Die Nachtschattengewächse sind eine große Pflanzenfamilie mit knapp 100 Gattungen und etwa 2700 Arten. Sie gehören zu den Asternähnlichen (Asteridae) und sind am nächsten mit den Windengewächsen (Convolvulaceae) verwandt. Sie sind weltweit verbreitet mit einem Schwerpunkt der Artenvielfalt in Südamerika. Typischerweise sind die Blüten tricher- bis röhrenförmig; die Früchte sind meist Beeren. Viele Arten besitzen einen hohen Gehalt an Alkaloiden und Cumarinen und sind entsprechend giftig oder können als Heilpflanzen eingesetzt werden. Außerdem werden viele Arten als Zierpflanzen verwendet und eine ganze Reihe dienen als wichtige Nahrungsmittel, so die Kartoffel, die Tomate, die Paprika, die Aubergine; auch der Tabak gehört zu den Nachtschattengewächsen.
Gemeiner Stechapfel, Datura stramonium L.
Der Gemeine Stechapfel hat sich vermutlich erst seit dem Mittelalter in Europa ausgebreitet; es ist unklar, was seine ursprüngliche Heimat war. Er ist stark giftig (schon der Kontakt mit dem Pflanzensaft kann zu leichten Vergiftungssymptomen sie Sehstörungen führen!); früher wurde er als Heilpflanze und Rauschmittel eingesetzt. Der Gemeine Stechapfel kommt auf Naxos verstreut vor, vor allem an etwas feuchteren und nährstoffreichen Standorten wie in Gärten und Flusstälern.
Der Gemeine Stechapfel besitzt große, gezähnte Blätter und leuchtend weiße, große, trompetenförmige Blüten, die sich erst abends öffnen.
Die Blüten besitzen einen schwer erreichbaren Nektarvorrat am Grund. Sie werden eigentlich von Nachtfaltern bestäubt; aber große Wildbienen können auch eindringen.
Weißes Bilsenkraut, Hyoscyamus albus L.
Die gut 20 Bilsenkraut-Arten kommen in Eurasien vor. Die Zauberin Kirke soll Bilsenkraut verwendet haben, um die Gefährten des Odysseus in Schweine zu verwandeln – die alkaloidhaltige Pflanze ruft Halluzinationen hervor.
Das Weiße Bilsenkraut mit seinen glockigen, gelblichen Blüten mit purpur-schwarzer Mitte kommt verstreut in den höheren Lagen von Naxos vor.
Gemeine Alraune, Mandragora officinarum L.
Es gibt drei Alraunen-Arten, die in Eurasien vorkommen. Alle Arten sind in allen ihren Teilen sehr giftig. Die Alraune bildet eine kräftige verzweigte, entfernt Menschen-ähnliche Speicherwurzel aus, der seit der Antike Zauberwirkung zugeschrieben wurde. Außer als Heilmittel bei Entzündungen, Abzessen, Husten, Schlangenbissen usw. wurde die Pflanze seit der Antike als Schlaf-, Betäubungs- und Rauschmittel eingesetzt. Zusätzlich soll im Altertum ein Liebestrank aus ihr bereitet worden sein; die Alraune war der Aphrodite geweiht. Im Mittelalter wurde die Alraune als Amulett und Glücksbringer verwendet: Die Wurzelmännchen wurden sorgsam gekleidet und mit Essen versorgt und sollten dann dem Besitzer Geld und Glück bringen. Jedoch wurde die Alraune auch als eng mit dem Teufel verbunden betrachtet. Das Ausgraben der Pflanze konnte nur unter besonderen Vorsichtsmaßnahmen gewagt werden; außerdem sollte sie angeblich schrecklich schreien, wenn man sie aus der Erde zog.
Die bei uns sehr häufige Alraune bildet große Rosetten aus elliptischen, runzeligen Blättern.
In der Mitte der Rosette sitzen dicht an dicht die recht großen, blass blauvioletten Blüten.
Die Alraune bildet große, rundliche, orangefarbene Früchte.
Blaugrüner Tabak, Nicotiana glauca
Wie alle Tabak-Arten stammt der Blaugrüne Tabak aus Amerika; er ist heute aber in vielen Gegenden des Mittelmeergebietes verwildert. Er ist eine der wenigen der etwa 75 Tabak-Arten, die als hoher Strauch oder kleiner Baum wachsen. Der Blaugrüne Tabak enthält Nikotin, wenn auch deutlich weniger als der Echte Tabak; allerdings ist der Gehalt an anderen Alkaloiden groß. Die Milch von Ziegen, die viel Blaugrünen Tabak gefressen haben, kann zu Vergiftungen führen. Die Blätter wirken blutstillend und können bei Hautproblemen eingesetzt werden. Außerdem lässt sich aus den ihnen ein hochwirksames Insektizid herstellen. In Amerika werden die lang röhrenfömigen Blüten vor allem von Kolibris bestäubt; bei uns übernehmen diese Rolle die langrüsseligen Schwärmer wie das Taubenschwänzchen.
Der Blaugrüne Tabak ist auf Naxos verwildert; er wächst oft in Flusstälern. Er bildet hohe, lockere Sträucher mit länglichen, blaugrünen Blättern.
Der Blaugrüne Tabak bildet das ganze Sommerhalbjahr über Blüten aus; die gelben Blüten sind lang röhrenförmig und stehen in endständigen Rispen.
Schwarzer Nachtschatten, Solanum nigrum L.
Der Schwarze Nachtschatten ist eine von über 1300 Arten der Gattung Solanum. Er stammt möglicherweise aus dem Mittelmeergebiet, ist heute aber fast weltweit verbreitet. Obwohl er einen hohen Alkaloid-Gehalt besitzt und in allen Teilen stark giftig ist, wird er in vielen Gegenden, so auch auf Naxos, gekocht als spargelähnliches Gemüse gegessen. Zu den Nachtschatten gehören auch die Kartoffel, die Tomate und die Aubergine, deren grüne Teile ebenfalls mehr oder weniger giftig sind.
Der Schwarze Nachtschatten ist ein häufiges Acker- und Gartenunkraut. Er besitzt gelappte Blätter.
Die hängenden Blüten besitzen eine weiße, fünfzipfelige, ausgebreitete Krone.
Der Schwarze Nachtschatten bildet schwarze, runde, giftige Beeren aus.
siehe auch:
- Herbarium
- Zweikeimblättrige Pflanzen, (Eu)dicotyledones
- Asternähnliche, Asteridae
- Nachtschattenartige
- Winden, Convolvulus
zum Weiterlesen: