Die Eiszeiten in Griechenland
Die Erde hat im Laufe ihrer Geschichte eine Reihe von Eiszeitaltern durchgemacht, während derer die Temperaturen deutlich absanken und große Teile der Erde vereisten. Jedes Eiszeitalter dauerte etwa 15 bis 20 Mio. Jahre und bestand aus abwechselnden Kalt- und Warmzeiten. Auch heute befinden wir uns in einem bislang etwa eine Million Jahre andauernden Eiszeitalter, und zwar (statistisch gesehen) am Ende einer Warmzeit. Dieses letzte Eiszeitalter bis zum Ende der letzten Kaltzeit wird als Pleistozän, die jetzige Warmzeit als Holozän bezeichnet, beide zusammen nennt man (etwas veraltet) Quartär.
In unserem jetztigem Eiszeitalter gab es bislang vier große Kaltzeiten („Eiszeiten“) von je knapp 100.000 Jahren Dauer. Die Durchschnittstemperatur der Erde sank während der Kaltzeiten jeweils um etwa 10° C und weite Teile der Nordhalbkugel wurden mit Eiskappen und Gletschern bedeckt. Im Mittelmeergebiet lagen die Temperaturen an Land etwa 6 bis 8° C niedriger als heute; die Meerestemperaturen waren im Winter um 3 bis 4° C und im Sommer um 7° C niedriger. Außerdem wurde das Klima deutlich trockener. In den dazwischen geschalteten Warmzeiten (Zwischeneiszeiten) von je etwa 15.000 Jahren Dauer war das Klima ähnlich wie heute; die Gletscher zogen sich wieder zurück.
Zur Zeit ihrer größten Ausdehnung reichten die Eiskappen bis an den Nordrand des Mittelmeergebietes. In den Bergen Nordgriechenlands bildeten sich Gletscher. Die Erosion durch das Eis führte hier ebenso wie in den Alpen zur Bildung U-förmiger weicher Täler. Auf Naxos gab es ebenso wie im übrigen südlichen Griechenland keine Gletscher; dementsprechend sind die Täler hier nicht weich und rund gestaltet, sondern steil und V-förmig.
Die Ursachen der Eiszeiten
Die Ursachen der Eiszeiten sind noch nicht ganz geklärt. Eine Rolle spielen die Lage der Kontinente und ihrer Hochgebirge, die Meeresströmungen, vor allem die warmen Strömungen im Atlantik (Golfstrom) und die kalten Strömungen um die Antarktis, das Auftreten von Vulkanismus und die Sonnenaktivität sowie die Erdbahngeometrie, die zu leichten Schwankungen in der Intensität der Sonneneinstrahlung führt. Sicher ist, dass die Abkühlung, sobald sie in Gang kam, sich selbst verstärkte, da eine Vereisung von größeren (polfernen) Gebieten der Kontinente wie z.B. von Tibet zu einer verstärkten Reflektion und verringerten Absorption des Sonnenlichts und somit zu einer weiteren Abkühlung führte.
Die Vegetation während der Eiszeiten
Die Klimaschwankungen des Pleistozäns führten zum Aussterben vieler Arten der reichen tertiären Flora in der Mittelmeerregion. Während der Kaltzeiten breiteten sich vor allem in den trockeneren östlichen Gebieten Steppen mit Beifuß (Artemisia) und Gänsefußgewächsen aus, teilweise auch Savannen mit Kiefern und Eichen. Die feuchten Täler des Mittelmeerraumes dienten als Rückzugsgebiet für die heute in Mittel- und Nordeuropa verbreiteten laubabwerfenden Waldbaumarten der gemäßigten Klimazone, die vor der Eiskappe nach Süden auswichen.
Während der Warmzeiten breiteten sich diese laubabwerfenden Arten wie Eichen, Buche, Hainbuche, Hasel und Birke dann jeweils wieder über den größten Teil Europas aus. Einige der Arten haben im griechischen Raum erhalten, z.B. die Buche, die Haselnuss und die Rosskastanie, die heute nur in Nordgriechenland auftreten, sowie der Walnussbaum, die Erle, die Esche, der Ahorn, der Weißdorn, die Ulme und einige sommergrüne Eichenarten, die auch auf Naxos vorkommen.
Esche, Fraxinus ornus
Weißdorn, Crataegus monogyna
Aus den östlich anschließenden Gebieten wie Syrien und Iran wanderten während der Eiszeiten einige trockeneren Regionen entstammende Arten ein wie der Mastixstrauch, der Judasbaum (Cercis siliquastrum), das Meerträubel (Ephedra) und laubabwerfende Eichenarten.
Mastixstrauch, Pistacia lentiscus
Meerträubel, Ephedra foeminea
Vielfalt und Isolation
Die nord-süd-gerichteten klimatisch bedingten Verschiebungen der Vegetationsformen wurden in Europa durch die west-ost-verlaufenden Barrieren der Alpen und des Mittelmeeres erschwert, so dass zahlreiche Arten ausstarben. Entsprechend der kleinräumigen Gliederung des Mittelmeerraumes durch Meeresbuchten und Gebirgszüge entwickelte sich jede Region etwas unterschiedlich, was insgesamt eine sehr hohe Vielfalt bedingte.
Im gebirgigen Griechenland konnten viele Arten die Klimaveränderungen vergleichsweise einfach überstehen, indem sie statt nord-süd-gerichteter Wanderungsbewegungen in die geschützten, warmen Täler auswichen. So konnte auch eine ganze Anzahl frostempfindlicher Arten überleben. Die kleinräumige Isolation begünstigte zudem in vielen Fällen die Entstehung neuer Arten oder Unterarten. Aufgrund dieser Umstände und entsprechend seiner auf kleinem Raum sehr großen klimatischen und geologischen Vielfalt weist Griechenland heute nicht nur die höchste Artenvielfalt Europas, sondern auch den höchsten Endemiten-Anteil auf (als Endemiten werden Pflanzen bezeichnet, die nur in einem kleinen Gebiet vorkommen).
Aufgrund des bis zu 200 m niedrigeren Meeresspiegels (viel Wasser war in den Eiskappen gebunden) waren die Kykladen während der Eiszeiten zu einer großen Insel vereint. Aller Wahrscheinlichkeit nach gab es jedoch keine Verbindung mit dem Festland. Diese Isolation verhinderte das Einwandern mancher sich auf dem Festland während der klimatischen Veränderungen ausbreitender Arten. So erklärt sich, dass auf den Kykladen zum Beispiel die auf dem Festland und den diesem näheren Inseln so wichtigen Nadelbäume (Kiefern, Zypressen und Tannen) fehlen sowie eine Reihe von weiteren Pflanzenarten der Kiefern- und Flaumeichenwälder.
Nach den Eiszeiten
Vor etwa 10.000 Jahren ging die letzte Eiszeit zu Ende. Zunächst wurde das Klima mild und feucht und die laubabwerfenden Wälder breiteten sich von ihren Refugien über das Mittelmeergebiet aus. Ab etwa 5.000 v. Chr. wurde es dann deutlich trockener: Das mediterrane sommertrockene Klima entstand. Die laubabwerfenden Wälder wurden allmählich durch eine wärmebedürftigere und trockenheitsresistentere Vegetation ersetzt. Die nördlichen Arten verschwanden nach und nach und typische mediterrane Arten wie die immergrünen Eichen, die Kiefern, die Platane und viele Zwergstrauch-Arten breiteten sich aus. Die beste Anpassung an das saisonale, sommertrockene Klima zeigten unter den Bäumen die Arten mit kleinen, harten, immergrünen Blättern. Solche Pflanzen werden als Hartlaubgewächse bezeichnet. Sie stellen einen wichtigen Anteil an der heutigen mediterranen Vegetation.
typische mediterrane Vegetation mit vielen Hartlaubgewächsen
Eine charakteristische mediterrane Vegetationsform ist die Macchie mit verstreuten Hartlaubbäumen und Sträuchern bzw. Zwergsträuchern.
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siehe auch:
Zum Weiterlesen: Eiszeiten (Wikipedia)