Hahnenfußgewächse I, Ranunculaceae
Die Hahnenfußgewächse sind eine große Familie, die viele artenreiche Gattungen umfasst (62 Gattungen und etwa 2500 Arten). Sie sind weltweit verbreitet, haben ihren Verbreitungsschwerpunkt aber im gemäßigten Eurasien. Die Hahnenfußgewächse gehören zu den urtümlicheren Pflanzen; sie bilden eine einzelnstehende Ordnung (Ranunculales) innerhalb der Eudikotyledonen.
Viele Arten der Hahnenfußgewächse besitzen besondere Honigblätter in den Blüten, die manchmal wie Kronblätter aussehen können; häufig kann man nicht klar zwischen Kron-, Kelch- und Honigblättern unterscheiden. Alle Arten sind im frischen Zustand giftig. Auf Naxos sind um die 20 Hahnenfußgewächse nachgewiesen worden, die sechs Gattungen angehören: Adonis, Anemone, Clematis, Delphinium, Nigella und Ranunculus (einschließlich der früher abgetrennten Gattung Ficaria). Der Gattung Hahnenfuß (Ranunculus) gehören über die Hälfte der Arten an; sie wird auf einer eigenen Seite abgehandelt.
Hier kann man direkt zu den Gattungen springen (zurück kommt man durch Zurückblättern): Adonisröschen, Adonis – Anemonen oder Windröschen, Anemone – Rittersporne, Delphinium – Schwarzkümmel, Nigella – Waldreben, Clematis
Adonisröschen, Adonis
Die den Anemonen ähnlichen Adonisröschen sind eine eher kleine Gattung mit etwa 30 Arten, die intensiv gelb oder rot gefärbte Blüten besitzen. Der Name der Pflanze leitet sich aus der griechischen Mythologie ab: Die Blume soll aus den Tränen der Aphrodite entsprossen sein, als diese um den Jüngling Adonis weinte, der auf der Jagd von einem Eber getötet worden war; die Blüten wurden vom Blut des Adonis rot gefärbt.
Kleinfrüchtiges Adonisröschen, Adonis microcarpa, DC.
Auf Naxos findet man die rote Form der meist gelben Art Adonis microcarpa; es ist die einzige Art, die auf den Kykladen auftritt. Die ganze Pflanze ist recht klein und unauffällig und trotz der leuchtenden Farbe leicht zu übersehen.
Das Adonisröschen (auf den Kykladen Adonis microcarpa) besitzt leuchtend rote Blüten.
Hier der Fruchtstand des Adonisröschens mit den vielen kleinen Nüsschen.
Anemonen oder Windröschen, Anemone
Die etwa 150 Windröschen-Arten kommen vor allem in den gemäßigten Regionen der Nordhalbkugel vor. Typisch für die Gattung ist der ein Stück unterhalb der Blüte sitzende Quirl aus Hochblättern. Bei vielen Arten erscheinen die Grundblätter erst nach der Blüte. Bei den Blüten kann man keine Kron- und Kelchblätter unterscheiden. Die unterschiedlichen Arten besitzen fünf oder mehr sogenannte Blütenhüllblätter. Auf Naxos kommen zwei Arten vor, die Kronen-Anemone (Anemone coronaria) mit normalerweise sechs Blütenhüllblättern und die Pfauen-Anemone (Anemone pavonina), die um die zehn Blütenhüllblätter aufweist.
Der Name „Anemone“ stammt schon aus der Antike. Anemona war eine Nymphe, in die sich der Windgott Zephyr verliebte, worauf diese von dessen eifersüchtiger Gattin Flora in eine Blume verwandelt wurde. Außerdem besteht ein Zusammenhang mit dem ánemos, dem Wind, von dem man glaubte, dass er die Blumen befruchte; sehr bald danach weht er dann die verblühenden Blütenhüllblätter davon, so dass die Anemone zu einem Symbol für die schnell vergehende Jugend wurde.
Kronen-Anemone, Anemone coronaria, L.
Die Kronen-Anemone ist auf Naxos an Straßenrändern, auf Wiesen und in der Phrygana, insbesondere in den niedrigeren Lagen, sehr häufig.
Die Kronen-Anemone ist eine der auffälligsten und hübschesten Blumen im frühen Frühjahr; sie kommt vor allem im Kulturland in den niedrigeren Langen vor.
Wie die meisten Hahnenfußgewächse besitzen auch die Anemonen viele Staubblätter.
Jede Blume besitzt eine etwas unterschiedliche Färbung, wobei lila-blau und weiß die häufigsten Farben sind.
Die Kronen-Anemone ist eine kleine Staude, die im Winter meist erst die Blüten und etwas später die Blätter bildet, die jedoch schnell wieder vergehen. Die Blätter sind fein zerschlitzt. Ein Stück unterhalb der Blüte sitzen die ebenfalls zerschlitzten Hochblätter.
Die Blütenhüllblätter der Blüten sind nicht in Kron- und Kelchblätter zu unterteilen.
Die Früchte sind kleine Nüsschen, an denen die fiedrig behaarten Griffel als Flugorgane erhalten bleiben.
Normalerweise besitzen die Blüten sechs Blütenhüllblätter, allerdings findet man häufig auch Blüten mit anderen Zahlen: Es kommen zwischen fünf und elf Blütenhüllblätter vor, wenn es mehr als sechs sind, dann sind die überzähligen, innen sitzenden Blütenhüllblätter deutlich schmaler. Diese Blüte besitzt sechs normale, breite und innen zwei zusätzliche, schmalere Blütenhüllblätter.
Hier ein Exemplar mit fünf breiten und vier schmaleren inneren Blütenhüllblättern.
Pfauen-Anemone, Anemone pavonina, Lam.
Die Pfauen-Anemone kommt vor allem in etwas höheren Lagen vor, wo sie auf Wiesen und in Weinbergen wächst. Bei uns ersetzt sie die Kronen-Anemone außerdem an vielen Stellen in Macchie und Garrigue, d.h. an steinigeren bzw felsigeren Standorten.
Die Pfauen-Anemone wächst vor allem in den etwas höheren Lagen der Insel, wo sie manchmal in dichteren Beständen auftritt.
Sie besitzt acht bis neun Blütenhüllblätter; oft weisen die Blüten in der Mitte einen helleren Kreis auf. Die Blüten sind überwiegend rosa.
Die Hochblätter sind bei dieser Art nicht gefiedert, sondern einfach.
Auch die normalen Blätter sind nur leicht eingeschnitten; sie sehen aus wie Hahnenfuß-Blätter.
Rittersporne, Delphinium
Die Rittersporne sind eine artenreiche Gattung, deren etwa 300 Arten wie alle Hahnenfußgewächse vor allem auf der Nordhalbkugel vorkommen. Im Gegensatz zu den meisten anderen Hahnenfußgewächsen besitzen die Rittersporne „zygomorphe“ (zweiseitig symmetrische, nicht radiärsymmetrische) Blüten aus fünf äußeren und vier inneren Blütenhüllblättern, von denen je die oberen einen Sporn bilden (daher der Name). Auch die Rittersporne sind giftig. Auf Naxos kommen der Scharfe Rittersporn (Delphinium staphisagria) und Delphinium peregrinum vor.
Scharfer Rittersporn, Delphinium staphisagria, L.
Der Scharfe Rittersporn, eines der größeren Hahnenfußgewächse, wächst auf Naxos an etwas feuchteren Standorten wie in Flusstälern und in der Nähe von Quellen und ist dementsprechend eher selten. Er besitzt große, handförmig gelappte Blätter und einen aufrechten Blütenstand mit zahlreichen blauen Blüten.
Der Scharfe Rittersporn ist eine kräftige, hohe Pflanze mit zahlreichen blauen Blüten in einem aufrechten Blütenstand. Ich habe ihn erst selten gefunden.
Die blauen Blüten sehen fast radiärsymmetrisch aus und besitzen nur seinen sehr kleinen Sporn.
Delphinium peregrinum, L.
Diese Art ist auf Naxos wesentlich häufiger als die vorige; sie kommt bei uns in der Phrygana vor. Diese Pflanze besitzt lange, schlanke Stängel mit kleinen, lanzettlichen Blättern. Die lang gespornten Blüten sind dunkelblau gefärbt.
Delphinium peregrinum kommt bei uns in der Phrygana regelmäßig vor, es ist aber eine eher unauffällige Pflanze.
Diese Art besitzt kleine, schmale Blätter, die eng an den langen, dünnen Stängeln liegen.
Die stark zygomorphen, dunkelblauen Blüten besitzen einen deutlichen, sehr langen Sporn; dieser wird vom obersten der fünf äußeren Blütenhüllblätter gebildet, das die ebenfalls gespornten oberen zwei der vier inneren Blütenhüllblätter umschließt.
Schwarzkümmel, Nigella
Die kleine Gattung der Schwarzkümmel umfasst krautige Arten mit sehr fein gefiederten Blättern und weißlichen oder blauen Blüten mit speziellen, kurzen, zweigeteilten Honigblättern. Die meisten Arten besitzen ihren Verbreitungsschwerpunkt im Mittelmeerraum. Die Früchte des Echten Schwarzkümmels werden in der orientalischen Küche verwendet; sie haben einen Kreuzkümmel-ähnlichen, herben Geschmack.
Jungfer im Grünen, Nigella damascena, L.
Die Jungfer im Grünen ist auf Naxos verstreut in Wiesen und an Wegrändern anzutreffen.
Diese Art ist an der Hülle aus haarfeinen, mehrfach gefiederten Hochblättern zu erkennen, die die Blüte umgibt.
Die Blüten sind blau, die Fruchtbälge bis zum Beginn der schlanken Spitzen verwachsen.
Nigella degenii ssp. degenii, Vierh.
Diese Schwarzkümmel-Art ist auf den Kykladen endemisch, wo sie den ähnlichen Acker-Schwarzkümmel ersetzt. Sie kommt in vier Unterarten vor, die je auf unterschiedliche Inseln beschränkt sind, d.h. die Art hat sich durch geographische Isolierung aufgespalten. Auf Naxos wächst die Unterart Nigella degenii ssp. degenii. Diese Schwarzkümmel-Art blüht erst im Frühsommer, wenn die meisten einjährigen Pflanzen schon vertrocknet sind.
Nigella degenii ist dem in Europa weit verbreiteten Acker-Schwarzkümmel sehr ähnlich. Die grünlichen Blüten besitzen blaue Staubblätter und Griffel und recht auffällige, grünliche, rundliche, zweigeteilte Honigblätter mit einem dunklen Querstreifen. Die Staubblätter und später die Griffel biegen sich nacheinander nach außen, um in Kontakt mit den bestäubenden Insekten zu kommen.
Die warzigen Fruchtbälge sind auf etwa 2/3 der Länge verwachsen. Die Stängelblätter sind zweifach gefiedert mit feinen Abschnitten.
Nigella doerfleri, Vierh.
Die kleine, unauffällige Art Nigella doerfleri kommt bei uns in der Phrygana und in alten Olivenhainen vor.
Nigella doerfleri blüht im späten Frühjahr. Die oberen Stängelblätter sind einfach gefiedert.
Die Blüten besitzen schmale, blassblaue Blütenblätter, rote Honigblätter und gelbliche Staubblätter.
Die Fruchtbälge sind bis fast zum Ende verwachsen; nach der Blüte stehen die Spitzen fast aufrecht.
Waldreben, Clematis
Rankende Waldrebe, Clematis cirrhosa, L.
Die Waldreben gehören zu den wenigen Hahnenfußgewächsen, die verholzen. Sie wachsen als Lianen. Es gibt etwa 300 Waldreben-Arten, die vor allem in den gemäßigten Regionen der Nordhalbkugel vorkommen.
Die Rankende Waldrebe wächst kletternd in Bäumen oder auf Mauern; sie kommt in Wäldern und Macchie vor allem in den warmen Gegenden von Naxos vor. Sie besitzt immergrüne, gelappte oder dreiteilige Blätter.
Hier sieht man ein typisches Exemplar, das in einem kleinen Kermeseichenwäldchen auf den Bäumen klettert.
Die Waldreben besitzen keine Kronblätter; die vier Kelchblätter sind kronblattartig ausgebildet. Bei der Rankenden Waldrebe sind sie cremefarben. Die Blüte besitzt zahlreiche freie Staubblätter und Griffel.
Die Blüten der Waldrebe bieten den bestäubenden Insekten Nektar und vor allem viel Pollen. Hier eine Biene mit prall gefüllten „Höschen“.
Die zu vielen zusammenstehenden Früchte der Waldreben sind kleine Nüsschen, an denen der Griffel als langer fedrig behaarter Anhängsel erhalten bleibt. Bei trockenem Wetter sind die Griffelhaare abgespreizt und dienen der Windverbreitung. Bei Feuchtigkeit legen sich die Haare dagegen an; die Früchte mit den langen Griffeln haften dann leicht an vorbeistreifenden Tieren. Durch abwechselndes Trockenen und Befeuchten bewegen sich die Früchte außerdem langsam fort und können sich so in die Bodenvegetation oder die Erde hineinbohren.
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