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Die hellenistische Epoche

Die hellenistische Epoche der griechischen Antike umfasst die Zeit von 336 v. Chr. (Ermordung des makedonischen Königs Phillips II, Vater von Alexander dem Großen) bis in das 1. Jhd. v. Chr. Am Beginn der hellenistischen Epoche steht der zehnjährige Alexanderfeldzug bis Indien mit der Eroberung Persiens und Ägyptens, der jedoch mit dem frühen Tod Alexanders des Großen in Babylon auf der Rückkehr nach Persien sein Ende nahm. In der Nachfolge Alexanders entstanden drei größere Reiche, das der Antigoniden in Griechenland, das der Ptolemäer in Ägypten und das der der Seleukiden in Asien. In Griechenland konnte Athen seine alte Hegemonie nicht wieder erreichen, und die Stadtstaaten verbündeten sich zu mehreren Bundesstaaten, so dem Aitolischen und dem Achäischen Bund. Delos entwickelte sich zu einem bedeutenden Handelszentrum. Ab 200 v. Chr. wurden nach und nach die hellenistischen Reiche von Rom erobert, zuerst Makedonien und das übrige Griechenland (Athen wurde 86 v. Chr. eingenommen), später Kleinasien, Syrien und schließlich um 30 v. Chr. Ägypten.

Naxos in der hellenistischen Epoche

Am Ende der klassischen Epoche fiel Naxos mit dem Sieg der Makedonier über Athen zunächst in den makedonischen Herrschaftsbereich; im Jahr 322 v. Chr. wurde auch die athenische Flotte bei Amorgos von der makedonischen besiegt. Im Jahr 314 v. Chr. schlossen sich viele Inseln der Ägäis, darunter vermutlich auch Naxos, zum erst unter makedonischem Einfluss stehenden „Bund der Inseln“ zusammen, dessen Sitz in Delos lag. Von 288 bis etwa 250 v. Chr. geriet der Bund der Inseln unter Einfluss der ägyptischen Ptolemäer, später entwickelte sich Rhodos zum Zentrum des Bundes. Im Jahr 168 v. Chr. wurde Rhodos von Rom besiegt; die Insel Delos wurde von den Römern kurz darauf an Athen zurückgegeben und erlebte nun ihre größte Blüte als Handelszentrum. Außer Athenern siedelten sich auch Italiker auf Delos an, aber auch auf anderen Inseln, so auf Naxos.

Insbesondere etwa ab 250 v. Chr. hatte die Ägäis sehr unter Piratenangriffen zu leiden. Im Jahr 87 v. Chr. wurde auch Delos, das bislang wegen des großen Heiligtums des Apollon und der Artemis von Angriffen verschont geblieben war, vom König Kleinasiens Mithriades zerstört; nach weiteren Piratenangriffen war es schließlich fast unbesiedelt. Gegen Ende des ersten Jahrhunderts v. Chr. fielen die Inseln der Ägäis, darunter auch Naxos, endgültig an Rom.

Unsere Informationen über die hellenistische Epoche auf Naxos sind eher spärlich. In der Chora wurden mehrere Gebäude und Gräber ausgegraben, die einiges an Keramik zutage gebracht haben. Der überwiegende Teil der Keramik des 3. Jhds. v. Chr. war aus Athen importiert; die naxiotische Produktion hatte eine geringere Qualität und folgte dem attischen Stil. Im 2. Jhd. nimmt die lokale Produktion einen größeren Anteil ein; sie ist immer noch unsorgfältiger gearbeitet als die eingeführte, die nun vor allem aus Kleinasien stammt. Es ist anzunehmen, dass die auf Naxos gefundene eingeführte kleinasiatische Keramik über das Handelszentrum Delos nach Naxos gelangte.


Keramik und Figuren aus der hellenistischen Zeit im Archäologischen Museum von Naxos

Die hellenistischen Türme von Naxos

Trotz der vielen Kriege und Auseinandersetzungen der hellenistischen Periode muss die Insel Naxos in dieser Zeit doch einen gewissen Wohlstand erlangt haben – im Gegensatz zur vorangegangenen klassischen Epoche sind aus der hellenistischen eine Reihe von aufwändigeren Gebäuden erhalten: die (meist) runden Wehrtürme in Südnaxos, deren besterhaltener und bekanntester der Turm von Chimarrou ist. Außer diesem sind Reste weiterer Türme in der Nähe von Kalandós an der Südspitze von Naxos sowie bei Políchni bei Mikrí Vígla, bei Agiassós, in der Pláka und bei Pirgáki gefunden worden. In den meisten Fällen sind nur einige wenige Steinreihen oder nur die Fundamente der Türme erhalten.

Bei den hellenistischen Türmen von Naxos handelte es sich um Fluchttürme größerer Landgüter, die vermutlich wegen der Gefahr von Piratenüberfällen errichtet wurden – sie waren nicht stark genug, um einer langen Belagerung oder einem Krieg zu widerstehen, konnten die Bewohner und ihr Gut aber sehr wohl bei einem Piratenüberfall beschützen. Um den Turm von Chimárrou ist ein viereckiger, leicht befestigter Hof mit Häusern, Speichern und Ölmühle ausgegraben worden, und es gibt Anzeichen, dass es auch bei anderen Türmen ähnliche Anlagen gegeben hat. Wenn auch die hellenistischen Wehrtürme von Naxos (die übrigens in ganz ähnlicher Form auch auf vielen anderen Inseln und über ganz Griechenland verteilt auftauchen) eindeutig eine Bedrohung der Inseln, vor allem durch Piraten, beweisen, so zeugen sie doch gleichzeitig von einem relativen Wohlstand der Bewohner, die in der Lage waren, solch aufwändige Gebäude zu errichten. Außerdem weist die Existenz solcher Türme darauf hin, dass die Inseln wieder zum aristokratischen System zurückgekehrt waren: Offenbar waren die fruchtbaren, gut zu bewirtschaftenden Gebiete der Insel unter wohlhabende Landbesitzer aufgeteilt, unter deren Schutz jeweils eine Anzahl von Familien lebte, deren Angehörige für die Landbesitzer arbeiteten.


der hellenistische Turm von Chimárrou mit einer der Wehrmauern


ein Teil der Gebäude des befestigten Hofes

aus der hellenistischen Epoche: Der Turm von Chimarrou

weiter: Die römische Epoche

siehe auch:

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