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24. April

Der Kleinfrüchtige Affodill oder Asphodill ist im Frühling mit seinen bis über einen Meter hohen verzweigten Blütenständen mit großen sternförmigen Blüten eine auffällige Pflanze auf Naxos. Seine langen und schmalen grundständigen Blätter sind durch eingelagerte Kristalle so hart, dass sie von Ziegen nicht gefressen werden; entsprechend kann der Affodill auch an stark beweideten Standorten gedeihen. Die mehrjährige Pflanzen überdauert den Sommer in spindelförmigen, einer Süßkartoffel ähnlich sehenden Speicherknollen. Diese sind essbar, wenn auch nicht besonders wohlschmeckend; ein Brei aus ihnen kann zur Behandlung von Magengeschwüren und Ekzemen der äußeren Haut verwendet werden. Der Affodill kommt auch in der griechischen Mythologie vor: Laut Homer kommen die Verstorbenen in der Unterwelt in eins von drei Gefilden. Das erste ist die Insel der Seeligen, die Elysischen Gefilde, wohin von den Göttern geliebte Helden, die von ihnen die Unsterblichkeit geschenkt bekommen haben, gebracht werden. Das zweite ist der Tartarus, wo Menschen hinkommen, die Verbrechen und Sünden begangen hatten, und wo sie schrecklichen Qualen ausgesetzt wurden – für alle Ewigkeit für unheilbare Verbrecher, die ihre Taten nicht bereut hatten, während solche, die während ihres Lebens schon Reue empfunden hatten, durch die Qualen im Tartarus gereinigt wurden, so dass sie nach einem Jahr die Seelen, denen sie das Unrecht angetan hatten, um Verzeihung bitten konnten. Wenn ihnen vergeben wurde, konnten sie den Tartarus verlassen, andernfalls mussten sie für einen weiteren Durchgang zurück. Das dritte Gefilde ist die Asphodelenwiese, wohin die meisten Toten gelangen, die „unvollkommenen Seelen“, die weder gut noch schlecht sind, und wo sie als Schatten leben müssen, die sich nach langer Zeit verflüchtigen. Vielleicht wuchs in der Vorstellung der Griechen gerade der Affodill in diesem Gefilde, weil er an öden Standorten gedeiht, oder vielleicht wegen der doch nicht ganz weißen Färbung seiner Blüten (weiß war die Farbe der Trauer im antiken Griechenland).