Schmetterlinge II: „Nachtfalter“

Die Nachtfalter bilden keine systematische Gruppe, sondern werden von den Tagfaltern aufgrund von gemeinsamen körperlichen Merkmalen und ihrer von wenigen Ausnahmen abgesehen nachtaktiven Lebensweise abgegrenzt. Zu den Nachtfaltern gehören beipielsweise die Bären, Schwärmer, Eulen, Spanner, Spinner und Glucken. Über 90 Prozent aller Schmetterlinge sind Nachtfalter. Abends werden bei uns von den Lichtern oft zahlreiche Motten angelockt. Hier stelle ich nur einige der leichter zu bestimmenden und häufigeren Arten vor. Die „Tagfalter“ werden auf einer eigenen Seite behandelt.

Körperbau

Der Körperbau der Nachtfalter ähnelt dem der Tagfalter. Im Unterschied zu diesen besitzen sie jedoch stets eine unauffällige Färbung: Die meisten Arten sind gut getarnt und dadurch tagsüber im Sitzen schwer zu entdecken. Bei einigen Arten sind die im Sitzen verborgenen Hinterflügel auffällig rot gefärbt oder gemustert. Viele Nachtfalter besitzen einen dicken, oft lang behaarten Körper. Meist müssen sie ihre Muskeln durch Zittern anwärmen, bevor sie losfliegen können. Bei den meisten Nachtfaltern werden die Vorder- und Hinterflügel beim Fliegen durch spezielle Häkchen aneinander gekoppelt. Im Sitzen werden die Flügel an den Hinterleib gelegt, nicht ausgebreitet oder aufrecht stehend zusammengelegt wie bei den Tagfaltern. Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal von den Tagfaltern ist die Gestaltung der Fühler, die bei den Nachtfaltern kammartig gefiedert oder fadenförmig sind, während die Tagfalter keulenförmige Fühler haben. Während die Puppen der Tagfalter meist nicht in ein Gespinst gehüllt sind, bauen die meisten Nachtfalter einen Kokon aus Spinnseide.

Die unauffälligeren „Motten“ sind nicht immer einfach zu bestimmen. Ich habe die hier vorgestellten Arten so gut ich konnte nach meinen (nicht sehr umfassenden) Bestimmungsbüchern und mit Hilfe der im Internet zu findenden Informationen identifiziert; ich bin aber kein Spezialist und kann (wie immer) nicht für die Richtigkeit garantieren. Für die Bestimmung mehrerer Arten danke ich herzlich der Bestimmungshilfe Lepiforum e.V..

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Glucken, Lasiocampidae

In Europa leben knapp 50 Gluckenarten. Es handelt sich um große, dicke Nachtfalter, die ihre Flügel in Ruhestellung oft dachziegelartig zusammenlegen. Die erwachsenen Tiere haben zurückgebildete Mundwerkzeuge und nehmen keine Nahrung auf.

Pachypasa otus

Die größte europäische Gluckenart, Pachypasa otus, ist bei uns nur selten anzutreffen. Die Raupe dieser Art lebt an Wacholder-Arten und baut einen großen Kokon, dessen Seide schon ab dem 4. Jahrhundert v. Chr., deutlich vor der Einführung der chinesischen Seide, zur Herstellung von vornehmen Textilien genutzt wurde („koische Seide“, d.h. von der Insel Kos).


Ein seltener Gast in der Nacht: Pachypasa otus, ein großer Nachtschmetterling, der in Südosteuropa vorkommt. Die Flügel dieser Art tragen eine bräunliche Tarnfärbung; am Kopf sitzen zwei kleine augenähnliche Flecken.

Kleespinner, Lasiocampa trifolii

Der zu den Glucken gehörende Kleespinner ist einer der Nachtschmetterlinge, die oft abends durch Lichter angelockt werden. Er ist vor allem im Spätsommer und Herbst anzutreffen.


Diese Art ist braun gefärbt mit je einem kleinen weißen Fleck auf den Vorderflügeln.

Schwärmer, Sphingidae

Die Schwärmer sind große, kräftige Schmetterlinge mit dickem, behaartem Körper und langen, spitzen Vorderflügeln, die deutlich größer sind als die Hinterflügel und die diesen Faltern zu ihrem eleganten, schnellen Flug verhelfen.


An diesem Orientalischen Weinschwärmer sieht man den charakteristischen Körperbau der Schwärmer. Man beachte die großen Augen.


Viele „Nachtfalter“ wärmen sich durch Flügelschwirren auf der Stelle auf, bevor sie losfliegen.


Hier ein Wolfsmilchschwärmer in der Aufwärmphase.


Trotz ihres dicken Körpers sind die Schwärmer ausgezeichnete Flieger. Die Flügel sind lang und schmal gebaut.


Viele Schwärmer-Männchen haben auffällig große Fühler; zur Vergrößerung der Oberfläche sind sie oft kammartig ausgebildet. Diese Falter besitzen einen erstaunlichen Geruchssinn, mit dessen Hilfe die Männchen die Weibchen über große Entfernungen lokalisieren können, besonders bei Arten wie hier dem Eichenschwärmer, die nur in geringen Populationsdichten auftreten.

Linienschwärmer, Hyles livornica

Der Linienschwärmer ist bei uns die häufigste Art; im Frühjahr ist er abends regelmäßig anzutreffen.


Der Linienschwärmer besitzt ein charakteristisches helles Band längs der Mitte der Vorderflügel; auch die Flügeladern sind hell. Der behaarte Körper ist braun mit helleren Streifen.

Wolfsmilchschwärmer, Hyles euphorbiae

Diesen unauffälliger gefärbten Schwärmer sieht man bei uns eher selten. Ihre Raupen leben an Euphorbien wie der Palisaden-Wolfsmilch. Sie nehmen giftige Giftstoffe der Futterpflanze in sich auf und werden dadurch selbst ungenießbar. Die auffällige Zeichnung der Raupe soll mögliche Fressfeinde warnen.



Der Wolfsmilchschwärmer besitzt ein dunkleres Band auf den Vorderflügeln.


Die charakteristisch gefärbten Raupen leben bei uns vor allem an der Palisaden-Euphorbie.

Orientalischer Weinschwärmer, Theretra alecto

Dieser kaum gezeichnete, aber schön braun gefärbte Schwärmer ist bei uns ebenfalls nicht häufig. Wie der Name sagt, lebt die Raupe an Weinpflanzen. Die Art kommt in Europa nur in Griechenland und Sizilien vor; ostwärts reicht ihr Verbreitungsgebiet aber bis Südostasien.


Von der Seite sieht man den kräftigen Körper und die kleinen Hinterflügel des Orientalischen Weinschwärmers.


Die Flügel dieser Art sind bis auf einen winzigen schwarzen Fleck fast ungemustert.

Großer Weinschwärmer, Hippotion celerio

Eine weitere große Schwärmer-Art, die in manchen Nächten von den Lampen angelockt wird, ist der Große Weinschwärmer.


Der Große Weinschwärmer ähnelt dem Linienschwärmer, besitzt aber eine etwas andere Flügelzeichnung.

Eichenschwärmer, Marumba quercus

Den Eichenschwärmer habe ich bei uns bislang nur einmal gefunden. Er ist besonders groß (Flügelspannweite bis zu 12 cm) mit einem dicken, behaarten Körper. Der erwachsene Falter nimmt keinerlei Nahrung zu sich; die Raupe lebt auf Eichen. Die Art ist auf das Mittelmeergebiet und den Nahen Osten beschränkt.


Der große Eichenschwärmer besitzt hellbraun gefärbte Flügel mit gewelltem Rand.


Die deutlich kürzeren Hinterflügel sind leicht rötlich gefärbt.


Der lang behaarte Körper des Eichenschwärmers ist ganz besonders dick; als Nachtfalter besitzt er sehr große Augen.

Totenkopfschwärmer, Acherontia atropos

Der Totenkopfschwärmer ist der größte europäische Schwärmer. Er kommt auf Naxos nur selten vor. Ich habe bislang nur zwei Mal ein sehr altes und abgenutztes Exemplar gefunden. Trotzdem soll er mit aufgenommen werden! Die Totenkopfschwärmer kommen vor allem in den Tropen Afrikas vor, fliegen aber als Wanderfalter auch bis nach Nordeuropa. Die Raupen leben vor allem an der Kartoffelpflanze, weswegen der Falter als Kulturfolger auftritt. Sie ernähren sich aber auch von einer großen Zahl weiterer Pflanzen, in Griechenland z.B. auch von Olivenbäumen, wo sie gelegentlich einen gewissen Schaden anrichten können. Die erwachsenen Falter besitzen einen kurzen, aber ungewöhnlich breiten Rüssel. Sie dringen in Bienenstöcke ein, wo sie die Waben anstechen und den Honig aussaugen. Von den Bienen werden sie nicht angegriffen, da sie Duftstoffe abgeben, die denen der Bienen ähneln. Die Totenkopfschwärmer zeichnen sich außerdem dadurch aus, dass sie mit ihrem Schlund pfeifende oder schnarrende Geräusche produzieren können, wenn sie gestört werden, was dieses Exemplar auch prompt demonstriert, als ich es hochzuheben versuche.


Mit bis zu 12 cm Körperlänge ist der Totenkopfschwärmer der größte Schwärmer. Dieses Exemplar ist extrem abgenutzt; man kann kaum noch die ursprüngliche Flügelzeichnung erkennen.


Von unten sieht man die großen schwarzen Augen und den breiten Rüssel, mit dem die Falter die Waben in Bienenstöcken anstechen und den Honig aussaugen.


Der Name stammt von der Totenkopf-ähnlichen Zeichnung auf dem Thorax. Wegen dieser Zeichung wurden die Falter seit Alters her als Unglücksbringer angesehen, was auch der wissenschaftliche Name widerspiegelt, den der Falter von einer der Moiren erhalten hat, den Schicksalsgöttinen der griechischen Mythologie: von Atropos, die den Lebensfaden durchschneidet.


Hier die Raupe mit ihrer typischen Zeichnung.

Taubenschwänzchen, Macroglossum stellatarum

Das Taubenschwänzchen kommt bei uns insbesondere im Spätsommer und Herbst sehr häufig vor. Es ist im Gegensatz zu fast allen anderen „Nachtfaltern“ tagaktiv und darum leicht zu beobachten. Taubenschwänzchen sind oft an Blüten zu beobachten, aus denen sie mit ihrem langen Rüssel Nektar saugen, während sie davor schwirrend „in der Luft stehen“. Ihr Flug und Verhalten erinnern stark an einen Kolibri. Taubenschwänzchen sind eher dunkel gefärbt mit helleren und dunkleren Flecken seitlich am Hinterleib. Die Hinterflügel sind orange. Die Raupen ernähren sich von Labkräutern, seltener auch von anderen Rötegewächsen.

Taubenschwänzchen überwintern bei uns als erwachsenes Tier, wozu sie sich im Herbst geschützte Quartiere suchen, oft in Häusern. Häufig findet man sie beispielsweise in zusammengerollten Teppichen oder unbenutzten Kleidungsstücken.


Das Taubenschwänzchen saugt im Flug aus den Blüten. Foto von Winfried Scharlau


Von der Größe und Flugweise her erinnert es an einen Kolibri.


Hier sieht man den langen Rüssel des Taubenschwänzchens.

Pfauenspinner, Saturniidae

Zu den Pfauenspinnern gehören die größten Schmetterlinge überhaupt. In Europa kommen nur 10 Arten vor; die meisten Arten leben in den Tropen. Einige Arten werden für die Seidenproduktion gezüchtet.

Wiener Nachtpfauenauge, Saturnia pyri

Das Wiener Nachtpfauenauge ist der größte europäische Schmetterling. Es erreicht eine Flügelspannweite von bis zu 15 cm. Diese Art fliegt nur während einer kurzen Zeit im Frühjahr, meist im März oder April. Der Flug ist unbeholfen; oft haben die Tiere Schwierigkeiten, vom Boden aufzufliegen. Die Weibchen geben einen Duftstoff ab, mit dem sie die Männchen anlocken, die das Pheromon mit ihren kammartig gefiederten Fühlern auch in ungelaublich geringer Konzentration noch wahrnehmen. Die erwachsenen Tiere sind nicht zur Nahrungsaufnahme befähigt und leben nur wenige Tage bis zur Eiablage. Die Raupen leben an Obstbäumen, wo sie einen beträchtlichen Schaden hervorrufen können.


Das Wiener Nachtpfauenauge ist der größte europäische Schmetterling.


Die Flügel sind schön gezeichnet mit einem hellen Rand und großen Augenflecken. Mit den kammartig gefiederten Fühlern nehmen die Männchen die von den Weibchen abgesonderten Pheromone wahr.


Der dicke Körper ist pelzig behaart.


Wiener Nachtpfauenaugen bei der Begattung


Die Eier werden vor allem an Obstbäumen abgelegt.


Die dicken Raupen sind grün mit blauen Punkten.


Sie können einigen Schaden an den Obstbäumen anrichten und einen kleinen Baum fast völlig kahlfressen.


Die Raupen verpuppen sich in dicken Gespinsten.


frisch geschlüpftes Wiener Nachtpfauenauge; rechts sieht man den Kokon


Direkt nach dem Schlüpfen sind die Flügel noch ganz weich und biegsam; bei diesem Exemplar hat es Stunden gedauert, bis sie gehärtet waren. Der Falter ist erst am nächsten Abend davongeflogen.

Eulenfalter, Noctuidae

Die Eulenfalter sind eine große Schmetterlingsfamilie, die Arten von recht unterschiedlichem Aussehen umfasst.

Gamma-Eule, Autographa gamma

Die Gamma-Eule ist eine der zahlreichen kleinen Motten auf Naxos; man sieht sie recht häufig. Diese Art ist in ihren Lebensraumansprüchen und ihrer Ernährung sehr wenig spezialisiert und tritt oft massenhaft auf. Es gibt mehrere sehr schwer zu unterscheidende Arten, so dass die Bestimmung nicht sicher ist.


Die Gamma-Eule hält ihre Flügel meist schräg heruntergeklappt. Die Flügel tragen merkwürdige hochstehende Auswüchse und charakteristische weiße hakenförmige Flecken.

Grammodes stolida

Dieser hübsche kleine Eulenfalter kommt bei uns manchmal nachts zu den Lampen. Er ist an den auffälligen Streifen auf den Flügeln zu erkennen. Die Flügel hält er gewöhnlich in Dreiecksform.


Einer der vielen unauffälligen, aber sehr hübschen Nachtfalter!

Grüne Brombeer-Bandeule, Ophiusa tirhaca

Auch dieser Eulenfalter ist gelegentlich im Herbst zu beobachten, wenn er nachts von den Lampen angelockt wird. Die Raupen leben am Mastixstrauch und ähnlichen Arten.


Diese Art ist grau oder gelblich gefärbt mit kleinen Flecken und Streifen.

Eutelia adulatrix

Diese kleine Eulenart haben wir im Winter mehrfach nachts bei uns gesehen. Sie besitzt eine auffällige Körperhaltung mit abgespreizten Flügeln und hochgebogenem Hinterleib.


Dieser kleine Falter besitzt stark gemusterte Flügel mit bläulichen Augenflecken am Hinterrand.


Hier sieht man gut den stark hochgebogenen Hinterleib.

Amephana dalmatica


Und noch eine kleine hübsche Eulen-Art.

Steineichen-Ordensband, Catocala nymphaea

Das Steineichen-Ordensband ist einer der häufigsten nachtaktiven Schmetterlinge auf Naxos und versammelt sich in manchen Jahren in windstillen Nächten in großen Scharen um die Lichter.


Die Vorderflügel des Steineichen-Ordensband sind unauffällig grau gemustert. Für die Art typisch sind die zwei weißlichen Flecke etwa in der Mitte der Flügel.


Wie bei allen Ordensbändern sind die Unterflügel orange bis rötlich gefärbt und tragen zwei breite schwarze Streifen.

Erebidae

Die Angehörigen der Familie Erebidae werden ebenfalls als Eulenfalter bezeichnet. Es handelt sich um eine der größten und vielfältigsten Familien innerhalb der Nachtfalter. Manchmal wird dieser Gruppe nur der Rang einer Unterfamilie zugestanden.

Dysauxes famula


Dieser kleine Eulenfalter namens Dysauxes famula ist an der dunkelbraunen Farbe und der orangen Zeichnung am Hals zu erkennen. Die weißen Punkte können etwas unterschiedlich gestaltet sein.

Trägspinner, Lymantriinae

Bei den Trägspinnern handelt es sich um mittelgroße, eher unauffällige Motten, deren Raupen teilweise als Schädlinge von Bedeutung sind.

Schwammspinner, Lymantria dispar

Der in Südeuropa verbreitete Schwammspinner Lymantria dispar ist auf Naxos im Mai und Juni teilweise sehr häufig. Die Raupen leben vor allem an der Kermeseiche und fressen im südöstlichen Naxos teilweise ganze Gestrüppgruppen und Wäldchen leer. Die Bäume treiben Ende Juni erneut aus, wenn die Raupen verschwinden; später werden sie aber oft erneut kahlgefressen, offenbar durch eine zweite Raupengeneration. Bei starkem Befall verursacht diese Falterart ziemlichen Schaden, und die Bäume können manchmal ganz absterben. In den letzten Jahren hat sich die Art bei uns deutlich ausgebreitet, wie man im späten Frühjahr schon aus der Ferne an den kahlgefressenen Bäumen erkennen kann. Im Juni sind auch sehr viele der überwiegend tagaktiven Falter zu sehen, besonders die Männchen mit ihren großen Fühlern, die um die Bäume herumflattern. Sie sind sehr unruhig und setzen sich kaum hin; entsprechend ist es nicht so einfach sie zu fotografieren.


Der Schwammspinner ist im Frühjahr stellenweise so häufig, dass seine Raupen ganze Baumgruppen und Wäldchen kahl fressen wie hier in der Mitte des Bildes zu sehen.


Die leergefressenen Bäume treiben im Laufe des Frühsommers wieder aus, werden aber oft später von einer zweiten Generation an Raupen erneut kahlgefressen.


Die Raupe des Schwammspinners ist an den langen weißen und schwarzen Haaren zu erkennen ist, die auf roten oder orangenen „Knubbeln“ sitzen. Für die Bestimmung dieser Raupe und anderer Arten danke ich dem Lepiforum.


Der erwachsene Schmetterling ist ohne besondere Zeichnung hellgrau gefärbt.


Auffällig sind die großen, gefiederten Fühler der Männchen, mit denen sie die Weibchen anhand ihrer Duftstoffe orten.

Bärenspinner, Arctiidae

Die Bärenspinner besitzen oft leuchtend rot oder orange gefärbte Hinterflügel, die im Sitzen unter den schwarzweiß gemusterten Vorderflügeln verborgen sind. Viele Arten besitzen Tympanalorgane am hinteren Brustsegment, mit denen sie Ultraschalllaute produzieren können. Die Laute helfen ihnen vermutlich dabei, sich vor Fledermäusen zu schützen, indem sie diese verwirren.

Englischer Bär, Arctia festiva

Der Englische Bär ist im Frühling recht häufig zu sehen. Er hat eine sehr schöne schwarz-weiße Zeichnung, die recht variabel gestaltet sein kann. Körper und Hinterflügel sind schwarz und rot gemustert, der Körper ist sehr lang behaart.


Der Englische Bär trägt eine schöne schwarz-weiße Zeichnung; dies ist ein sehr helles Exemplar.


Hier ein Exemplar mit typischer Färbung. Man beachte die sehr fein gefiederten Fühler, mit denen die männlichen Schmetterlinge die Lockstoffe der Weibchen wahrnehmen.


Englische Bären bei der Begattung


Hier sieht man gut die rote Färbung der Körperseiten.


Die Raupen der Bärenspinner sind stark behaart, was Fressfeinde abschrecken soll.

Schwarzer Bär, Arctia villica

Der vorigen Art sehr ähnlich ist der bei uns seltene Schwarze Bär. Er besitzt schwarze Vorderflügel mit weißen Flecken; die Hinterflügel sind hell orangegelb mit spärlicher scharzer Zeichnung.


Der Schwarze Bär besitzt im Gegensatz zur vorigen Art rundliche Flecken auf den Vorderflügeln.


Auch bei dieser Art ist der lang behaarte Körper rot gefärbt.

Russischer Bär, Euplagia quadripunctaria

Der Russische Bär kommt in vegetationsreichen, feuchten Tälern oft massenhaft vor. Er trägt auf den Vorderflügeln eine eher unauffällige Tarnzeichnung, während die nur im Flug sichtbaren Hinterflügel intensiv rot gezeichnet sind. Die in der Vegetation aufflatternden Schmetterlinge haben mit der plötzlich sichtbaren roten Färbung der Hinterflügel eine ausgesprochen hübsche Wirkung.


In feuchten Tälern tritt der Russische Bär oft massenhaft auf.


Die Vorderflügel des Russischen Bärs tragen eine eher unauffällige Färbung mit hellen Streifen auf braunem Grund.


Die leuchtend rot gefärbten Hinterflügel sieht man normalerweise nur beim auffliegenden Tier.

Punktbär oder Harlekinbär, Utetheisa pulchella

Der unverkennbare Punktbär kommt in Südeuropa, Asien und Afrika vor. Man sieht ihn im Herbst herumflattern. Sobald er sich hinsetzt, ist er kaum mehr zu entdecken. Die Raupen leben an Rauhblattgewächsen wie Heliotropium.


Den hübschen, unverkennbaren Punktbär kann man bei uns im Herbst antreffen. Aus der Ferne wirkt der Falter weiß; erst bei genauem Hinsehen sieht man die eindrucksvollen schwarzen und leuchtend roten Punkte.

Spanner, Geometridae

Die Spanner sind mit 23.000 beschriebenen Arten eine der größten Schmetterlingsfamilien. Der Name kommt von der Fortbewegungsart der Raupe, die nur am Vorder- und Hinterende Beine besitzen und sich „Spanne für Spanne“ vorwärts bewegen, indem sie sich jedes Mal wie ein Ω zusammenbiegen und wieder ausstrecken. Daher kommt auch der wissenschaftliche Name Geometridae vom griechischen Wort für Landvermesser.

Ockergelber Blattspanner, Camptogramma bilineata


Der hübsche Ockergelbe Blattspanner ist tagaktiv. Seine Raupe frisst an vielen verschiedenen Pflanzen.

Phaiogramma etruscaria

Es gibt eine ganze Reihe von Spanner-Arten mit grünlicher Färbung; sie gehören zur artenreichen Unterfamilie der Grünspannern (Geometrinae). Bei diesen Arten werden im Gegensatz zu den anderen Nachtfaltern die Vorder- und Hinterflügel beim Fliegen nicht aneinander gekoppelt.


Hier handelt es sich vermutlich um Phaeogramma etruscaria. Diese Art ist nachts aktiv und wird häufig von Lampen angelockt.

Idaea deversaria (?)

Auch unter den bräunlich gefärbten Spannern gibt es zahlreiche Arten, die schwer zu unterscheiden sind, insbesondere in der artenreichen Gattung Idaea (Zwergspanner). Charakteristisch für die Gattung ist das Fehlen der vorderen Linie auf dem Hinterflügel. Hier könnte es sich um Idaea deversaria handeln.


Es gibt mehrere sehr ähnliche Zwergspanner, die schwer zu unterscheiden sind, unter anderem deswegen, weil die Zeichnung und Färbung der Arten recht variabel ist.

Apochima flabellaria

Dieser kleine, interessante Spanner kommt in Griechenland, der Türkei und Zypern vor. Er hält seine Flügel im Sitzen zusammengefaltet und in unterschiedliche Richtungen abgespreizt: die vorderen zur Seite und die hinteren nach hinten. Durch diese Flügelhaltung ist er leicht erkennbar.


Apochima flabellaria hält die Flügel im Sitzen zusammengefaltet und auf charakteristische Weise abgespreizt.


Der kleine Falter ist graubraun gefärbt mit schwachen Streifen auf den Flügeln. Die Fühler sind sehr lang gefiedert.

Problepsis ocellata

Auch diese Spanner-Art ist in in Europa in ihrer Verbreitung auf Griechenland und die Türkei beschränkt; außerdem kommt sie in Kleinasien und bis nach Pakistan vor. Die Raupen leben am Olivenbaum, und die Art kommt nur in Gebieten vor, in denen die Wildform der Olive wächst. Ich habe diesen seltenen, hübschen Schmetterling erst zweimal gesehen.


Die Raupen des unverkennbaren Spanners Problepsis ocellata leben am Olivenbaum.


Was für ein hübsches Tier!

Holzbohrer, Cossidae

Die Holzbohrer umfassen nur vergleichsweise wenige Arten. Die Falter sind oft besonders gut getarnt und ahmen Holz oder Aststummel nach. Die Raupen leben meist in Holz bohrend. Sie werden in vielen Gegenden der Welt gegessen und waren auch im antiken Griechenland und Rom beliebt.

Spargelbohrer, Parahypopta caestrum


Der Spargelbohrer sitzt tagsüber mit dachziegelartig gefalteten Flügeln als Aststummel getarnt an Bäumen oder hier an einer Wäscheklammer. Die Raupen dieser Art leben an (wildem) Spargel.


Die Flügel sind zart grau gemustert.

Stathmopodidae

Die Stathmopodidae sind eine eher unbekannte Mottenfamilie, obwohl sie in tropischen Regionen einige bedeutende Pflanzenschädlinge umfassen. Eine Bestimmung ist hier leider nicht möglich.


Die Flügel dieses kleinen Vertreters der Stathmopodidae wirken durch Schuppen mit sehr langen Fortsätzen gefranst; er hält sie zusammengelegt und seitlich abstehend.

Zünsler, Pyralidae

Die Zünsler stehen etwas getrennt von den bisher abgehandelten Familien. Zusammen mit den verwandten Rüsselzünslern stellen sie mit etwa 16.000 beschriebenen Arten eine sehr große Überfamilie, die weltweit verbreitet und noch längst nicht vollständig erforscht ist. Die Raupen leben meist von Pflanzen; sie haben oft eine bohrende oder minierende Lebensweise oder bauen sich Verstecke aus Pflanzenmaterial.

Synaphe moldavica


Die braun gemusterte Art Synaphe moldavica ist im Frühling auf dem Gipfel des Zeus häufig. Die Raupen ernähren sich von Gräsern. Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich über das südliche Europa bis zum Iran.

Echte Sackträger, Psychidae

Bei der Familie der Sackträger sind die adulten Tiere sehr kurzlebig: die Männchen leben meist nur ein paar Stunden und die Weibchen ein paar Tage. Sie sind klein, unauffällig und oft stark behaart; die Weibchen sind oft flügellos. Am häufigsten bekommt man diese Arten als Larven zu sehen. Diese zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich aus Pflanzenteilen oder Sand eine Röhre bauen, den „Sack“, den sie ständig mit sich herumtragen. Die Raupen schauen nur mit dem Kopf und dem vordersten Körperabschnitt mit den kurzen Beinchen heraus. Bei Störung ziehen sie sich ganz in ihren Sack zurück. Sie fressen an Pflanzen, wobei viele Arten auf eine Futterpflanze beschränkt sind. Das geschlüpfte Weibchen bleibt oft auf seinem Sack sitzen. Die Männchen finden die Weibchen anhand ihrer Pheromone; da sie so kurzlebig sind, muss das Schlüpfen zeitlich abgestimmt sein. Manche Arten können sich auch parthenogenetisch fortpflanzen.


Hier sieht man die Röhre, in der sich die Larve dauerhaft befindet. Sie ist aus kleinen Pflanzenstücken gebaut, die mit Spinnseide zusammengehalten werden.


Die Raupe streckt ihren Kopf nur heraus, wenn sie sich ganz ungestört fühlt. Sie zieht sich und ihren ganzen Sack mit den kleinen Beinchen am Vorderende vorwärts. Die Raupen der Sackträger ernähren sich von Pflanzen.

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