Die Spinnen sind vor allem für ihre Fähigkeit Fäden und Netze zu spinnen bekannt; tatsächlich leitet sich ja auch ihr Name davon ab. Sie teilen diese Fähigkeit mit vielen Insekten (deren Larven Kokons spinnen), aber z.B. auch mit manchen Tausendfüßlern und Muscheln. Die Spinnseide wird bei den Spinnen von meist sechs Spinndrüsen abgesondert, die in deutlich sichtbaren Spinnwarzen an der Unterseite des Hinterleibs liegen. In den Spinndrüsen liegt die Seide noch in Form ihrer Polymerbestandteile vor, die in Salzlösung gelöst sind; sie formt sich als Seidenfaden, sobald sie an die Luft abgeschieden wird. Dabei produzieren die Spinnen je nach Verwendungszweck eine ganze Reihe verschiedener Fadentypen, die eine unterschiedliche Stärke, Dicke und Elastizität aufweisen; die Gestaltung dieser Fäden wird durch winzige sogenannte Spinnspulen kontrolliert. Dicke, starke Fäden verwendet die Spinne für ihre „Sicherungsleine“ und für das Gerüst des Netzes (Rahmenfäden, Speichen, Signalfaden) sowie auch für Fang- und Stolperfäden und die Herstellung der Wohnröhre. Der Klebfaden des Netzes ist dagegen dünner und besonders elastisch. Sehr feine Seide wird für die Innenauskleidung des Eikokons und für das Einspinnen der Beute verwendet; außen wird der Kokon von besonders zäher Seide umhüllt. Auf die Fangfäden und die Anheftungspunkte der Fäden des Netzes trägt die Spinne einen speziellen Leim auf, der als Klebstoff dient. De Seidenfäden der Spinnen sind extrem belastbar (fünfmal stärker als Stahl) und gleichzeitig dehnbar (um das Dreifache). Sie werden von keinen Bakterien angegriffen und sind sehr haltbar, aber trotzdem biologisch abbaubar: ein ideales Material, von dessen Effizienz menschliche Techniker nur träumen können. Viele Spinnen, wie hier die bei uns sehr häufige Gehörnte Kreuzspinne, legen regelmäßige, runde, senkrecht gespannte Radnetze an. Für die Erstellung des Radnetzes lässt die Spinne als erstes einen Faden von einer hohen Warte aus zu einem anderen Befestigungspunkt hinüberwehen, läuft hinüber, wenn sich der Faden verfangen hat und spinnt dabei einen weiteren Faden, den sie möglichst weit oben befestigt. Dann läuft sie zur Mitte des ersten Fadens, seilt sich ab und zieht mehrere weitere Fäden, so dass die ersten Speichen des Rades entstehen. Danach zieht sie die rundherum liegenden Rahmenfäden und fügt weitere Speichen ein. Im Zentrum des Netzes (Nabe) wird oft eine feine Spirale gezogen. Von dort aus legt die Spinne dann eine nicht klebende Hilfsspirale; diese entlanggehend zieht sie danach von außen nach innen die feine, enge Fangspirale aus Klebefaden ein, wobei sie die Hilfsspirale wieder entfernt. Ganz zum Schluss wird die Nabe neu gestaltet, manchmal bleibt die Mitte frei, manchmal besteht sie aus einer feinen, nicht-klebenden Spirale. Es ist immer wieder faszinierend, einer Kreuzspinne beim Bau ihres Netzes zuzuschauen! Wenn das Netz fertig ist, setzen sich die Kreuzspinnen, wie alle größeren Spinnen-Arten, meist in dessen Mitte und warten dort auf Beute. Die Gehörnte Kreuzspinne, die oft riesige Netze zwischen großen Bäumen spannt, ist in Europa weit verbreitet und auf Naxos sehr häufig; man trifft sie vor allem im frühen Sommer an.