Die byzantinische Kirche Agios Nikolaos liegt an der Straße von Skadhó nach Komiakí, dem nördlichsten der Bergdörfer von Naxos. Komiakí liegt am Rand einer großen, fruchtbaren, dicht bewachsenen Hochebene.
Hier findet man die Lage der Kirche bei Google Earth.
Blick auf Komiakí, im Vordergrund ist die Kirche Ágios Nikólaos erkennbar.
die kleine byzantinische Kirche Ágios Nikólaos
Diese Gegend von Naxos hat einen ganz eigenen Charakter: Hier bilden sich auch im Sommer häufig Wolken, und im Winter liegen die Bergspitzen oft in einer dichten Wolkendecke. Wir machen unseren Ausflug zum Troúllo Mitte September und – stehen im Nebel!
Das Dorf Komiakí von unten gesehen mit dichter Staubewölkung.
Etwa auf der Hälfte der Strecke von Skadhó nach Komiakí macht der Berg einen Vorsprung nach Norden, der „Troúllos“ (Kuppel) genannt wird. Dieser ganze Hang ist von teilweise fast undurchdringlichem, verwildertem Gestrüpp oder Wald bewachsen. Auch die Straße verläuft hier an zwei Stellen unter mächtigen Platanen. Kurz vor diesen Platanen steht an der Straße ein Hinweisschild „Βυζαντινός Ναός Άγιου Νικόλαου“, an dem der Pfad zur Kirche beginnt.
Der schmale Pfad führt durch ein kleines Wäldchen von ganz besonderem Reiz. Heute im Nebel wirken die malerischen Bäume und der dichte, grüne Unterwuchs geradezu verzaubert.
Der Pfad zur Kirche ist teilweise fast von Brombeeren überwuchert, wodurch man sich aber nicht abhalten lassen sollte; an einer Verzweigung muss man sich links halten. Nach ein, zwei Biegungen wird der Wald lockerer und führt an noch bewirtschafteten Weinfeldern vorbei. Und da liegt sie plötzlich, neben einem Weinfeld, die kleine Kirche Ágios Nikólaos.
die kleine, einschiffige Kirche des Heiligen Nikolaos
Der Innenraum der Kirche ist nur etwa 5 Meter lang und 1,5 Meter breit. Er ist als einfaches Tonnengewölbe ohne Kuppel gebaut. Das Allerheiligste, der Altarraum, ist nicht durch eine Ikonostase, sondern durch eine einfache Säule mit zwei kleinen Bögen an den Seiten abgetrennt. In der rund vorspringenden Apsis und unter dem Tonnengewölbe sind Wandmalereien erhalten, die zwar insbesondere an der südlichen Wand stark unter der Feuchtigkeit im Gebäude gelitten haben, aber doch teilweise noch sehr gut zu erkennen sind.
der Innenraum der Kirche mit den Wandmalereien unter dem Gewölbe, dem durch eine Säule mit zwei Bögen abgetrennten Altarraum und der einfachen Apsis
Im vorderen Bereich der Kirche ist auf der linken Seite Mariä Lichtmess dargestellt, die „Präsentierung“ von Christus vierzig Tage nach seiner Geburt im Tempel von Jerusalem vor den beiden Alten Simeon und Hanna.
Im hinteren Bereich der Kirche ist Christi Himmelfahrt abgebildet.
Die Apsis schmücken die Köpfe von Christus in der Mitte mit Maria und Johannes Prodromus an den Seiten.
Die Wandmalereien in der Kirche Ágios Nikólaos stammen vom Beginn des 14. Jahrhunderts n. Chr., also aus der späten byzantinischen Phase. Die Bilder sind eher einfach ausgeführt mit kräftiger Linienführung und auffälligen orange-rötlichen Farben. Der Hintergrund ist graublau gehalten. Bemerkenswert ist die ungewöhnliche Gestaltung der Augen mit geradem Unterrand und spitzen Enden, die eher an westliche Darstellungen erinnert. Möglicherweise lässt sich hier ein venezianischer Einfluss erkennen: Naxos befand sich ja schon seit 1207 unter venezianischer Herrschaft. (Umgekehrt ist übrigens auch ein deutlicher byzantinischer Einfluss auf italienische Kirchenmalereien derselben Epoche auszumachen).
die Darstellung von Christus in der Apsis
Johannes Prodromus; man beachte die ungewöhnliche Gestaltung der Augen mit geradem Unterrand
zum Weiterlesen: Kirchenmalerei (Wikipedia)
siehe auch: