Bei den Fledermäusen in der Zeus-Höhle
Fledermäuse gehören zu den Tieren, die nicht so ganz einfach zu erforschen sind: Sie sind nur nachts aktiv und sitzen tags meist in schwer erreichbaren Höhlen, in Felsspalten, verfallenen Häusern oder versteckt in Baumhöhlen. Nachdem wir in den Schmirgelminen zumindest zu dieser Jahreszeit keine Fledermäuse angetroffen haben (soweit wir in sie vordringen konnten), wollen wir unser Glück nun in der Zeus-Höhle versuchen, in der es viele Fledermäuse geben soll. Uns begleitet Michalis Bardanis aus Apíranthos, der schon oft in der Höhle gewesen ist.
Wir brechen am frühen Nachmittag auf, um genug Zeit zu haben, die Höhle zu erkunden, bis die Fledermäuse gegen Abend aktiv werden. Vom Parkplatz in der Nähe der Quelle „ton Arión“ ist es etwa eine halbe Stunde zu Fuß bis zur Höhle. Wir haben einiges an Ausrüstung zu schleppen: Wir nehmen eine Fledermaus-Falle mit, die am Eingang der Höhle aufgestellt werden soll.
Von der Quelle „ton Arión“ aus ist es etwa eine halbe Stunde zu Fuß bis zur Höhle.
Auf halbem Weg. Im Hintergrund ragt steil der Gipfel des Zeus-Berges, des höchsten Berges der Kykladen, auf.
Die Zeus-Höhle liegt in den dicken Marmorschichten, aus denen der Zeus-Berg aufgebaut ist. Schon der erste Raum der Höhle ist ganz schön groß, wenn auch eher niedrig. In der Nähe des Eingangs kann man noch recht gut laufen; je weiter man vordringt, desto beschwerlicher wird das Vorwärtskommen jedoch, weil der ganze Boden mit großen, von der Decke herabgestürzten Felsblöcken übersät ist, die man mühselig erklettern muss. Schließlich gelangt man zur zweiten, beeindruckenden Kammer der Höhle, die eine Größe von 78 mal 65 Metern mit bis zu 22 Metern Höhe besitzt. Das Vorwärtskommen wird hier sehr beschwerlich; es ist nicht daran zu denken, die Höhle bis zum anderen Ende zu erkunden. Das größte Problem ist, dass die großen Felsbrocken, über die wir klettern müssen, durch Fledermauskot so schmierig und rutschig sind, dass man sich nur mit äußerster Vorsicht vorwärts bewegen kann.
Hinter dem Eingang bildet die Zeushöhle einen großen, aber mit bis zu etwa 5 Metern eher niedrigen Raum.
Weiter hinten gelangt man über die hier zu sehende Anhöhe in eine zweite Kammer, die mit 78 mal 65 Metern und einer Höhe von bis zu 22 Metern wesentlich größer ist. Die Höhle ist sehr schwer begehbar, weil der Boden durch herabgestürzte Felsbrocken sehr unwegsam ist.
Nachdem wir ein Stück in die Höhle vorgedrungen sind, hören wir ein zunehmendes Gequietsche und Gezeter: Fledermäuse! Der Lärm geht von einer Stelle in der hinteren Kammer aus; glücklicherweise nicht sehr tief in die Höhle hinein, sondern für uns einigermaßen erreichbar. Wir gehen vorsichtig näher an die Quelle der Aufregung heran und sehen schließlich eine große Traube von Fledermäusen hoch über uns an der Wand hängen. Vorsichtig nähern wir uns noch ein Stück und fotografieren die Fledermäuse, ohne sie durch zu viel Licht zu sehr zu stören. Es sind Mausohren; um welche Art es sich handelt, kann man so aus der Ferne nicht bestimmen. Außer dieser Traube entdecken wir an mehreren Stellen der Höhlendecke einige einzeln sitzende Fledermäuse, vermutlich Hufeisennasen.
An der Höhlendecke hängen hier und da ein paar einzelne Hufeisennasen.
Und hier sitzt eine ganz Traube an Mausohren, die, durch uns aufgestört, ein von weitem zu hörendes Gezeter und Gequietsche veranstalten.
Es handelt sich um schätzungsweise 1.000 bis 1.500 Individuen, die alle eng aneinandergedrängt sitzen, um sich gegenseitig zu wärmen.
Einzelne Tiere fliegen auf, setzen sich aber bald wieder hin.
Wir gehen bald wieder, um die Tiere nicht zu sehr zu stören. Von den in Europa verbreiteten Fledermaus-Arten sind mehr als die Hälfte in der Roten Liste als gefährdet aufgeführt. Fledermäuse sind vor allem durch Zerstörung und Versiegelung ihrer Schlaf- und Wohnplätze gefährdet sowie durch Störung in ihren (Winter)quartieren. Insbesondere während der kalten Jahreszeit kostet es die Tiere sehr viel Energie aufzuwachen und wegzufliegen. Aus diesen Gründen sollte man, wenn man das Glück hat auf Fledermäuse zu treffen, besonders darauf achten, dass die Tiere so wenig wie möglich gestört oder aufgescheucht werden.
Im Rahmen ihrer Bestandsaufnahme wollen Elena und Artemis versuchen, einige der Fledermäuse zu fangen, um die Arten genau zu bestimmen, die Tiere zu vermessen und DNA-Proben zu entnehmen. Dazu stellen wir die mitgebrachte Fledermaus-Falle am Höhleneingang auf. Fledermäuse dürfen nur mit äußerster Vorsicht angefasst werden; abgesehen davon, dass dem Tier natürlich nicht geschadet werden soll, sind Fledermäuse manchmal mit Krankheiten infiziert, die durch einen Biss übertragen werden können. Auch die kleinen Arten dürfen nur im Notfall und nur mit Handschuhen angefasst werden: Sie besitzen spitze Zähne, die die menschliche Haut leicht durchdringen können. Forscher, die sich viel mit Fledermäusen befassen und diese fangen, müssen sich gegen die entsprechenden Krankheiten impfen lassen.
Die Fledermaus-Falle wird aufgestellt. Es handelt sich um einen Aluminium-Rahmen, der nach Art einer Harfe mit feinen Nylon-Fäden bespannt ist.
Es ist nicht ganz einfach, die Falle sicher und stabil vor der Tür der Höhle aufzustellen.
Unter den Rahmen wird eine große Tasche gehängt, in die die Fledermäuse hineinfallen, die gegen die Fäden prallen, wenn sie aus der Höhle herausfliegen.
Alles ist fertig und einsatzbereit. Artemis sitzt in der Tür, um die Fledermäuse in Empfang zu nehmen, während Elena ihre Papiere und Messutensilien zurecht legt.
Nun heißt es warten, bis die Sonne untergeht!
Die ersten Fledermäuse kommen, als es noch ein wenig hell ist.
Die Tiere werden in kleine Taschen verpackt und an einer Stange aufgehängt, bis sie zum Messen an die Reihe kommen.
Für jeden Fang werden Art, Geschlecht und bestimmte Maße notiert.
Hier wird die Länge des Unterarms vermessen.
Dann wird das Tier noch fotografiert.
Als erstes kommen die Hufeisennasen aus der Höhle; diese werden früher aktiv als die Mausohren. Wir fangen hauptsächlich Große Hufeisennasen (Rhinolophus ferrumequinum).
Hier eine Blasius-Hufeisennase (Rhinolophus blasii); eine südosteuropäische Art, die wir aber seltener antreffen als die vorige.
Die häufigsten Fledermäuse in der Höhle sind Kleine Mausohren (Myotis blythii). Diese besitzen keine Nasenaufsätze wie die Hufeisennasen.
Fledermäuse können ziemlich alt werden: 20 bis 30 Jahre sind keine Seltenheit. Hier ein altes Männchen mit schon ganz abgenutzten Zähnen.
Außer dem Kleinen Mausohr fangen wir auch einige Wimpernfledermäuse (Myotis emarginatus). Diese Art ist deutlich kleiner und besitzt ein gerades Ohr ohne Falte am Außenrand.
Nachdem wir 20 Exemplare der beiden häufigeren Arten gefangen und vermessen sowie DNA-Proben (ein kleines Stückchen der Flughaut) entnommen haben, bauen wir die Falle wieder ab, um die Tiere nicht überflüssig zu stören. Ein spannendes Erlebnis und eine erfolgreiche Unternehmung, die uns einige weitere Informationen über die Fledermaus-Arten der Insel beschert hat und die Artenliste auf 8 Arten erweitert hat.
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