht zu einer Röhre verwachsen.
Hier kann man direkt zu den Gattungen springen (zurück kommt man durch Zurückblättern): Corrigiola – Bruchkräuter, Herniaria – Knorpelkraut, Illecebrum – Mauermieren, Paronychia – Nagelkräuter, Polycarpon – Schuppenmieren, Spergularia – Sandkräuter, Arenaria – Hornkräuter, Cerastium – Mieren, Minuartia – Weißmieren, Moenchia – Mastkräuter, Sagina – Knäuelkräuter, Scleranthus – Sternmieren, Stellaria
Paronychioideae
Corrigiola
Die Angehörigen der kleinen Gattung Corrigiola kommen außer in Europa auch in Afrika und Amerika vor.
Hirschsprung, Corrigiola litoralis, L.
Der Hirschsprung ist eine seltene Pflanze wechselfeuchter Standorte mit Verbreitungsschwerpunkt in West- und Mitteleuropa. Auf Naxos ist er sehr selten. Er wächst im Herbst stellenweise in ausgestrockneten Gräben in der Granodiorit-Gegend um Kinidaros.
Der Hirschsprung ist eine kleine, unauffällige, dem Boden anliegende Pflanze mit winzigen Blüten, die sich nur selten öffnen; die Befruchtung erfolgt vor allem durch Selbstbestäubung. Die weißen Kronblätter sind kürzer als die hautrandigen, oft an der Spitze rötlichen Kelchblätter.
Bruchkräuter, Herniaria
Der Name der Bruchkräuter – auch der wissenschaftliche – stammt von ihrer Verwendung als Heilkraut bei Leistenbrüchen. In Europa und Asien kommen etwa 40 Arten vor. Auch bei den Bruchkräutern sind die Blüten so winzig, dass sie kaum zu sehen sind.
Behaartes Bruchkraut, Herniaria hirsuta, L.
Das kleine Behaarte Bruchkraut wächst in Gärten und Feldern.
Es besitzt eine typische Wuchsform mit seitlich in einer Ebene ausgebreiteten Blättern; die Blüten sitzen in den Achseln der Blätter.
Die Blüten sind winzig; oft fehlen die Kronblätter. Der Kelch ist kurz abstehend behaart.
Illecebrum
Die Gattung Illecebrum umfasst nur eine Art, das Knorpelkraut.
Knorpelkraut, Illecebrum verticillatum, L.
Das kleine Knorpelkraut ist die einzige Art seiner Gattung. Es kommt auf Naxos nur selten vor; auch in Deutschland ist es selten und gilt als gefährdet. Ich habe es an einem kleinen Tümpel bei Kinídaros gefunden.
Das kleine Knorpelkraut besitzt rundliche, sitzende Blätter an den recht lang ausgebreiteten Stängeln, in deren Achseln kleine Blütenknäuel stehen.
Die weißlichen Kelchblätter bleiben weitgehend geschlossen; die Kronblätter sind fast ganz oder vollständig zurückgebildet.
Mauermieren, Paronychia
Mit über 110 Arten gehört die weltweit verbreitete Gattung Paronychia zu den größeren Gattungen innerhalb der Nelkengewächse. Auf Naxos kommen drei Arten vor.
Silber-Mauermiere, Paronychia argentea, Lam.
Diese im Mittelmeergebiet heimische Art ist auf Naxos recht häufig; sie kommt vor allem an trockenen Standorten vor. Die Silber-Mauermiere bildet oft ein recht großes und auffälliges, direkt dem Boden anliegendes Polster.
Die Silber-Mauermiere wächst auf dem Boden kriechend. Die Blätter stehen meist deutlich voneinander entfernt. Sie sind nicht behaart und nicht fleischig.
Die kleinen, unauffälligen Blüten besitzen keine Kronblätter und gelbliche Kelchblätter; sie sind umrahmt von großen, silbrig-häutigen Tragblättern.
Bei dieser Art sind die Kelchblätter kapuzenförmig mit häutigem Rand. Hier sieht man auch gut die sehr langen, durchsichtigen Tragblätter. Die fleischigen Blätter besitzen eine feine, stachlige Spitze.
Die Blätter besitzen je zwei silbrige, häutige Nebenblätter, die deutlich kürzer sind als die Blätter.
Paronychia macrosepala, Boiss.
Die sehr ähnliche Art Paronychia macrosepala ist auf Naxos seltener; auch sie kommt vor allem an trockenen Standorten vor. Sie ist kleiner als die vorige Art und leichter zu übersehen.
Paronychia macrosepala wächst kompakter als die vorige Art; die Blätter sind klein, kurz behaart und leicht fleischig.
Die Blätter dieser Art sind dicht behaart. Hier sieht man auch gut die für die Unterfamilie typischen, häutigen Nebenblätter, die bei dieser Art nur wenig kürzer sind als die Blätter.
Die Kelchblätter besitzen keinen häutigen Rand und sind sehr unterschiedlich lang.
Nagelkräuter, Polycarpon
Die kleinen Nagelkräuter sind mit etwa 15 Arten fast weltweit verbreitet.
Vierblättriges Nagelkraut, Polycarpon tetraphyllum, L.
Das Vierblättrige Nagelkraut ist ein unauffälliges, kleines Pflänzchen, das als „Unkraut“ in Gärten und Feldern gedeiht. Die hier abgebildeten Exemplare gehören vermutlich der Unterart Polycarpon tetraphyllum alsinifolium an.
Die Blätter des Nagelkrautes stehen teilweise zu viert in Scheinquirlen.
Die winzigen Blüten besitzen nur sehr kleine, schmale Blütenblätter; die deutlich größeren Kelchblätter zeigen einen dicken grünen Kiel in der Mitte und häutige, auffällig weiße Ränder.
Viele Exemplare besitzen eine rote Färbung, eines der Kennzeichen der Unterart alsinifolium.
Schuppenmieren, Spergularia
Die Gattung der Schuppenmieren umfasst etwa 60 Arten; zwei kommen auf Naxos vor.
Spergularia bocconei, (Scheele) Asch. & Graebn.
Die in gemäßigten und subtropischen Regionen weit verbreitete Schuppenmiere Spergularia bocconei ist an salzhaltige Standorte gebunden. Auf Naxos wächst sie nur in Meeresnähe, so zum Beispiel auf den Schiefer-Küstenfelsen bei uns in Azalas. Sehr ähnlich und schwer zu unterscheiden ist die Salz-Schuppenmiere (S. marina = S. salina).
Die mehr oder weniger kriechend wachsende, stark verzweigte Spergularia bocconei besitzt fleischige, lineale, fast stielrunde Blätter.
Die sehr kleinen Blüten haben eiförmige, intensiv rosa Kronblätter und längliche Kelchblätter mit häutigem Rand; die Kelchblätter sind etwas länger als die Blütenblätter. Die Pflanze ist stark drüsig behaart.
Alsinoideae
Sandkräuter, Arenaria
Die Sandkräuter umfassen je nach Abgrenzung bis zu 300 Arten. Diese Gattung besitzt ihren Verbreitungsschwerpunkt in den gemäßigten und kalten Regionen der Erde. Auf Naxos treten zwei Arten auf.
Dünnstängeliges Sandkraut, Arenaria leptoclados, (Rchb.) Guss.
Das Dünnstängelige Sandkraut wächst gelegentlich in Gärten und in offener, trockener Vegetation.
Das Dünnstängelige Sandkraut ist eine unauffällige, zarte Pflanze.
Es besitzt gegenständige eiförmige Blätter und dünne, lange, verzweigte Stängel. Die Blüten besitzen ganzrandige weiße Blütenblätter, die etwa halb so lang sind wie die schmalen Kelchblätter.
Stängel und Kelchblätter sind drüsig behaart.
Hornkräuter, Cerastium
Die Hornkräuter sind eine artenreiche Gattung mit etwa 100 Arten. Auch sie sind überwiegend in kühlen und gemäßigten Gebieten anzutreffen. Auf Naxos kommen drei Hornkraut-Arten vor, Cerastium comatum, C. glomeratum und das auf der Insel endemische, auf die höchsten Lagen des Koronos-Massivs beschränkte C. runemarkii. Die Hornkräuter besitzen ungestielte Blätter; die Kapseln sind deutlich länger als der Kelch.
Cerastium comatum, Desv.
Das kleine Hornkraut Cerastium comatum ist auf Naxos recht häufig; es kommt vor allem an trockenen Stellen in der „natürlichen“ Vegetation oder in der alten Kulturlandschaft vor.
Cerastium comatum ist an den sehr lang behaarten Kelchblättern zu erkennen. Die Kronblätter sind deutlich kürzer als die Kelchblätter. Die Blätter dieser an trockenen Standorten wachsenden Art sind leicht fleischig.
Knäuel-Hornkraut, Cerastium glomeratum, Thuill.
Das Knäuel-Hornkraut wächst dagegen vor allem in Gärten, Feldern und an Wegrändern.
Die Blüten des häufigen Knäuel-Hornkrauts sitzen in dichten Knäueln.
Die Kelchblätter dieser Art sind kurz drüsig behaart. Die Kronblätter sind mäßig tief ausgerandet und deutlich länger als die Kelchblätter.
Mieren, Minuartia
Die Mieren kommen vor allem auf der Nordhalbkugel vor, von der Arktis bis in die Subtropen. Je nach Auffassung werden etwa 150 Arten zu dieser Gattung gerechnet. Auf Naxos sind vier Mieren-Arten nachgewiesen. Es handelt sich um kleine, eher unauffällige Pflanzen, die man leicht übersehen kann, insbesondere wenn sie gerade nicht blühen oder die Blüten geschlossen sind.
Minuartia attica, (Boiss. & Spruner) Vierh.
Die Mieren-Art Minuartia attica ist stellenweise in en Bergen von Naxos häufig. Sie gedeiht vor allem auf trockenen Marmor-Hängen.
Minuartia attica ist eine mehrjährige Pflanze, die nicht-blühende Triebe ausbildet.
Minuartia attica ist sehr hübsch, oft mit vielen und auffälligen Blüten.
Die Kelchblätter weisen wie bei vielen Mieren drei Nerven auf, die allerdings außer im durchscheinenden Licht kaum zu erkennen sind. Die Kronblätter sind kaum kürzer als die hautrandigen Kelchblätter; sie sind genagelt, d.h. am Grund verengt. Die Narbe ist wie bei allen Mieren in drei Äste aufgeteilt; die 10 Staubblätter sind etwa so lang wie die Blütenblätter.
Minuartia hybrida, (Vill.) Schischk.
Die anderen Mieren-Arten sind auf Naxos seltener anzutreffen. Minuartia hybrida wächst gelegentlich in den Bergen an eher trockenen Standorten. Es ist ein kleines, leicht zu übersehendes Pflänzchen.
Minuartia hybrida ist einjährig; sie ist eine unauffällige Pflanze mit sehr kleinen Blüten. Die Kelchblätter sind deutlich länger als die schmal ovalen Kronblätter; Kelchblätter und Blütenstiele sind leicht drüsig behaart.
Minuartia mediterranea, (Link) K.F.J. Maly
Ähnliches gilt für die kleine Miere Minuartia mediterranea, die ich erst sehr selten angetroffen habe.
Minuartia mediterranea ist M. hybrida ähnlich und kommt wie diese hier und da an trockenen Hängen und in der Phrygana vor. Sie bildet meist keine Kronblätter aus. Die Blütenstände sind zusammengezogen; die Blütenstiele sind kürzer als die Kelche.
Minuartia mesogitana, (Boiss.) Hand.-Mazz.
Die Miere Minuartia mesogitana kommt im Gegensatz zu den vorigen Arten auf Granit (Migmatit) vor; sie ist zum Beispiel in der Gegend von Tsikalarió stellenweise häufig.
Die kleine Miere Minuartia mesogitana fällt nur dann auf, wenn sie blüht: Die Blüten sind reinweiß und erscheinen wie kleine Sternchen im Gras. Unten rechts sieht man auch einen der becherförmigen Fruchtstände und die dreiklappigen schwarzen Kapseln.
Die Art besitzt stark drüsig behaarte Blütenstände; die Blütenblätter sind etwa so lang wie die Kelchblätter und verengen sich deutlich zum Grund. Die auffälligen gelben Staubblätter sind kurz gestielt.
Ich habe die Art am geometrischen Friedhof bei Tsikalarió gefunden; sie mag offensichtlich sauren Boden.
Weißmieren, Moenchia
Die Weißmieren umfassen nur wenige Arten.
Griechische Weißmiere, Moenchia graeca, Boiss. & Heldr.
Dieses kleine, langstielige Nelkengewächs ist im östlichen Mittelmeergebiet endemisch. Die Gattung umfasst nur zwei weitere Arten. Es handelt sich um Pflanzen trockener, lichtreicher, leicht saurer Standorte. Auf Naxos ist die Weißmiere selten; häufiger tritt sie vor allem im Hochtal südlich von Apiranthos auf.
Die Griechische Weißmiere ist eine sparrige, langstielige Pflanze. Sie trägt wenige lanzettliche, gegenständige Blätter.
Die auffälligen Kelchblätter und die Tragblätter besitzen einen breiten häutigen Rand. Die Blütenstiele sind unterhalb der Blüten leicht verdickt.
Die weißen, nicht geteilten Kronblätter sind kürzer als die spitzen Kelchblätter. Die Blüten besitzen 5 Griffel, die oberhalb der Kelchblätter stehen.
Mastkräuter, Sagina
Die Mastkräuter sind eine weitere Gattung kleiner und unauffälliger Nelkengewächse. Bei vielen Arten sind die Kronblätter besonders klein oder sogar gänzlich zurückgebildet. Weltweit gibt es etwa 25 Arten.
Kronblattloses Mastkraut, Sagina apetala, Ard.
Die Mastkräuter sind sehr zarte, kleine, unauffällige Kräutlein, die an Ruderalstandorten anzutreffen sind. Das Kronblattlose Mastkraut wächst bei uns im Garten als „Unkraut“.
Die Mastkräuter sind so kleine, zarte Pflänzchen, dass sie leicht übersehen werden können. Die schmal lanzettlichen Blätter des Kronblattlosen Mastkrauts tragen kurze Stachelspitzchen.
Die Mastkräuter besitzen vier zur Fruchtzeit auffällig abgespreizt stehende Kelchblätter.
Hier kann man die drüsige Behaarung der Pflanze erkennen. Die zarten, häutigen Kronblätter stehen bei der verblühten Blüte röhrenförmig nach vorn.
Strand-Mastkraut, Sagina maritima, G. Don.
Das Strand-Mastkraut wächst direkt an der Küste; es kommt bei uns in der Nähe vor.
Das Strand-Mastkraut sieht dem Kronblattlosen Mastkraut sehr ähnlich.
Im Gegensatz zur vorigen Art besitzen die Blätter keine Stachelspitze und die Blüten sind nicht drüsig behaart.
Knäuelkräuter, Scleranthus
Von den etwa zehn Knäuel-Arten kommt nur eine auf Naxos vor. Bei allen Arten fehlen die Kronblätter; die Blätter sind sehr schmal. Einige Arten wachsen als Zwergsträucher.
Ausdauernder Knäuel, Scleranthus perennis, L.
Der Ausdauernde Knäuel ist auf Naxos sehr selten.
Der Ausdauernde Knäuel ist eine kleine mehrjährige, unten verholzte Pflanze mit in Knäueln stehenden Blüten mit breit hautrandigen, an der Spitze abgerundeten Blütenhüllblättern.
Sternmieren, Stellaria
Die Sternmieren gehören mit etwa 200 Arten zu den sehr großen Gattungen der Nelkengewächse. Auf Naxos treten drei Arten auf, mediterrane Art Stellaria cupaniana und die auch in Mitteleuropa vorkommenden St. media (Vogel-Sternmiere) und St. apetala. Bei den Sternmieren sind die Blätter gestielt und die Kapseln nicht länger als der Kelch.
Stellaria cupaniana, (Jord. & Fourr.) Bég.
Die Sternmieren-Art Stellaria cupaniana, die der Vogel-Sternmiere auf den ersten Blick sehr ähnlich ist, kommt an den gleichen Standorten vor wie diese, ist auf Naxos jedoch deutlich seltener.
Stellaria cupaniana und St. media sehen sich sehr ähnlich; oft wird erstere nur als Unterart der letzten angesehen. Sie besitzen große, eiförmige Blätter und kleine weiße Blüten mit tief ausgerandeten Kronblättern, die dadurch zehnteilig erscheinen.
Stellaria cupiana ist am rundum behaarten Stängel zu erkennen; die Kronblätter sind etwas länger als die Kelchblätter und die Blüten besitzen fünf bis zehn Staubblätter.
Vogel-Sternmiere, Stellaria media, (L.) Vill.
Die Vogel-Sternmiere ist in Gärten und auf Äckern, aber auch an schattigen oder etwas feuchteren Standorten wie im lockeren Wald sehr häufig.
Die Vogel-Sternmiere wächst vor allem an nährstoffreichen Standorten.
Von der vorigen Art ist sie daran zu unterscheiden, dass ihre Stängel nur an einer Seite behaart sind.
Die Blüten besitzen meist nur zwei oder drei Staubblätter; die fast bis zum Grund zweigeteilten Kronblätter sind kürzer als die Kelchblätter.
Bei uns im Garten kommt die Vogel-Sternmiere häufig in einer Form vor, die keine weißen Kronblätter besitzt.
Die Kronblätter sehen hier aus wie die Kelchblätter, sind aber etwas länger.
Manchmal sind die Kelchblätter dicht behaart. Die Samen sind hellbraun und haben einen Durchmesser von etwa 15 mm.
siehe auch: