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Käfer mit Hörnern

Es gibt eine ganze Reihe von Käfern, die auf ihrem Halsschild Hörner tragen, und ich habe inzwischen vier Arten auch hier bei uns angetroffen.

Das größte Horn hat ohne Zweifel der Nashornkäfer (Oryctes nasicornis). Diese Art ist nachtaktiv, so dass man ihn vor allem in warmen Frühlingsnächten antrifft, wenn er durch die Lichter angelockt wird. Die Larven diese Art leben von Holz; mit Hilfe symbiotischer Bakterien sind sie in der Lage, die Zellulose zu verdauen. Im Zuge der Anpassung an den Menschen ist der Nashornkäfer dazu übergegangen, auch von Kompost und anderen an Pflanzenfasern reichen Materialien zu leben. In Deutschland ist der Nashornkäfer selten geworden und streng geschützt. Die Männchen setzen das große Horn auf ihrem Kopfschild dazu ein um miteinander um die Weibchen zu kämpfen.

Nashornkäfer, Oryctes nasicornis
Der männliche Nashornkäfer trägt ein eindrucksvolles Horn auf seinem Kopf. Der Halsschild ist stark vergrößert mit einer dreihöckrigen Aufwölbung im hinteren Bereich. Kopf, Halsschild, Flügeldecken und Beine sind glänzend dunkelbraun. Auf der Unterseite ist der Körper rostbraun behaart.

Käfer Larve
Die großen Larven des Nashornkäfers finden wir oft im Garten beim Umgraben. Sie leben von Wurzeln und verrottendem Pflanzenmaterial.

Die Larven des Nashornkäfers dienen denen der Gelbstirnigen Dolchwespe (Megascolia maculata) als Nahrung. Diese ist mit 4 cm Körperlänge bei den Weibchen der größte Hautflügler Europas. Sie ist schwärzlich gefärbt mit einem hellbraun behaarten Thorax und einem langgestreckten Hinterleib mit zwei auffälligen gelben Querstreifen in der Mitte, während das Ende rötlich behaart ist. Die Flügel sind bräunlich getönt. Der Kopf trägt lange, kräftige Fühler. Der Kopf der Männchen ist eher klein und unauffällig schwarz, während die Weibchen eine große, auffällige leuchtend orangefarbene oder gelbe Stirn aufweisen.

Das Weibchen legt nach der Befruchtung die Eier an die im Boden lebenden Larven vom Nashornkäfer. Dazu fliegt es suchend in etwa 15 cm Höhe über den Boden. Es lokalisiert die Larven mithilfe des Geruchssinns. Wenn es eine Larve gefunden hat, gräbt es sich zu ihr durch und überwältigt die sich heftig wehrende Larve durch Bisse oder Stiche ohne Gift. Dann wird die Larve durch einen Stich gelähmt, der mit einem speziellen Gift das Nervensystem des Engerlings blockiert. Das Dolchwespen-Weibchen formt eine Höhlung um die Käferlarve, die es mit seinem Speichel stabilisiert, reinigt die Larve von eventuellen anderen Parasiten und legt das Ei an ihr ab. Die Wespenlarve ernährt sich bis zur Verpuppung ausschließlich von ihrem Engerling.

Gelbstirnige Dolchwespe, Megascolia maculata
Die großen Dolchwespen-Weibchen besitzen dolchartige Kiefer, die sie benutzen, um die Käferlarven überwältigen, die sie als Nahrung für die Larven erbeuten.

Etwas seltener trifft man bei uns die dem Nashornkäfer ähnliche Art Copris hispanus an. Sie sieht dem Nashornkäfer zwar auf den ersten Blick sehr ähnlich, zeigt aber eine deutlich andere Lebensweise: Die adulten Tiere und die Larven leben wie die Dungkäfer von Mist. Das Weibchen legt nur wenige Eier, die es in einer Bruthöhle in der Erde sorgfältig pflegt. Das Männchen bringt den Dung herbei, der vom Weibchen zu Kugeln geformt wird. Über vier Monate bis zur Verpuppung der Larven und zum Schlüpfen der jungen Käfer überwacht das Weibchen die Dungkugeln, glättet ihre Oberfläche und entfernt Schimmel.

Copris hispanus
Diese auf den ersten Blick ähnliche Art unterscheidet sich vom Nashornkäfer an den Längsrippen auf den Flügeldecken, an den wesentlich kleineren Höckern an der oberen Leiste des Halsschildes und an der schwärzeren Farbe. Der Halsschild, der Kopf und sogar das Horn sind durchgehend fein gepunktet.

Eine weitere Art habe ich bei uns erst einmal gesehen: Dieser Käfer namens Phyllognathus excavatus gehört ebenso wie der Nashornkäfer zur Unterfamilie der Riesenkäfer (Dynastinae). Er trägt ein kleineres Horn und ist am tief grubenförmig „ausgehöhlten“ Halsschild zu erkennen. Die Art ist in Südeuropa und Teilen Asiens und Nordafrikas verbreitet; sie lebt unter anderem in Weinbergen, wo die Larven einen gewissen Schaden anrichten können. Für die Bestimmung danke ich herzlich Jannis Gavalas.


Phyllognathus excavatus ist mit dem Nashornkäfer verwandt, besitzt aber ein deutlich kleineres Horn und ein tief grubenförmig „ausgehöhltes“ Halsschild.

Gestern bin ich schließlich noch auf einen weiteren Käfer mit Hörnern gestoßen. Ich hielt ihn für einen normalen Mistkäfer und nahm ihn mit nach Hause, um ein Foto zu machen. Der Käfer versuchte sich, aus meiner Hand zu befreien und schob dazu nicht nur mit erstaunlicher Kraft mit seinen Beinen, sondern piekste mich so sehr, dass ich ihn mir genauer anschaute. Dabei fielen mir dann die kleinen Hörner neben dem Kopf auf! Es handelt sich um einen Mistkäfer der Art Typhaeus fossor, ein enger Verwandter des in Mittel- und Westeuropa verbreiteten Stierkäfers, der allerdings noch größere hornartige Auswüchse am Halsschild besitzt. Bei dieser Art sind die seitlichen Hörner unauffälliger, da sie nah am Kopf stehen und das mittlere Horn ist nur sehr klein ist, nur eine kleine Spitze am Halsschild. Typhaeus fossor zeigt eine ähnliche Lebensweise wie die anderen Mistkäfer, d.h. die Larven ernähren sich von Dung, der von den Weibchen zu Kugeln gerollt und in der Erde vergraben wird.

Typhaeus fossor
Typhaeus fossor ähnelt auf den ersten Blick einem normalen Mistkäfer; bei genauerer Betrachtung fallen allerdings die zwei nach vorn gerichteten Hörner am Halsschild auf.

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