
Agios Isidoros bei Monitsia
Die heute verfallene Kirche Ágios Isídoros bei Monítsia nördlich von Chalkí ist eine von elf frühbyzantinischen Basiliken von Naxos, von denen nur noch eine relativ unverändert in Nutzung ist, die Dorfkirche Panagía Protóthronos in Chalkí, während von den meisten nur Spuren erhalten sind. Bei den frühbyzantinischen Kirchen von Naxos (bis einschließlich 7. Jhd.) handelt es sich fast ausschließlich um Basiliken, d.h. dreischiffige Kirchen mit einer Apsis nur am mittleren Kirchenschiff; ursprünglich waren die Kirchenschiffe meist durch Säulenreihen getrennt.
Wie fast alle frühbyzantinischen Kirchen in Naxos ist auch Ágios Isídoros eine Basilika, d.h. eine dreischiffige Kirche.
Wie bei allen frühen Basiliken besitzt nur das mittlere Kirchenschiff eine Apsis. Die zwei Fenster der Apsis sind teilweise von aufrechten Steinen umrahmt, die nachträglich eingebaut worden sind; man kann die ursprüngliche Größe der Fenster erkennen.
Hier sieht man die drei Schiffe, deren mittleres etwas höher ist als die seitlichen. Vorn links liegt der westliche, querstehende Vorbau (Narthex) mit dem Eingang. Der Narthex ist mit Steinplatten abgedeckt; man kann von ihm aus in das Hauptschiff hineinschauen, da dessen westliche Wand im oberen Bereich eingestürzt ist. Ganz rechts auf dem Hauptschiff steht ein schmaler aufrechter Stein wie eine kleine Säule.
Hier der Blick über das mit Steinplatten gedeckte, ebenerdige Dach des Narthex auf die drei Kirchenschiffe. Auf dem Dach wachsen nicht nur Palisaden-Euphorbien, sondern auch ein ganzer Strauch.
Hier schaut man vom Dach des Narthex in das Hauptschiff der Kirche hinein. Man sieht wie ungewöhnlich hoch das Kirchenschiff ist. Heute besitzt es ein leicht spitzes Tonnengewölbe, bei dem es sich jedoch nicht um das ursprüngliche Dach handelt. Man vermutet, dass die Kirche anfangs ein Giebeldach mit Holzkonstruktion und Dachziegeln oder Steinplatten besaß.
Der Narthex ist nachträglich angebaut worden, aber vermutlich schon in der frühen oder mittleren byzantinischen Epoche, was beispielsweise durch den monolithischen Stein, mit dem sein Eingang abgedeckt ist, nahegelegt wird. In diesen Stein, der möglicherweise ursprünglich von einem vorchristlichen Gebäude stammt, ist ein schmales Kreuz eingeritzt. In der Wand des Südschiffes sieht man ein Fenster, das beim Umbau der Kirche zugemauert worden war, jetzt aber wieder teilweise offen ist, weil die Steine herausgefallen sind.
Der Narthex weist ähnlich wie die traditionellen Hirtenhäuser der Insel eine Verdickung der Wände nach oben hin und ein Dach aus Steinplatten auf – ungewöhnlich für eine Kirche und deswegen vermutlich nicht seine originale Form.
Vom Narthex gelangt man in das südliche Schiff. Sein Fenster in der Ostwand ist beim Umbau der Kirche verkleinert worden (nicht ganz zugemauert wie die ursprünglichen zwei Fenster in der Südwand). Beide seitlichen Schiffe sind sehr schmal. Sie sind vom Hauptschiff durch zwei Bögen abgetrennt.
Hier sieht man das Tonnengewölbe des südlichen Schiffes, das durch zwei gemauerte Halbsäulen mit Rundbögen verstärkt ist. Die seitlichen Schiffe waren höchstwahrscheinlich ursprünglich deutlich niedriger und besaßen ein schräges Dach.
Der Boden des Hauptschiffes war mit großen Steinplatten ausgelegt, von denen viele aufgegraben worden sind.
Hier der Blick Richtung Westen, wo der obere Teil der Wand (oberhalb des Narthex) eingestürzt ist. Man sieht die Türöffnung in den Narthex (mit Rundbogen). Der Narthex besaß seine eigene Wand, die noch steht.
Von den seitlichen Schiffen ist das Hauptschiff durch zwei ungleich große Bögen abgetrennt. Die Mauer mit den zwei leicht spitzen Bögen ist nachträglich eingefügt worden. Ursprünglich waren Haupt- und Seitenschiffe durch zwei Säulen getrennt, die zusammen mit zwei Halbsäulen an der Ost- und an der Westwand der Kirche vier gleich große Rundbögen trugen. In der Wand zwischen den Rundbögen kann man die ursprüngliche gemauerte Säule erkennen.
Blick unter das Dach und auf die Wand oberhalb der Apsis. Das Dach des Hauptschiffes ist ein Spitztonnendach (ein leicht „zugespitztes“ Tonnendach). Wo sich die Ostwand oberhalb der Apsis nach unten hin verschmälert, sind die Öffnungen zweier Klangvasen erkennbar, in die Wand eingemauerter Tongefäße, die die Akustik verbessern sollten.
In der Apsis ist der gemauerte Altar erhalten. Sie besitzt zwei Fenster, ein typisches Merkmal der frühen Basiliken. Von innen haben die Fenster ihre ursprüngliche Größe behalten; von außen sind sie Schießscharten-artig verschmälert.
Eine der aufgegrabenen Steinplatten trägt ein Kreuz.
Hier eine Steinplatte mit einem sorgfältig ausgearbeiteten sogenannten Tatzenkreuz, der üblichsten griechischen Kreuzform mit gegen das Ende hin stark verbreiterten Balken.
Ein Blick ins nördliche Schiff; hier besitzt das Fenster seine ursprüngliche Größe.
Blick von innen auf den Haupteingang in der Südwand der Kirche
Auch dieser Eingang besitzt einen monolithischen Türsturz. In diesen ist kein Kreuz eingeritzt, sondern ein merkwürdiges, „heidnisch“ wirkendes Zeichen.
Die Kirche Ágios Isídoros ist vermutlich schon im 6. Jahrhundert errichtet worden und ist somit eine der ältesten gut erhaltenen Kirchen der Insel. In einer späteren Phase wurde sie deutlich umgebaut: Die Dächer der Schiffe wurden erneuert (vorher eventuell Giebel- bzw. Schrägdächer mit Holzkonstruktion), zwischen den Schiffen wurden Wände eingezogen, die Fenster wurden verschmälert usw. Dieser Umbau wurde vermutlich in der venezianischen Zeit vorgenommen, wofür spricht, dass die Bögen zwischen den Schiffen leicht spitz sind und auch das Tonnendach des Hauptschiffes eine leichte Spitze zeigt (Spitztonnenform), was für naxiotische Kirchen gänzlich untypisch ist und einen deutlichen westlichen Einfluss verrät.
weiter: Das Wehrkloster Fotodotis bei Danakos
siehe auch:
- Die Sehenswürdigkeiten
- Kirchen und Klöster
- Die Geschichte der Insel Naxos
- Das byzantinische Naxos
- Die byzantinischen Kirchen von Naxos
- Naxos unter venezianischer Herrschaft
- Die alten traditionellen Hirtenhäuser (mit ausführlichen Erläuterungen zur beim Narthex der Kirche Ágios Isídoros verwendeten Dachkonstruktion)
Quelle: Βυζαντινή Ναοδομία στη Νάξο, Η Μετέληξη από την Παλαιοχριστιανική στην Μεσοβυζαντινή Εποχή, Διδακτορική Διατριβή, Κλήμης Ασλάνιδης; Πανεπιστήμιο Πατρών, Τμήμα Αρχιτεκτονικής, 2014