Lippenblütler II, Lamiaceae

Die hier vorgestellten Arten der Lippenblütler gehören zur Unterfamilie Nepetoideae (zur allgemeinen Beschreibung der Familie siehe Lippenblütler I). Viele der etwa 3700 Arten der Nepetoideae sind aromatisch und werden als Gewürz- oder Heilpflanzen verwendet, so auch eine Reihe der auf Naxos vorkommenden Arten. Auch die Gewürze Rosmarin, Basilikum, Zitronenmelisse, Ysop, Minze und Bohnenkraut gehören hierher. Die auf Naxos wild wachsenden Gewürzpflanzen sind entsprechend des trockenen Standortes oft besonders aromatisch: Die aromatischen Öle bilden eine isolierende „Dunstglocke“, die vor Kälte sowie auch vor Hitze schützt und auch die Verdunstung reduziert.

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Acinos graveolens (M. Bieb.) Link


Die kleine Steinquendel-Art Acinos graveolens kommt auf Naxos nur selten vor. Sie besitzt breite, eiförmige Blätter und blaue Blüten, die aus einem recht großen, behaarten Kelch mit auffälligen Kelchzähnen hervorragen.

Schopf-Lavendel, Lavandula stoechas L.

Der Schopf-Lavendel ist auf Naxos nur an manchen Stellen häufig. Er wächst an sauren Standorten wie in der Granitregion im Zentrum der Insel. Bei Azalas findet man ihn hier und da auf Schiefer. Im Gegensatz zum Echten Lavendel ist der Schopf-Lavendel kaum aromatisch.


Der Schopf-Lavendel besitzt grüngraue, lineale Blätter und kompakte Blütenstände.


Der Blütenstand des Schopf-Lavendels wirkt wie ein dichter, wolliger, grauer „Kolben“ aus den Kelch- und Tragblättern, auf dem die dunkellila gefärbten fertilen Blüten in vier ordentlichen Doppelreihen sitzen; oben auf dem Blütenstand stehen mehrere stark vergrößere, blütenblattähnliche lila Tragblätter, die die Bestäuber anlocken sollen (Scheinblüten).

Zitronenmelisse, Melissa officinalis L.

Die Zitronenmelisse kenne ich auf Naxos nur aus dem Tal von Sífones. Ich weiß nicht, ob sie hier als wild oder als verwildert zu betrachten ist.


Die Zitronenmelisse bildet hohe, beblätterte Stängel aus; die herzförmigen, lang gestielten Blätter sind dicht weich behaart.


Die eher kleinen weißen Blüten besitzen charakteristische, etwas aufgeblasene Kelche, deren breiter oberer Teil drei kleine zurückgebogene Zähnchen besitzt, während unten zwei längere, nach vorn stehende Zähnchen sitzen.

Polei-Minze, Mentha pulegium L.

Auf Naxos kommen vier Minzen-Arten vor, unter denen die Polei-Minze am wenigsten an Wasser gebunden ist: Während die anderen Arten an dauerhaft nassen Standorten wachsen, kommt sie an wechselfeuchten Stellen vor und kann auch lange Trockenheit in den Sommermonaten überdauern. Die Polei-Minze ist in Europa und Zentralasien verbreitet; in Deutschland ist sie überwiegend an Flusstäler gebunden und gilt als gefährdet. Sie wird trotz ihres strengen Geschmacks gelegentlich als Gewürz verwendet, ist jedoch giftig (u.a. verursacht sie Lebenschäden). Ihr Artname leitet sich vom lateinischen Wort für Floh, pulex, ab, da sie früher als Mittel gegen Insekten und besonders Flöhe verwendet wurde. Im antiken Griechenland wurde die Polei-Minze (gr. fliskouni) bei den Eleusinischen Mysterien verwendet: Die Teilnehmer nahmen nach dem Fasten das kykeon zu sich, ein Gerstenbrei mit Polei-Minze, das dem Mythos gemäß die Göttin Demeter nach ihrer Irrwanderung auf der Suche nach Persephone als erstes zu sich genommen hatte. Ein ähnlicher Getreidebrei mit Polei-Minze wurde auch in byzantinischen Zeiten noch gegessen.


Die Polei-Minze wächst als niedriger Zwergstrauch, der sich über Ausläufer vermehrt. Die kleinen Blätter sind elliptisch bis eiförmig und aromatisch.


Die lila Blüten sitzen in über den oberen Stängel verteilten Scheinquirlen, unter denen den Stängelblättern ähnliche Tragblätter sitzen. Der Kelch ist innen behaart; die Kelchzähne sind leicht verschieden lang (nicht immer gut zu sehen).


Im Gegensatz zu den anderen Minzen-Arten endet der Stängel in einem kleinen Blattschopf.

Grüne Minze, Mentha spicata L.

Die Grüne Minze, griechisch dyósmos, ist ein bedeutendes Gewürz- und Heilkraut, das seit der Antike im Mittelmeerraum und in Griechenland sehr geschätzt und viel verwendet wird. Auch heute noch ist sie Bestandteil zahlreicher traditioneller Gerichte, wie z.B. der Gefüllten Weinblätter. Die Grüne Minze wirkt unter anderem antibakteriell, nervenstärkend, anregend und entzündungshemmend und wird auch bei der Herstellung von Zahnpastas, Kaugummis und anderen Produkten verwendet. Der griechische Arzt Dioskourides empfiehlt sie als Kompresse bei Kopfschmerzen; die alten Griechen rieben sogar ihre Tische vor dem Essen mit Blättern der Grünen Minze ein, weil sie den Geruch so sehr liebten. Die wichtigsten ätherischen Öle in der Minze sind Carvon, Limonen und Menthol.


Die Grüne Minze kommt auf Naxos wild vor und wächst an den Flussläufen in oder am Wasser, wie hier bei Apóllonas.


Die Grüne Minze besitzt kahle, länglich-elliptische Blätter. Die zartrosa Blüten sitzen in Scheinquirlen in ährenartigen, endständigen Blütenständen.

Julianische Bergminze, Micromeria juliana (L.) Benth.

Die Julianische Bergminze ist auf Naxos häufig; wie die meisten Lippenblütler ist auch sie vor allem auf kalkhaltigem Untergrund zu finden. Sie wächst vor allem in der Bergen an steinigen Standorten; bei uns fehlt sie weitgehend.


Die Julianische Bergminze ist eine kleine Pflanze mit lanzettlichen nadelähnlichen Blätter mit umgerolltem Rand. Die sehr kleinen rosa Blüten stehen in dichten Scheinquirlen.

Nervige Bergminze, Micromeria nervosa (Desf.) Benth.

Die Nervige Bergminze wächst an trockenen Standorten; sie ist überall in der Phrygana sehr häufig.


Die Nervige Bergminze bildet etwas breitere, eiförmige Blätter aus. Der beblätterte Teil der Pflanze ist kurz im Vergleich zum sehr langgestreckten Blütenstand.


Der ganze Blütenstand ist dicht behaart, die Blüten sind klein und rosa. Die kurze Oberlippe der Blüte ist ganzrandig. Die Kelchzähne sind etwa halb so lang wie der Kelch.

Griechischer Dost, Origanum onites L.

Der Griechische Dost fehlt in den wärmsten Regionen der Insel und besitzt einen Verbreitungsschwerpunkt auf kalkhaltigem Untergrund; in der Bergregion ist er sehr häufig. Er wird als Gewürz verwendet.


Der Griechische Dost bildet kleine Büsche aus aufrechten Zweigen mit je einem Blütenstand am Ende, in dem die Blüten als doldenartige Schirmähre angeordnet sind. Die kleinen Blätter sind ei- oder herzförmig.


Die Ährchen der Blütenstände bestehen aus zahlreichen dachziegelförmig angeordneten Tragblättern. Bei manchen Exemplaren besitzen die weißen Blüten eine besonders ausgeprägte Dreiecks-Form.


Der Griechische Dost wird sehr gern von Insekten aller Art besucht, so dass er eine wahre Freude für den Insektenliebhaber ist: Man kann immer wieder etwas Neues entdecken!

Griechischer Oregano, Origanum vulgare ssp. hirtum (Link) Ietsw.

Der Griechische Oregano ist die beliebteste Gewürzpflanze auf Naxos. Er wird vor allem für die berühmten gebratenen Kartoffeln verwendet. Die griechische Unterart ist ganz besonders aromatisch. Auf Naxos kommt er in den höheren Lagen vor, ist aber nicht sehr häufig, was vielleicht vor allem daran liegt, dass er sehr viel gesammelt wird.


Der Griechische Oregano ist seltener als der ähnliche Griechische Dost, vielleicht unter anderem weil er als sehr beliebte Gewürzpflanze viel gesammelt wird. Er kommt in der Bergregion vor und fehlt in den niedrigeren Lagen.


Er unterscheidet sich vom Griechischen Dost darin, dass die Blüten als Scheinrispen nicht nur am Ende der Stängel, sondern auch weiter unten zwischen den Blättern angeordnet sind.


Die Blüten sind weiß; die ganze Pflanze ist dicht, wenn auch kurz behaart.

Griechischer Salbei, Salvia fruticosa Mill.

Der Griechische Salbei ist ebenfalls an kalkhaltige Standorte gebunden. Er kommt vor allem in den etwas höheren Lagen der Insel vor; in Meeresnähe wächst er nur an feuchteren Standorten wie in den Torrenten. Die Blätter und jungen Blütentriebe werden als köstlicher Tee verwendet, der im Winter getrunken wird und bei Erkältungen und Halsschmerzen hilft. Am besten sammelt man den Salbei im Mai.


Der Griechische Salbei bildet sehr große Büsche, die vor allem in Flusstälern oder Wäldern wachsen, das heißt meist an etwas feuchteren Stellen. Er besitzt lange, schmale Blätter, die unterseits grau filzig sind.


Die klebrigen Blütenstände besitzen drüsig behaarte, leicht aufgeblasene, braune Kelche, aus denen die großen zartrosa Blüten weit hervorragen.


Oft sitzen an den Salbeisträuchern Gallen (von diesen leitet sich auch der griechische Name faskomilo ab: milo=Apfel). Die Gallen wurden früher von der Dorfbevölkerung geegssen. Sie werden durch eine Gallwespe hervorgerufen (der Familie Cynipidae).

Eisenkraut-Salbei, Salvia verbenacea L.

Diese Salbei-Art ist etwas seltener; auch sie ist an Kalk gebunden.


Der Eisenkraut-Salbei besitzt große, langgestielte, dunkelgrüne Grundblätter, die durch die Nerven knitterig aussehen. Die leuchtend blauvioletten Blüten stehen in Scheinquirlen.


Die Blüten ragen nur wenig über die dunklen Kelchblätter hinaus.

Grüner Salbei, Salvia viridis L.

Der Grüne Salbei kommt bei Azalas in der Phrygana vor; es handelt sich um eine kleine, eher unauffällige Pflanze. Wie die anderen Salbei-Arten wächst auch der Grüne Salbei nur auf kalkhaltigem Untergrund.


Der kleine Grüne Salbei besitzt eiförmige, gekerbte Grundblätter. Die Blüten sitzen in großen, länglichen, mit deutlichen Nerven versehenen Kelchen mit ebenso langen Tragblättern. Die Blüten besitzen große, lila gefärbte Oberlippen, während die Unterlippen heller und kleiner sind. An der Spitze des Blütenstandes steht ein kleiner Schopf aus umgestalteten, lila Tragblättern, die als Schaublüten funktionieren.

Silber-Salbei, Salvia argentea L.

Der Silber-Salbei ist die vierte Salbei-Art, die auf Naxos vorkommt. Er ist nur sehr selten anzutreffen. Ich habe ihn bislang nur einmal gesehen; an der Straße zwischen Apeiranthos und Filoti.


Der Silber-Salbei wird eine große, kräftige Pflanze mit großen, einfachen, klebrigen und wolligen Blättern im unteren Bereich des Stängels, die nach oben hin kleiner werden.


Die Blüten sind reinweiß mit einer hohen, helmartig gewölbten Oberlippe.

Thymbra-Bergminze, Satureja thymbra L.

Die Thymbra-Bergminze ist in allen Gebieten der Insel an sonnigen Standorten häufig. Sie bildet große Sträucher, die im Frühjahr blühen. Sie wird als Thymian-ähnliches, herbes Gewürz gesammelt.


Die Thymbra-Bergminze bildet große Stäucher, die im Frühjahr von Blüten übersäht sind.


Die rosa Blüten dieser Art besitzen ebenfalls eine ganzrandige Oberlippe und vergleichsweise große, runde Seitenlappen an der Unterlippe.

Kopfiger Thymian, Thymbra capitata (L.) Cav., (= Coridothymus capitatus)

Der Kopfige Thymian kommt auf Naxos auf kalkhaltigen Böden vor, wo er teilweise sehr häufig ist. Er hat ein sehr intensives Aroma und wird zum Würzen von Fleisch verwendet oder kann als Tee bei Erkältungen und Fieber getrunken werden. Er blüht im Sommer.


Der Kopfige Thymian wächst als Zwergstrauch und bildet üblicherweise verdrehte, knorrige, liegende Stämmchen, wie hier zu sehen. Die Blätter sind sehr klein und schmal.


Die helllila Blüten besitzen eine tief gelappte Unterlippe mit dunkleren Flecken, und in alle Richtungen spreizende Staubblätter.

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