Korbblütler II, Carduoideae, Teil II (Flockenblumen u.a.)
In die Unterfamilie der Carduoideae werden Arten der Korbblütler eingegliedert, die keine Zungenblüten, sondern nur Röhrenblüten aufweisen. Die meisten der zu dieser Gruppe gehörenden Arten sind mehr oder weniger dornig („Disteln“); die häufigste Blütenfarbe ist rosa bis lila. Die Unterfamilie umfasst etwa 83 Gattungen mit 2800 Arten. Der Verbreitungsschwerpunkt liegt in Eurasien und Nordafrika. Diese Seite beschäftigt sich mit den weniger nach Disteln aussehenden und meist nicht dornigen Gattungen Centaurea (Flockenblumen), Crupina (Schlupfsame), Jurinea (Silberwurz) und Ptilostemon (Elfenbeindisteln). Die Disteln, die zu den Carduoideae gehören, werden auf der Seite Carduoideae Teil I vorgestellt.
Hier kann man direkt zu den Gattungen springen (zurück kommt man durch Zurückblättern): Flockenblumen, Centaurea – Schlupfsamen, Crupina – Silberwurzen, Jurinea – Elfenbeindisteln, Ptilostemon
Flockenblumen, Centaurea
Die Flockenblumen sind eine große, weit verbreitete Gattung von etwa 500 Arten. Sie besitzen nur Röhrenblüten und gehören zu den Carduoideae. Im Gegensatz zu den meisten anderen Arten dieser Gruppe sind sie meistens nicht dornig – das trifft allerdings auf die naxiotischen Arten weniger zu. Typisch sind die gefransten Hüllblätter der Blütenkörbe. Auf Naxos kommen fünf Arten vor; zwei davon sind sehr häufig.
Rettichartige Flockenblume, Centaurea raphanina ssp. mixta, (DC.) Runemark
Die Rettichartige Flockenblume kommt überall auf der Insel an eher trockenen Standorten vor.
Die Rettichartige Flockenblume ist stängellos mit einer Rosette aus charakteristisch leierförmig gefiederten Blättern.
Die Blüten sind cremeweiß mit sehr schmalen, langen Kronzipfeln und langen, lila Staubblattröhren; bei den äußersten Blüten sieht man auch die aus den Staubblattröhren herausragenden Narben. Auffällig sind die rundlichen Knospen mit den lang dornigen Hüllblättern.
Der Pappus der Samen bildet eine runde Kugel, die sehr leicht vom Wind verblasen wird.
Dornige Flockenblume, Centaurea spinosa, L.
Es gibt nur recht wenige verholzende, strauchartige Korbblütler. Eine dieser Arten ist die in der Ägäis endemische Dornige Flockenblume, die einen dornigen Zwergstrauch (Igelstrauch) bildet. Es existieren zwei Varianten, von denen die eine nur in direkter Strandnähe wächst, während die andere in etwas mittleren und höheren Lagen im Zentrum und im Norden der Insel vorkommt.
Die Dornige Flockenblume kommt bei uns in der typischen „Strandphrygana“ auf Schiefer vor, hier zusammen mit der Dornigen Bibernelle.
Die letztjährigen Triebe bilden ein dichtes Gerüst aus spitzen Dornen. Die Pflanze besitzt nur sehr schmale Blätter, um die Wasserverluste durch Verdunstung möglichst gering zu halten. Photosynthese wird auch von den grünen Stängeln betrieben.
Im Frühjahr bildet die Dornige Flockenblume zahlreiche kleine schmale, nach oben hin verengte Korbblüten.
Die Blütenkörbe enthalten je nur wenige, weiße, lang röhrige Blüten mit vorstehenden Staubblattröhren mit kleinen lila Spitzen. Die Hüllblätter sind lang gefranst.
Sonnenwend-Flockenblume, Centaurea solstitialis, L.
Die Sonnenwend-Flockenblume blüht wie ihr Name sagt erst Ende Juni. Sie ist auf Naxos eher selten; man kann sie beispielsweise bei Sífones und um Apíranthos antreffen.
Die Sonnenwend-Flockenblume wächst sparrig. Die Blätter sind schmal und laufen am dadurch geflügelten Stängel herab.
Diese Art ist leicht an den gelben Blüten und den mit sehr langen, gelben Dornen versehenen Hüllblättern erkennbar.
Benediktenkraut, Centaurea benedicta, L.
Das Benediktenkraut kommt im Mittelmeergebiet vor, ist aber früher wegen seiner Heilwirkung auch in West- und Mitteleuropa kultiviert worden. Es ist auf Naxos selten und kommt verstreut im Inselinnern vor.
Das Benediktenkraut ist zwar eine eher niedrige Pflanze, bildet aber normalerweise doch einen Stängel aus. Unsere Exemplare wirken fast stängellos. Die hellgrünen, steifen, dicht behaarten Blätter stehen in einer Rosette. Der Blattrand ist tief eingebuchtet bis schrotsägeförmig.
Die Korbblüten sind hellgelb, die abstehenden, stacheligen Hüllblätter sind gefiedert.
Centaurea atropurpurea, Olivier
Diese Flockenblumen-Art ist ein Endemit der Kykladen. Die große und beeindruckende Pflanze wächst an steilen Marmorhängen.
Centaurea atropurpurea kommt nur auf einigen Inseln der Kykladen vor. Sie wächst hier und da an Marmor-Felshängen, hier am Fanári. Sie bildet große Blattrosetten aus leicht filzigen Blättern, die am Grund einige Fiedern tragen.
Centaurea atropurpurea treibt lange Blütentriebe mit je mehreren Blütenköpfen am Ende.
Die großen, sehr harten Blütenköpfe sind kugelrund; sie tragen keine Dornen. Man sieht die für die Gattung typischen dachziegelartig angeordneten, am Rand gefransten Hüllblätter.
Schlupfsamen, Crupina
Zur Gattung Crupina gehören nur drei oder vier Arten.
Echter Schlupfsame, Crupina crupinastrum, (Moris) Vis.
Der Echte Schlupfsame kommt auf Naxos in allen Lagen an kalkhaltigen Standorten vor; er ist bei uns in der Phrygana recht häufig.
Die Pflanze bildet sehr lange und dünne, verzweigte Stängel, an denen die schmalen Blütenköpfchen sitzen.
Die Blätter stehen größtenteils in einer Grundrosette; sie sind fein fiederschnittig.
Die rosa Blüten besitzen lange Kronblattzipfel. Die außen stehenden Blüten sind deutlich vergrößert mit zerschlissenen Kronzipfeln; sie ähneln Zungenblüten. Die inneren Blüten sind heller und wesentlich kleiner. Die dachziegeligen Hüllblätter nehmen zur Blütezeit eine dunkelviolette Färbung an.
Die unverkennbaren Achänen tragen einen steifen, schwarzen Pappus.
Nach dem Abfallen der Achänen bleiben die nun häutig weißen, gespreizten, ungleich langen Hüllblätter zurück.
Silberwurzen, Jurinea
Die Gattung Jurinea (Silberwurz) umfasst 250 Arten mit Verbreitungsschwerpunkt in Eurasien.
Jurinea consanguinea, DC.
Jurinea consanguinea kommt nur in Griechenland vor. Auf Naxos wächst sie verstreut in den niedrigeren Regionen im Westen der Insel auf kalkhaltigen Böden.
Jurinea consanguinea besitzt zahlreiche langgestielte, große, dunkelviolette Blütenköpfe; die Blätter sind länglich, die Stiele filzig.
Die Blütenkörbe besitzen zahlreiche, an den Spitzen stark zurückgebogene Hüllblätter und lange dunkelviolette Blüten mit langen, schmalen Kronblattzipfeln und vorstehenden violetten Staubblattröhren, auf denen der weiße Pollen zu sehen ist.
Hier eine Blüte mit spinnwebig behaarten Hüllblättern.
Elfenbeindisteln, Ptilostemon
Es gibt ungefähr 15 Arten Elfenbeindisteln mit Verbreitungsschwerpunkt im Mittelmeergebiet.
Scheinfichten-Kratzdistel, Ptilostemon chamaepeuce, (L.) Less.
Die im östlichen Mittelmeergebiet verbreitete Scheinfichten-Kratzdistel kommt auf Naxos nur in der Gegend von Liónas vor. Sie bildet einen großen Strauch, der auf den ersten Blick gar nicht nach einer Distel aussieht.
Die Scheinfichten-Kratzdistel wächst in den Steilhängen um Liónas.
Sie wächst als großer, dichter Strauch mit vielen dicht beblätteren Zweigen. Die Blätter sind schmal linealisch ohne Stacheln und sehen fast wie Kiefernzweige aus.
Die rundlichen Blütenköpfchen stehen zu mehreren an langen Stängeln. Sie sind von zahlreichen, kurzen, spitzen, leicht spinnwebigen Hüllblättern eingehüllt. Die langen Blüten sind kräftig lila gefärbt.
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Ich danke Niels Böhling herzlich für die Hilfe bei der Bestimmung von Jurinea consanguinea und anderen Arten.
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