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„Aphrodite von Azalas“ vom Schweizer Bildhauer René Küng

Das Jahr 2009 hat für uns noch etwas ganz unerwartetes Neues gebracht: Der Schweizer Bildhauer René Küng hat hier in Azalas ein Kunstwerk angefertigt und aufgestellt, die Marmorskulptur „Aphrodite von Azalas“.


Die „Aphrodite von Azalas“ mit dem Künster René Küng

René Küng, einer der bedeutendsten Schweizer Bildhauer der Gegenwart, fertigte die Skulptur in zwei Aufenthalten in Azalas an, im Juni und September 2009. Die Idee für das Kunstwerk war bei Aufenthalten in Moutsouna in den vorangegangenen Jahren entstanden. Die knapp 2 Meter hohe Skulptur ist aus naxiotischem Marmor gefertigt.

Der Marmorblock, aus dem die Statue erstellt wurde, stammt aus dem Marmorwerk Bros. Karpontini. Er wurde in drei Teile zerschnitten mit einem Kranwagen zu uns nach Azalas transportiert.


Ein Kranwagen transportiert die über eine Tonne schweren Marmorstücke an.


das Abladen der Blöcke

Vor Ort in Azalas sägte der Künstler die Stücke zuerst zurecht und gab ihnen ihre ungefähre Form. Dann wurden sie mithilfe des Krans aufgestellt: zuerst wurde der untere Block auf eine dicke Marmorplatte gestellt, dann die zwei oberen Stücke darauf montiert.


Vor dem Aufstellen werden die Stücke schon grob bearbeitet und zurechtgeschnitten.


Die Stücke werden mit eingelassenen Stahlbolzen aneinander befestigt; hier sieht man die Löcher in der Unterfläche des unteren Blocks.

Der Platz, an dem die Skulptur aufgestellt werden sollte, war schon ausgewählt: der kleine Landvorsprung am Kryfo Limanaki, der kleinen, versteckten Bucht nördlich von Agios Dimitris.


Die Fläche, auf der die Skulptur stehen soll, muss von Pflanzen befreit und geglättet werden.


Der untere Block wird aufgerichtet.


Hier ist genaue Arbeit erforderlich.


Hier stehen die Stücke schon aufeinander, sind aber noch nicht entgültig befestigt.

Nun kann die Skulptur fertig gestellt werden.


Der Künstler bei der Arbeit.

Der Künstler René Küng

Die Kunstwerke von René Küng sind nicht einfach nur als wohlgeformte Skulpturen zu verstehen. Jedes Werk bringt eine besondere Erfahrung, eine Erkenntnis, eine Empfindung des Künstlers zum Ausdruck; jede Idee, oft in vielen Variationen ausgeführt, erzählt von einer besonderen Situation in seinem Leben. Dabei spricht der Künstler direkt die Empfindungswelt des Betrachters an; oft kann die Bedeutung des Werks eher erfühlt als logisch erschlossen werden. Die Plastiken sollen durchaus schön sein, vor allem harmonisch, aber es wird keine unnatürliche Perfektion angestrebt: Das verwendete Material darf noch sprechen. Kleine Fehler im Stein müssen nicht überdeckt, vertuscht werden, und auch die Herstellungsweise darf ihre Spuren hinterlassen: Auch sie erzählen ihre Geschichte, die von der fertigen Skulptur nicht zu trennen ist.

René Küng begann seine Künstlerlaufbahn als Steinmetz. Auch heute noch ist Stein sein bevorzugtes Material; er verwendet aber auch Holz, Ton oder Metall. Oft wählt er für eine Skulptur ein Material, dass für ein derartiges Werk ungeeignet erscheint (z.B. Harfen aus Stein, Leitern aus dünnen Ästen) und es deswegen umso deutlicher sprechen lässt. Mit erstaunlicher technischer Fertigkeit stellt Küng große, gewagt erscheinende Skulpturen her, aber auch filigrane Miniaturen: Grenzen werden ausgetestet.

Küngs Skulpturen stehen nicht als losgelöste Kunstwerke in einem luft- und lebensleeren Raum. Sie sind stets in Bezug zu ihrer Umgebung, insbesondere zur umgebenden Natur und Landschaft, errichtet. Und vor allem sprechen sie zum Betrachter und dies gleich unter mehreren Aspekten. Sie sprechen zu ihm von der Natur, und zwar sowohl von dem dargestellten Aspekt der Natur als auch von der verwendeten Natur, dem Material, aus dem die Skulptur erstellt ist, und das immer seine eigene Ausdrucksweise und Sprache behält. Und sie berichten vom Menschen und der menschlichen Kultur, und zwar wieder unter zwei Aspekten: Zunächst einmal in der Verwendung uralter, von uns fast instinktiv wahrgenommener Symbole, und dann aber ebenfalls unter dem „materielleren“ Aspekt der technischen Ausführung, in der oft an alte, traditionelle Arbeitsweisen und Techniken erinnert wird.

Aber auch in anderer Hinsicht sind die Statuen von Küng nicht eigentlich statisch: Fast alle sprechen zu uns von einem Prozess, einer Bewegung. Viele Werke weisen einen Aspekt der Durchsichtigkeit oder eines Durchblicks auf, oft auch einer Aufwärtsbewegung. Das Entscheidende ist dabei aber nicht etwas uns Verborgenes, das uns enthüllt wird (schließlich liegt auf beiden Seiten des Durchblicks oder Durchgangs genau dieselbe Natur), vielmehr geht es gerade um den Aspekt des Hindurchsehens selbst, der ein Prozess des Bewusstwerdens oder vielleicht des Wieder-Erinnerns ist, ein Schritt der Wiedervereinigung mit unseren Wurzeln in der Natur und in unserer eigenen Kultur.

Seit dem Beginn seiner Laufbahn zeigt René Küng eine besondere Beziehung zum Süden Europas, zum Mittelmeergebiet, wohin es ihn in zahlreichen Aufenthalten immer wieder gezogen hat. Auch das ist vielleicht zu verstehen als eine Rückkehr zu den Wurzeln, in diesem Fall unserer Kultur, und sicherlich passen manche Aspekte seiner Skulpturen besonders gut zur Welt der Ägäis und zur griechischen Antike: die Klarheit der Formen, die Harmonie, die Macht der Schlichtheit und das „innere Licht“.


René und Silvia Küng

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