Skip to main content

Die mediterrane Landschaft

Die mediterrane Landschaft, insbesondere die Landschaft der Ägäis, übt auf den Menschen eine eigenartige Faszination aus. Sie ist nicht lieblich, weich oder anheimelnd wie so oft im nördlichen Europa. Im Gegenteil, auf den ersten Blick erscheint sie oft schroff und öde, während der Sommerdürre manchmal gar abweisend und lebensfeindlich. Alle Eindrücke sind intensiv und stark. Das klare Licht und die scharfen Konturen bewirken auch im Betrachter ein ganz anderes Empfinden als die nebelverhangenen sanften Ebenen des Nordens. So spielten schon bei den alten Griechen Romantik und Melancholie kaum eine Rolle. Entsprechend der Lichtfülle und der Durchsichtigkeit der Atmosphäre war auch in der geistigen Welt der Griechen alles klar und intensiv. Die Stärke der Griechen lag im klaren Denken, in der Logik und der Konstruktion überschaubarer Gedankenwelten – so überschaubar wie der begrenzte Horizont ihrer Gebirgstäler, ihrer Inseln und ihrer kleinen Ebenen.


Blick vom Kóronos nach Süden


Blick vom Zeus auf die „kleinen Kykladen“

Wer sich der mediterranen Landschaft annähert, sie erwandert und erkundet, der findet in der scheinbaren Öde der schütter bewachsenen Berghänge eine überraschende Schönheit. Überall gibt es etwas zu entdecken: in den Felsritzen versteckte Blumen, merkwürdige Felsformationen, die von den eigenartigen Mustern der Flechten überzogen sind, farnumsprossene Quellen oder beeindruckende, verkrüppelte Baumriesen. Alle Sinne werden geweckt: Da ist das unermüdliche Schrillen der Zikaden in der Mittagshitze, das vielfältige Konzert der Heuschrecken, die Duftwolken, die der Thymian verströmt, der zarte Wohlgeruch der Flechten oder des Mastixstrauches, der warme Wind, der ins Gesicht bläst.

Herbst-Blaustern, Scilla autumnalis

Diese Landschaft stellt klare Symbole, die tief in der Seele des Menschen verwurzelt sind: Die silbergrauen Olivenbäume in der mittäglichen Sonnenglut, Symbol der Unsterblichkeit und des Friedens, der gepflegte Weinberg mit seinem saftigen Grün in steilen, mühsam dem öden Berghain abgerungenen Terrassen. In den verborgenen, von mächtigen Platanen beschatteten Taleinschnitten der Berge mit ihren munter sprudelnden Quellen kann man noch die Anwesenheit der Nymphen, der wohl ältesten Gottheiten der Menschen, spüren.


Kapelle bei Potamiá


Olivenbaum und Kap


Olivenhain und Terrassen bei Lioíri


Flusslauf in Skepóni


bei Apóllonas


Atsipápi

Und überall der Ausblick auf das blaugrüne Meer zwischen weißen und grauen Marmorfelsen, das ägäische Meer, das nicht von bedrohlicher Leere und Unendlichkeit ist, sondern auf dem überall benachbarte Inseln und in der Ferne sichtbare Küsten grüßen, das Meer, das nicht nur trennt, sondern auch verbindet.


die Bucht von Pánormos


altes Steinhaus bei Ágios Dimítris


blühender wilder Birnbaum mit dem Kap im Hintergrund


Blick auf das Kap; im Hintergrund die Inseln Donoússa und Mákares

siehe auch:

Zum Inhaltsverzeichnis