Kreuzblütler I, Brassicaceae

Die Kreuzblütler sind eine der großen, weltweit verbreiteten Pflanzenfamilien mit je nach Definition 300 bis 400 Gattungen und 3000 bis 4000 Arten. Sie gehören zur Ordnung der Kreuzblütlerartigen, die außerdem die Kaperngewächse, die Resedengewächse und mehrere weitere sehr kleine Familien umfasst. Der Verbreitungsschwerpunkt der Familie der Kreuzblütler liegt im gemäßigten Eurasien vom Mittelmeergebiet bis nach China. Typisches Kennzeichen sind die vierteiligen, oft gelben und weißen, seltener rosa oder lila Blüten mit vier freien Blütenblättern, vier freien Kelchblättern und sechs Staubblättern. Die Früchte sind Schoten oder Schötchen; sie besitzen eine falsche Scheidewand, an der die Samen sitzen, und reißen längs auf oder zerfallen in einsamige Teilfrüchte (Gliederschoten). Die Blätter stehen meist wechselständig oder in einer grundständigen Rosette. Die traubigen Blütenstände werden häufig sehr lang und vielblütig; oft befinden sich gleichzeitig Blüten und Früchte an der Pflanze.

Unter den Kreuzblütlern findet sich eine ganze Reihe an Gemüse- und Nutzpflanzen wie die Kohlarten, Rüben (die Zuckerrübe gehört allerdings zu den Fuchsschwanzgewächsen), Raps und Rettich, Senf, Kresse und andere. Auch auf Naxos werden einige der Arten als Wildgemüse gesammelt (vor allem Bastardsenf und Brunnenkresse). Viele Kreuzblütler enthalten Senfölglykoside, die für den typischen Kohlgeruch verantwortlich sind. Viele Arten geben außerdem das giftige Gas Brommethan ab, das die Ozonschicht zerstört und ein Treibhausgas darstellt. Es wird vom Menschen als Insektenbekämpfungsmittel und zur Vernichtung von Schädlingen in Transportbehältern eingesetzt. Die Kreuzblütler sind möglicherweise für 15% des weltweiten Brommethan-Ausstoßes verantwortlich. Welche Funktion diese Gasemission für die Pflanzen hat ist ungeklärt.

Auf Naxos sind über 40 Arten an Kreuzblütlern nachgewiesen worden, von denen ich hier gut 25 vorstelle. Die Arten unterscheiden sich in der Form und Verteilung der Blätter, in der Blütenfarbe und vor allem in der Form der Schoten bzw. Schötchen (letztere sind weniger als dreimal so lang wie breit). Auf dieser Seite finden sich die weiß- und lilablühenden Arten; die gelbblühenden Arten werden auf der Seite Kreuzblütler II vorgestellt.

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Felsen-Steintäschel, Aethionema saxatile (L.) R. Br.


Der Felsen-Steintäschel besitzt fleischige, eiförmige Blätter und in Kränzen stehende rosa Blüten. Er wächst an felsigen Standorten in der Bergen von Naxos. Hier die langlebige Unterart creticum, die ein echtes verholztes Stämmchen und sehr fleischige Blätter ausbildet.


Die Unterart graecum ist ebenfalls mehrjährig, aber weniger langlebig und bildet kein dickes Stämmchen aus; die Blätter sind weniger fleischig.


Die Früchte sind etwa löffelförmige, zweiklappige Schötchen. Oft sind die Stiele und Früchte rot überlaufen.

Ackerschmalwand, Arabidopsis thaliana (L.) Heynh.


Der Ackerschmalwand ist ein weit verbreitetes Ackerunkraut. Auf Naxos ist er nicht besonders häufig. Er besitzt wie die vorige Art eine grundständige Blattrosette, aber zusätzlich auch einige kleine Stängelblätter.


Die Blätter tragen verzweigten Haare auf kleinen Höckern; die Stängel sind in ihrem untersten Teil dicht und abstehend behaart.


Die kleinen Blüten sind weiß. Die Früchte sind sehr schmale, bis zwei cm lange Schoten, die im oberen Teil des Blütenstandes aufrecht stehen. Der Ackerschmalwand wird in der Genetik als Modellpflanze verwendet, wofür er sich aufgrund des kleinen Genoms und des schnellen Generationswechsels sowie wegen der Anspruchslosigkeit besonders eignet.

Frühlings-Gänsekresse, Arabis verna (L.) R. Br.


Diese kleine Pflanze, die im Mittelmeergebiet heimisch ist und auf Naxos an trockenen, warmen Standorten vorkommt, besitzt eine Rosette aus gezähnten, eiförmigen Blättern, lange schmale Schoten und lila Blüten.


Bei größeren Pflanzen ist auch der Stängel im unteren Teil beblättert. Die Stängelblätter sind leicht geöhrt. Die Schoten sind stielrund; ihre kurzen Stiele sind fast ebenso dick wie die Schoten.

Europäischer Meersenf, Cakile maritima Scop.


Der in ganz Europa verbreitete Europäische Meersenf kommt vor allem an der Küste vor. Seine leicht fleischigen Blätter sind tief gebuchtet bis gefiedert mit sehr schmalen Abschnitten. Die Pflanze ist weitgehend kahl.


Die Blüten dieser Art sind rosa, die Schötchen dick und kurz mit vier Kanten.

Wendich, Calepina irregularis (Asso) Thell.


Der Wendich kommt im Mittelmeergebiet und Vorderasien vor; auf Naxos habe ich ihn bislang nur einmal gefunden. Er besitzt gebuchtete Rosettenblätter und pfeilförmig stängelumfassende Stängelblätter.


Die Schötchen sind eiförmig mit einer abgerundeten Spitze; in der Reife werden sie netzrunzelig (hier nicht zu sehen).


Die kleinen weißen Blüten besitzen etwas ungleiche Kronblätter.

Hirtentäschel, Capsella bursa-pastoris (L.) Medik.


Das Hirtentäschel ist eine sehr häufige, in der ganzen Welt als Ackerunkraut eingeschleppte, anspruchslose Pflanze, die vor allem an Ruderalstandorten und in Gärten und Feldern gedeiht. Es besitzt eine grundständige Rosette aus länglichen, meist fiederspaltigen Blättern sowie gezähnte Stängelblätter und einen Blütenstand mit kleinen weißen Blüten.


Die unverkennbaren kleinen Schötchen sind herzförmig. Das Hirtentäschel produziert sehr viele Samen, die bis zu dreißig Jahre keimfähig bleiben können. Es wird als Heilkraut verwendet (bei Blutungen und Muskelrissen usw).


Später fallen die Samen ab, so dass nur die länglichen, weißen Scheidewände der Schötchen übrigbleiben.

Behaartes Schaumkraut, Cardamine hirsuta L.


Das Behaarte Schaumkraut besitzt in einer Blattrosette stehende, gefiederte Blätter mit auffällig runden Fiederblättchen. Es kommt bei uns im Garten vor und kann in Salaten gegessen werden.


Die kleinen, schmalen Schoten stehen aufrecht; sie ragen über die Blüten hinaus.

Pfeilkresse, Cardaria draba (L.) Desv., = Lepidium draba


Die Pfeilkresse ist auf Naxos nur gelegentlich anzutreffen; ich habe sie bei Keramotí gefunden. Ursprünglich stammt diese Art aus dem Mittelmeergebiet, hat sich aber fast weltweit verbreitet. In Europa wächst sie vor allem entlang der Eisenbahngleise. Die aufrechten Stängel der Pfeilkresse sind stark beblättert. Die weißen, duftenden Blüten stehen in Schirmtrauben.


Die Pfeilkresse bildet kleine, rundliche zweisamige Schötchen aus. Sie vermehrt sich auch vegetativ über Wurzelausläufer. Die Samen können als pfefferartiges Gewürz genutzt werden.

Spanischer Meerkohl, Crambe hispanica L.


Die Meerkohl-Art Crambe hispanica kommt auf Naxos in den niedrigen Lagen an schattigen, feuchten Stellen vor. Sie besitzt gefiederte Blätter mit großer runder Endfieder und nur ein oder zwei weiteren, kleinen Fiederblättern. Die weißen Blüten stehen an den Enden von stark in die Länge wachsenden traubigen Blütenständen.


Die Schötchen bestehen aus einem runden oberen Teil und einem kleineren unteren ohne Samen. Die Meerkohl-Arten können als Gemüse genutzt werden; eine afrikanische Art (Krambe) dient auch der Produktion von technischem Öl, Emulgatoren und ähnlichem.

Didesmus aegypticus (L.) Desv.


Der Kreuzblütler Didesmus aegypticus besitzt fiederschnittige Blätter am Stängel. Dieses kleine Exemplar habe ich in unserem Garten gefunden.


Seine weißen Blüten sind vergleichsweise groß.


Die lang zugespitzten Schötchen bestehen aus zwei Abschnitten; zur Reife bilden sie vier vorstehende Kanten aus.

Frühlings-Hungerblümchen, Erophila verna Chevall. = Draba verna agg. L.

Das Frühlings-Hungerblümchen wird oft in die eigene Gattung Erophila gestellt, während es von anderen Autoren in die Gattung der Felsenblümchen (Draba) mit über 400 Arten gerechnet wird. Das Frühlings-Hungerblümchen ist sehr variabel und wird als „Sammelart“ oder Aggregat betrachtet, das aus nah verwandten und schwer zu unterscheidenden Arten, Unterarten oder Kleinarten besteht – von einem Autor sind 200 unterschiedliche Formen unterschieden worden. Die Variabliltät der Artengruppe erkennt man auch daran, dass unterschiedliche Chromosomenzahlen zwischen 14 und 64 auftreten. Sie entsteht unter anderem vermutlich dadurch, dass beim Hungerblümchen hauptsächlich Selbstbestäubung auftritt. Die verschiedenen Arten oder Formen des Aggregats werden an der Form der Schötchen und dem Typus der Haare auf den Blättern unterschieden.


Das Frühlings-Hungerblümchen ist ein sehr kleines, unauffälliges Pflänzchen, das früh im Frühling blüht, auf Naxos oft schon im Winter. Es besitzt eine Blattrosette aus verkehrt-eiförmigen oder länglichen, manchmal grob gezähnten Blättern. Blätter und Stängel tragen überwiegend verzweigte Haare. Die kleinen weißen Blüten besitzen tief eingeschlitzte Blütenblätter. Die Schötchen sind abgeflacht eiförmig bis länglich und recht lang gestielt.


Hier sieht man die typischen verzweigten Haare auf den Blättern des Hungerblümchens – sie sollten vorwiegend drei- und vierteilig sein; bei unserem Exemplar sehen sie allerdings deutlich zweispaltig aus.


Das Hungerblümchen kommt in Gärten und an Wegrändern sowie in Flusstälern vor, ist aber leicht zu übersehen, weil es so klein ist.


Die weißen Blüten besitzen tief gespaltene Blütenblätter.

Erophila boerhavii Dumort.


Erophila boerhavii gehört zum Aggregat des Frühlings-Hungerblümchens; es wird manchmal als Unterart, manchmal als eigene Art gerechnet, manchmal gar nicht abgetrennt. Es unterscheidet sich an den kürzeren Schötchen.


Die ganzrandigen Blätter tragen überwiegend zweispaltige Haare.

Langfrüchtiges Hungerblümchen, Erophila macrocarpa Boiss.


Das Langfrüchtige Hungerblümchen ist in der Ägäis endemisch. Die Schötchen sind bei dieser Art mehr als sechs mal so lang wie breit.

Erophila praecox (Steven) DC.


Die nah verwandte Art Erophila praecox unterscheidet sich vom Frühlings-Hungerblümchen an den größtenteils einfachen Haaren. Sie wächst bei uns hier und da in der Phrygana.


Diese Art besitzt sehr kleine, kurze Schötchen ähnlich wie Erophila boerhavii.

Lepidium spinosum Ard.


Die Kressen-Art Lepidium spinosum kommt auf Naxos hier und da an eher feuchten Standorten vor. Sie besitzt recht dicke Stängel und sehr schmale Blätter.


Die weißen Blüten besitzen sehr kurze Stiele; aus ihnen wachsen die abgeflachten, tief zweilappigen Schoten heraus.


Hier noch ein Exemplar. Wenn die Schoten reif sind, tragen sie wenige kleine Stachelhaare, von denen sich der Name ableitet.

Malcolmia chia (L.) DC.


Malcolmia chia ist im östlichen Mittelmeergebiet verbreitet und kommt auf Naxos verstreut im Kulturland vor.


Sie sieht der Frühlings-Gänsekresse ähnlich; die Stängelblätter sind jedoch nicht geöhrt.

Malcolmia flexuosa ssp. naxensis (Rech. f.) Stork


Dieser in der Ägäis endemische, hübsche Kreuzblütler wächst auf Naxos an der Meeresküste, wo er stellenweise sehr häufig ist. Er blüht im frühen Frühjahr und duftet sehr angenehm.


Typisch für die Art sind die langen, sehr schmalen, in alle Richtungen waagerecht abstehenden Schoten und die kleinen keilförmigen Blätter. Die vergleichsweise großen Blüten sind weißlich bis rosa gefärbt.


An der Küste bei Agios Dimitris bedeckt Malcolmia flexuosa naxensis teilweise größere Flächen.


Was für eine hübsche kleine Blume!

Matthiola incana (L.) R. Br.


Diese große Levkojen-Art besitzt graufilzige Blätter. Sie wächst vor allem in Strandnähe.


Die großen lila Blütenblätter sind am Grund verwachsen.


Die Schoten besitzen eine kleine dreieckige Spitze. Im Gegensatz zur Strand-Levkoje (Matthiola sinuata) trägt diese Art keine schwarzen Öldrüsen auf den Schoten.

Dreihörnige Levkoje, Matthiola tricuspidata (L.) R. Br.


Die vor allem als Schnitt- oder Gartenblumen bekannten Levkojen mit ihren für Kreuzblütler großen, lila Blüten und grau behaarten, meist gebuchteten Blättern kommen in drei Arten auf Naxos vor. Sie wachsen vor allem auf Sand entlang der Meeresküste. Hier sieht man die Dreihörnige Levkoje, deren lange, schmale Schoten an der Spitze in drei Ästchen zerteilt sind (siehe oben links im Bild).

Echte Brunnenkresse, Nasturtium officinale R. Br.


Die Echte Brunnenkresse wächst nur an ständig sehr feuchten Stellen, vor allem in fließendem Wasser. Auf Naxos kommt sie an Quellen und Wasserläufen vor. Sie besitzt gefiederte Blätter und kleine weiße Blüten in dichten schirmtraubigen Blütenständen und schmale, längliche Schoten. Sie kann als vitaminreiches Salatgemüse gegessen werden; in Gegenden mit weidendem Vieh besteht allerdings die Gefahr einer Verunreinigung durch Egel.

Teesdalia coronopifolia Thell.


Die hübsche Art Teesdalia coronopifolia mit sehr kleinen Blüten, kleinen leierförmig fiederspaltigen Blättern in einer Grundrosette und schönen abgeflachten Schötchen habe ich bislang erst selten angetroffen.

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