Landwirtschaft in der Antike

Schon ab der Steinzeit, d.h. vor über 3000 v. Chr., wurde auf Naxos Getreide angebaut. Allerdings haben wir nur recht wenige Funde aus dieser Zeit, so dass unser Wissen sehr begrenzt ist. Während der Bronzezeit waren vor allem die Küstengebiete von Süd- und Westnaxos besiedelt: Die fruchtbaren und leicht zu bearbeitenden Schwemmebenen in diesen Regionen waren für die Landwirtschaft am besten geeignet. Aber schon gegen Ende der Bronzezeit waren die meisten Gegenden der Ägäis-Inseln genutzt: auf Kreta beispielsweise hat man Siedlungsreste in hochgelegenen, heute nicht mehr besiedelten Regionen gefunden.

Aus der Antike um etwa 600 v. Chr. wird berichtet, dass mehr oder weniger die gesamte Insel bewirtschaftet wurde. Das kann auch kaum anders gewesen sein, da die Insel damals eine Bevölkerung von etwa 100.000 Einwohnern trug und auch ernährte, also fast zehnmal so viel wie heute (die Insel stellte 8.000 Hopliten und zahlreiche lange Schiffe; das entspricht mindestens 50.000 Bürgern und etwa ebenso vielen Sklaven, Herodot 5,30). Naxos war für seine Fruchtbarkeit bekannt und wurde als „die Glücklichste der Inseln“ gerühmt (Herodot 5,28).

Ab der späten Antike bis fast in die Neuzeit hinein wurde Naxos von häufigen Piratenüberfällen gebeutelt, bei denen nicht nur Vorräte und Güter geraubt und Besitztümer vernichtet, sondern auch mehrfach große Teile der Bevölkerung in die Sklaverei entführt wurden. Aus diesem Grund wurden die Küstengebiete nun fast völlig verlassen und die Dörfer an vom Meer aus nicht sichtbaren Stellen in den Bergen angelegt. Auch heute noch sind große Teile vor allem von Südnaxos fast menschenleer.

Bearbeitung der Felder

Über die genaue Art der Bewirtschaftung der Felder in der Antike wissen wir nicht viel; es ist anzunehmen, dass sie im wesentlichen auf dieselbe Art bearbeitet wurden wie in der traditionellen Landwirtschaft, so wie sie etwa bis zur Mitte des letzten Jahrhunderts betrieben wurde. Das wichtigste Gerät zur Feldbearbeitung für den Bergbauern war die auch heute noch sehr gebräuchliche Hacke; nur größere Felder konnten mit Pflügen bearbeitet werden. Noch heute werden in den Bergen vereinzelt für Traktoren oder Handfräsen unzugängliche Felder fern der Straßen mit eisernen, von einem Maultier gezogenen Pflügen bearbeitet. Bis zum zweiten Weltkrieg etwa wurden die größeren Felder von Ochsengespannen mit hölzernen Pflügen gepflügt.

Terrassen

Ohne Zweifel sind schon im Altertum auf den abschüssigen Berghängen Terrassen angelegt worden, vermutlich in ganz ähnlicher Weise wie auch heute noch mit Stützmauern aus Lesesteinen oder dem anstehenden Gestein. Das Alter der heute noch erhaltenen Terrassen ist schwer zu ermitteln; sicher sind viele zumindest in ihrer Anlage schon sehr alt. Auch die Bauweise der einfachen Steinhäuser, in denen die Bauern und Hirten auf ihrem Landbesitz fernab der Dörfer wohnten („mitáti„) ist seit dem Altertum fast gleich geblieben, wie ein kleines Steingebäude bei Apíranthos zeigt, das vermutlich aus der mykenischen Zeit stammt.

Bewässerung

Schon im Altertum war insbesondere in Trockenjahren die Bewässerung der Felder sowie auch die Versorgung der Siedlungen mit Wasser ein Problem. Nicht zufällig waren für die Alten die Quellen und Flüsse heilige Orte. Sicherlich leiteten die Bauern auch in der Antike schon das Wasser der Flüsse mit offenen Leitungen auf ihre Felder. Für die Versorgung der Siedlungen wurden Brunnen gegraben. Von einem der wasserreichsten Gebiete der Insel bei Mélanes führt eine antike Wasserleitung zur Chóra.

Kulturpflanzen in der Antike

Viele der heute angebauten Feldfrüchte wurden auch schon im Altertum angepflanzt. Getreide, Wein und Ölbäume werden auf den Kykladeninseln schon seit spätestens 3000 v. Chr. kultiviert. Brot und Getreidebrei waren ein sehr wichtiger Bestandteil der Ernährung.

Die Hülsenfrüchte wie Bohnen, Kichererbsen, Linsen und die wilden erbsenähnlichen Wicken standen auf dem Speisezettel der Griechen ganz vorn; ebenso war der Sesam schon bekannt. Es wurden zahlreiche Gewürze und Kräuter verwendet, vor allem auch wegen ihrer Heilwirkungen, die die alten Griechen in ganzen Büchersammlungen festhielten. Knoblauch war bekannt, die Speisezwiebel dagegen vermutlich noch nicht: es wurden nur die wilden Zwiebeln einer Traubenhyazinthen-Art gesammelt.

Gemüse

Über die Gemüsearten, die gegessen wurden, sind wir weniger gut informiert; größtenteils wurde (wie auch heute noch in ländlichen Regionen Griechenlands) wildes Gemüse gesammelt. Schon seit dem Altertum bekannt waren beispielsweise Kohl, Möhre, Gurke, Kürbis, Rettich und Lattich, während Mais, Kartoffeln, Tomaten und Paprika erst nach der Entdeckung Amerikas von dort nach Europa gelangten, und die Aubergine erst vor weniger als 200 Jahren aus Afrika.

Obst

Auch viele Obstsorten waren schon in der Antike bekannt und wurden wild gesammelt oder auch kultiviert und veredelt, vor allem Trauben, Feigen, Birnen, Pflaumen, Quitten, Granatäpfel, Kirschen, Melonen, Kastanien, Walnüsse und Mandeln. Pfirsich und Johannisbrotbaum wurden während der Antike aus dem Nahen Osten eingeführt; erst später gelangten Aprikosen, Maulbeerbaum, Zitronen und Orangen aus Ostasien in den griechischen Raum. Auch der Apfelbaum wurde erst im Mittelalter aus Mitteleuropa eingebürgert.

Nutztiere in der Antike

Schon die ersten Siedler auf Naxos in der Jungsteinzeit hielten Nutztiere: es gab Rinder (während der klassischen Epoche gab es in Nordgriechenland eine verschollene besonders große Rasse, die mehr Milch gab als unsere heutigen Kühe), Schweine, Ziegen und Schafe. Das Huhn gelangte dagegen erst in der späten Antike in den griechischen Raum.

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