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Das Antike Thera auf Santorin

An der Ostküste von Santorin liegt das Antike Thera, die Hauptsiedlung der Insel in der Antike (archaische bis frühe byzantinische Epoche). Von Períssa aus führt ein schöner Wanderweg zur Ausgrabungsstätte, die einen Besuch allemal wert ist.


Im heute sehr touristischen, am Meer gelegenen Ort Períssa beginnt die Wanderung zum Antiken Thera, das auf dem steilen Bergrücken des benachbarten Mésa Bounó liegt.


Oberhalb von Períssa liegt eine kleine Kirche eng an den Felsen geschmiegt.


Im Zoom sieht man, von was für einer gewaltigen, überhängenden Felswand die Kirche überschattet ist.


Und nun der Blick das Tal hinauf: Oben am Pass liegt der Eingang zur archäologischen Stätte des Antiken Theras, wobei die Siedlung nach rechts hin liegt; auf der linken Seite liegt der höchste Berg Santorins, der Profítis Elías.


Der Wanderweg führt fast an der Kirche vorbei, die wir vorher schon gesehen haben; ich mache noch den kleinen Abstecher.


Die Lage ist ganz und gar erdrückend mit der drohenden Steilwand über einem – kein anheimelnder Ort, aber beeindruckend!


Der Blick etwa von der halben Höhe das Tal hinunter über die heute dicht besiedelte Ebene von Períssa.


Der Bergrücken des Mésa Bounó und des Profítis Elías ist die einzige heute nicht von vulkanischem Material bedeckte Gegend der Insel Santorin: Hier steht ein Marmor-ähnliches Gestein an. Im Tal sind kleine Reste der Asche-Ablagerungen der Minoischen Eruption übrig, die in den drei Jahrtausenden seit der Eruption nicht wieder wegerodiert worden sind.


Ein wunderschöner Pfad durch eine eindrucksvolle Landschaft!


Oben auf dem Pass angekommen blicken wir zum Ort Kamári auf der anderen Seite herunter.

Nach der Minoischen Eruption (etwa 1.650 v. Chr.) war die Insel Santorin für mehrere Jahrhunderte unbewohnt. Erst um 1.200 v. Chr. entstanden wieder kleine Niederlassungen. Deren Hauptsiedlung, das Antike Thera auf dem 360 m hohen, steilen Mésa Bounó, wurde von Siedlern aus Sparta unter einem Anführer namens Theras gegründet. Es liegt geschützt auf einem in drei Richtungen steil zum Meer abfallenden Hügel, aber nah an zwei fruchtbaren Schwemmebenen (nördlich und südlich des Berges), die über gepflasterte Wege zu erreichen waren; am Rand der südlichen Ebene beim heutigen Períssa (früher Eleúsis) gab es einen Hafen, an dem Schiffe anlegen konnten.

Während der archaischen und klassischen Epoche (8. bis 4. Jhd. v. Chr.) blieb die kleine Siedlung ohne größere Bedeutung, obwohl sie einigen Handel trieb und eine wichtige Kolonie gründete: Kyrene in Nordafrika (Libyen). Erst in hellenistischer Zeit blühte das Antike Thera auf, als die Ptolemäer (die Herrscher des Nachfolgereiches Alexander des Großen in Ägypten) den zugehörigen Hafen als Haupt-Flottenstützpunkt der Ägäis nützten. Aus dieser Zeit stammen die meisten heute sichtbaren Ruinen; ältere Reste sind nur spärlich erhalten. Die Stadt wurde nun neu konzipiert und das regelmäßige Straßenraster angelegt. Zunächst lebten drei Offiziere und etwa 300 Soldaten in Alt-Thera; später erhöhte sich deren Zahl. Eine ganze Reihe öffentlicher und repräsentativer Gebäude wurde errichtet, was einen beträchtlichen Wohlstand der Stadt beweist, obwohl nach wie vor das Stadtgebiet recht klein war und die Siedlung nur recht wenige Einwohner besessen haben kann.

In der römischen Zeit (etwa ab dem 1. Jhd. v. Chr.) besaß das Antike Thera zwar keine politische Bedeutung mehr; die Errichtung neuer wichtiger Gebäude bezeugt jedoch noch einen beträchtlichen Wohlstand seiner Bewohner. In den ersten byzantinischen Jahrhunderten wurde sie zum Bischofssitz, verlor aber nach und nach an Bedeutung, bis sie im Jahr 726 v. Chr. bei einem Ausbruch des Vulkans mit Bimsstein verschüttet wurde – danach wurde die Stadt nicht wieder besiedelt.

Die Siedlung des Antiken Thera liegt auf dem ebenen mittleren Bereich des Hügels und gruppiert sich um eine einen knappen Kilometer lange, breite, gepflasterte Straße. Hier liegen eine Reihe öffentlicher Gebäude wie die Markthalle (agorá) mit einer großen Stoa mit Säulen (vasilikí stoá), Verwaltungsgebäude, ein Theater (errichtet im 2. Jhd. v. Chr., für 1500 Zuschauer) und römische Bäder; außerdem gibt es eine Reihe von Gebäuden, die Geschäfte beherbergten. Rundherum Wohngebiete mit (insgesamt eigentlich nur recht wenigen) Privathäusern; auf der windgeschützten Südseite mit dem schönen Ausblick lagen die Villen der Offiziere. Entlang der Straßen verliefen unterirdische Abwasserleitungen; die Wasserversorgung wurde hauptsächlich durch Zisternen gedeckt. In den die Siedlung umgebenden, steileren Bereichen des Hügels befanden sich eine ganze Reihe von Heiligtümern verschiedener Gottheiten.

Das Antike Thera ist zu Beginn des letzten Jahrhunderts von deutschen Archäologen ausgegraben worden; erneute Grabungen wurden in den Neunziger Jahren unter Mitwirkung der Berliner Universität durchgeführt. Die heute sichtbaren Reste stammen größtenteils aus der hellenistischen und der römischen Epoche.


Auf den Hängen um die Bergkuppe mit der Hauptsiedlung herum liegen eine ganze Reihe von Heiligtümern, die über einen größeren Bereich verstreut sind. Kurz nach dem Eingang zum Archäologischen Bereich kommt der Besucher am Heiligtum der Aphrodite vorbei.


Dieses antike Heiligtum ist in eine frühbyzantinische Kirche umgewandelt worden, von der nur noch wenige Mauerreste stehen – auf ihrem Gelände befinden sich heute zwei kleine Kapellen im für die Insel typischen Baustil mit Tonnen-Dach. Im Hintergrund der Profítis Elías.


Hier ist ein Teil des Heiligtums des Artemidoros zu sehen, eines Priesters aus Perga in Pamphylien (Anatolien), der aufgrund eines Traumes nach Santorin kam und hier für sein bedeutendes Werk zweimal mit einem Olivenkranz geehrt wurde. Er errichtete dieses Heiligtum mit Statuen und Altären diverser Götter sowie in den Fels gehauenen Bildern:


des Zeus


des Apollon


des Poseidon


und seiner selbst!


Außerdem ist hier in den Felsen eine der ältesten griechischen Inschriften eingeritzt.


Hier beginnt die eigentliche Siedlung.


Das Mauerwerk ist sorgfältig aus dem lokalen, grauen Marmor errichtet.

Nördlich der Hauptstraße lagen die drei agorés, offene Plätze, auf denen Verkaufsstände standen, Reden und Versammlungen gehalten wurden sowie Statuen bedeutender Bürger aufgestellt waren; außerdem wurden Reste einer ganzen Reihe von Altären diverser Götter gefunden. An der mittleren agorá stand ein kleiner dorischer Tempel des Dionysos, von dem jedoch fast nichts erhalten ist.


Heute sind auf den Flächen um die agorá viele Steine aus der Ausgrabung aufgestellt.


Die vasilikí stoá aus dem 3. Jhd. v. Chr. war das zentrale Verwaltungsgebäude der Stadt, in dem sich ein großer Teil des öffentlichen Lebens abspielte. Es handelte sich um ein beeindruckendes, langes, reich ausgestattetes Gebäude mit einer Reihe von zehn Säulen in der Mitte, die das Dach trugen.


Zahlreiche Bruchstücke von Statuen zeugen von vergangener Größe.

Die Häuser in den Wohngebieten waren ein- oder zweistöckig, manchmal mit Keller, und besaßen einen kleinen zentralen Hof (Atrium), auf den die Fenster der Zimmer schauten, und unter dem der zum Haus gehörige Wassertank lag.


Die kleine quadratische Konstruktion im rechten Teil des Gebäudes stellte den inneren, offenen Teil des Atriums dar, dessen rundherum verlaufendes Dach von vier auf den Ecken aufgestellten Säulen getragen wurde. Das Regenwasser wurde nach innen zur Öffnung geleitet (impluvium), von wo aus es über eine Leitung zum unterirdischen Tank gelangte. Links und hinten liegen die verschiedenen Zimmer des Gebäudes; eine Steintreppe führte in den oberen Stock.


Das Theater mit 1500 Sitzen war offensichtlich nicht nur für die Bürger der Stadt ausgelegt, sondern auch für Besucher aus anderen Siedlungen der Insel oder sogar von anderen Inseln. Hinter der Bühne („Orchester“) sieht man die im römischen Stil angelegten Bühnengebäude; unter den Zuschauerrängen lag eine große Zisterne. Das Theater diente auch als Versammlungsort.


Auf der windabgewandten Südseite des Hügels lagen die Wohngebiete der Offiziere. Der Blick ist beeindruckend: auf den Profitis Elias, den höchsten Berg der Insel…


…und die südliche Schwemmebene, die heute dicht besiedelt ist.


Hier liegt auch das von den Ptolemäern errichtete Heiligtum der ägyptischen Gottheiten mit in den Felsen hinein gearbeiteten Nischen für Abbilder der Götter und wohl zum darauf sitzen gedachten Steinstufen.


Das Heiligtum des Apollon wurde in byzantinischer Zeit in eine Kirche umgewandelt.


Hier ein Blick über die Ausgrabungen.


Das Atrium eines weiteren Wohnhauses mit den Füßen der Säulen, die einst das Dach trugen.


Im Sommer kommt etwa alle Viertelstunde ein Flugzeug im Landeanflug vorbei – ein bizarrer Gegensatz!


Die Jahrtausende alten Ruinen leben in schöner Harmonie mit den Blumen der Gegenwart.


ohne Worte

Ein Besuch des Antiken Theras sollte sich nicht entgehen lassen, wer auf Santorin ist – nicht nur, um die interessanten Ausgrabungen anzuschauen, sondern auch wegen der landschaftlich sehr schönen Lage und des herrlichen Ausblicks!

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