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Ebbe und Flut

Auf Naxos gibt es, wie allgemein in der Ägäis und in den meisten Gebieten des Mittelmeeres, praktisch keine Ebbe und Flut, das heißt der Tidenhub beträgt nur ein paar Zentimeter und ist kaum festzustellen. Es gibt aber deutliche Unterschiede im Wasserstand über längere Zeiträume – mal ist der Wasserstand besonders hoch, mal für ein paar Tage besonders niedrig, offenbar abhängig vom Wetter wie von der Windrichtung und vom Luftdruck. Beide Effekte spielen in kleinen Meeren wie der Ägäis durchaus eine Rolle: Theoretisch beträgt der Unterschied im Wasserspiegel zwischen sehr hohem und sehr niedrigem Luftdruck etwa einen Meter, und auch starke Winde können zu deutlich spürbaren Änderungen im Wasserstand führen.

Verständlicherweise bemerkt man Unterschiede im Wasserstand hauptsächlich dann, wenn das Meer still ist. Besonders auffällig ist bei uns sehr niedriger Wasserstand, weil dann die hell gefärbte „Gezeitenzone“ freiliegt. Die Gezeitenzone, das Mesolitoral, sollte bei uns entsprechend des Fehlens eines Tidenhubs besser „Wellenzone“ genannt werden – wie bei der Gezeitenzone handelt es sich um die Zone an der Küste, die regelmäßig sowohl überflutet als auch der Luft exponiert wird.


Hier an der Küste bei Ágios Dimítris mit Schieferfelsen sieht man bei niedrigem Wasserstand die nun exponierte Zone des Mesolitorals als auffälligen oben weißen und unten grau gefärbten Streifen.


Je nachdem wie steil die Küstenfelsen sind, ist diese Zone des Mesolitorals etwa 10 cm bis einige Dezimeter breit.


Im Mesolitoral können keine Organismen überleben, die ein Trockenfallen nicht überstehen können. Es gibt eine ganze Reihe von Algenarten, die im Mesolitoral vorkommen, so diverse Rot- oder Braunalgen und die widerstandsfähigen krustig wachsenden Kalk-Rotalgen. Außerdem wird das Mesolitoral von einer Reihe von Tierarten bewohnt, die an den Wechseln zwischen Wasser und Luft und an den Wellengang angepasst sind. Besonders charaktertistische Bewohner des Mesolitorals sind die Napfschnecken.


An der Marmorküste ist ebenfalls eine auffällige Zonierung aus mehreren etwa einen Dezimeter hohen Streifen zu erkennen.


Hier sieht man, dass der Bewuchs mit nicht verkalkten Algen erst im Infralitoral beginnt, in der untersten Zone, die nie für längere Zeit trockenfällt. Darüber folgt ein beigegrau gefärbter Streifen und dann ein weißer Streifen, die zusammen die „Wellenzone“, das Mesolitoral bilden. Über diesem doppelten Streifen schließt sich das Supralitoral an, die Spritzwasserzone, die nie gänzlich unter Wasser liegt und bei Windstille für längere Zeit völlig trockenliegen kann. Sie besteht aus einem weiteren etwa 10 cm breiten Streifen, wiederum beigegrau gefärbt, und darüber einer meist etwa 20 bis 40 cm Meter hohen schwarzen Zone, oberhalb derer sich eine beige-braun-weißliche Zone anschließt. Das Supralitoral ist hauptsächlich von Blaualgen besiedelt, die teilweise auf, teilweise im Gestein leben; im Mesolitoral gedeihen dagegen vor allem verkalkte Rotalgen.


Hier die weißen Kalkalgen der oberen Zone des Mesolitorals – ich habe leider bislang nicht herausfinden können, um welche Art es sich handelt.


Hier die rosa Kalkalgen der unteren Zone des Mesolitorals, vermutlich Lithophyllum incrustans oder eine verwandte Art; dazwischen wächst eine Blaualge, z.B. Rivularia bullata, die kleine feucht grüne, trocken schwarze Kugeln bildet.

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