Lippenblütler I, Lamiaceae

Die Lippenblütler sind eine große Familie mit 7 Unterfamilien, 230 Gattungen und über 7000 Arten. Sie gehören zu den Lippenblütlerartigen (Lamiales) innerhalb der Asternähnlichen. Das wesentliche Charakteristikum der Familie ist die Gestaltung der Blüten, die aus fünf zu einer Röhre verwachsenen Blütenblättern bestehen; diese bilden eine zweizipfelige Oberlippe und eine dreizipfelige Unterlippe. Die Blüten besitzen fünf Kelchblätter und fünf Staubblätter, von denen meist das eine zurückgebildet ist. Sie haben einen oberständigen Fruchtknoten mit zwei Fruchtblättern und bilden einen Griffel mit zwei Narben. Die Blüten werden durch Insekten bestäubt. Griffel und Staubblätter stehen unter der Oberlippe, von wo die Pollen auf den Rücken der Insekten aufgetragen und beim Besuch der nächsten Blüte am Griffel abgestreift werden. Die Stängel sind oft vierkantig, die Blätter gegenständig. Die Früchte sind meist als vierteilige Klausenfrüchte ausgebildet.

Die Lippenblütler sind weltweit verbreitet. Auf Naxos kommen über 30 Arten vor, von ich hier bislang 22 vorstelle; auf dieser Seite Arten der Gattungen Acinos, Ajuga, Ballota, Lamium, Phlomis, Prasium, Scutellaria, Sideritis und Teucrium (Unterfamilien Ajugoideae und Lamioideae); auf der Seite „Lippenblütler II“ folgen gut 10 Arten der Unterfamilie Nepetoideae aus den Gattungen Acinus, Lavandula, Origanum, Salvia, Satureja und Thymbra. Auf einer eigenen Seite stelle ich den früher zu den Eisenkrautgewächsen gestellten Mönchspfeffer vor.

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Gelber Günsel, Ajuga chamaepitys (L.) Schreb.

Der Gelbe Günsel ist auf Naxos sehr selten.


Der Gelbe Günsel besitzt, für Lippenblütler ungewöhnlich, tief dreigespaltene Blätter.


Die Günsel sind daran zu erkennen, dass die Oberlippen der Blüten stark zurückgebildet ist. Die Unterlippe ist beim Gelben Günsel auffällig lang mit großem, zum Ende hin verbreiterten, eingekerbtem Mittellappen, während die zwei Seitenlappen viel kleiner sind. Die Blüte ist gelb mit einer feinen roten Sprenkelung.


Nachdem ich den Gelben Günsel zuerst an einer kleinen Felswand bei uns in Azalas gefunden hatte, habe ich erst Jahre später wieder einige Exemplare auf den Bergen oberhalb von Filoti angetroffen.

Orientalischer Günsel, Ajuga orientalis L.


Der Orientalische Günsel hat kräftige, aufrechte Stängel mit eiförmigen, gekerbten, zottig behaarten Blättern.


Die Blüten dieser Art stehen verdreht, das heißt die (hier weißliche) Unterlippe liegt oben, während die in zwei Lappen aufgespaltene, blaue Oberlippe unten steht. Bei dieser Art ist die Oberlippe weniger zurückgebildet als bei der vorigen; ihre Lappen ähneln den Seitenlappen der Unterlippe.

Napf-Schwarznessel, Ballota acetabulosa (L.) Benth.

Die Napf-Schwarznessel ist auf Naxos sehr häufig; sie ist eine typische Pflanze der Phrygana und der Garigue.


Die Napf-Schwarznessel blüht vom späten Frühjahr an über den ganzen Sommer. Sie ist erkennbar an den runden, wie ein offener Trichter geformten, verwachsenen Kelchblättern mit einem leicht gekerbten, breiten Saum. Die Blüten sind weiß mit einer purpurnen Zeichnung auf der Unterlippe. Die Blätter sind weich und pelzig.


Die Napf-Schwarznessel ist eine sehr beliebte Futterpflanze für Bienen und Fliegen aller Art.

Stängelumfassende Taubnessel, Lamium amplexicaule L.

Die Stängelumfassende Taubnessel kommt vor allem in Äckern und Gärten vor; sie ist ein Kulturfolger.


Die Stängelumfassende Taubnessel ist an den herzförmig-stängelumfassenden Tragblättern des Blütenstandes zu erkennen. Die Blüten sind rosa mit sehr langer Kronblattröhre, die weit über den kurzen, spitzigen Kelch herausragt. Die Oberlippe der Blüte ist nicht zweigeteilt.

Gargano-Taubnessel, Lamium garganicum L.

Die Gargano-Taubnessel wächst an feuchten Standorten. Ich habe sie bislang nur bei Apóllonas in einem schattigen Tälchen gefunden.


Die Gargano-Taubnessel besitzt nicht stängelumfassende, sondern kurz gestielte Tragblätter. Die Blüten sind weißlich mit purpurner Aderung. Auch sie haben eine lange Röhre; die Oberlippe ist in zwei runde Lappen geteilt.

Gewöhnlicher Andorn, Marrubium vulgare L.

Der gewöhnliche Andorn ist im Mittelmeergebiet weit verbreitet und als früher viel genutzte Heilpflanze (vor allem gegen Husten) auch in Mitteleuropa eingebürgert. Auf Naxos habe ich ihn bislang nur selten gefunden.


Der Gewöhnliche Andorn besitzt rundliche, gerunzelte Blätter. An den langen Stängeln sitzen die Blüten in Scheinquirlen in den Achseln von je zwei den Blättern ähnlichen Tragblättern.


Die kleinen weißen Blüten bestehen aus einer tief zweigeteilten, spitzen Oberlippe und einer dreilappigen Unterlippe. Die Kelche weisen zehn Rippen auf und besitzen zehn auswärts gebogene Zähne.

Strauchiges Brandkraut, Phlomis fruticosa L.

Das Strauchige Brandkraut ist eine auffällige und häufige Pflanze in Macchie, Garigue und Phrygana. Es kommt in allen Lagen der Insel, aber nur auf Kalk vor.


Das Strauchige Brandkraut bildet große, ausdauernde Sträucher. Die länglichen, ganzrandigen Blätter sind dicht filzig behaart.


Die großen, gelben Blüten mit der helmförmig gewölbten Oberlippe stehen in dichten Scheinquirlen. Sie enthalten ein wenig Nektar, den man aus der Röhre saugen kann.

Großer Klippenziest, Prasium majus L.

Der Große Klippenziest kommt in Macchie, Garigue und Phrygana häufig vor; er wächst vor allem in den wärmeren Lagen der Insel und ist weitgehend an Kalk als Untergrund gebunden.


Der Große Klippenziest wächst als Strauch. Er besitzt glänzend grüne, gekerbte Blätter. Die Blüten haben eine große, weiße, dreigeteilte Unterlippe.


Die Früchte sind schwarz und rund und fleischig, fast beerenartig. Sie werden fleißig von den Ameisen eingesammelt.

Weißes Helmkraut, Scutellaria albida ssp. velenovskyi (Rech. f.) Greuter & Burdet

Das Weiße Helmkraut wächst im Norden von Naxos an schattigen, feuchten Stellen, z.B. unter Platanen.


Die Blüten der Helmkräuter wachsen in sehr charakteristischen, regelmäßig einseitswendigen Scheinähren. Die großen Blätter sind herzförmig mit gekerbtem Rand. Im Blütenstand stehen große Tragblätter, die über doppelt so lang sind wie der Kelch.


Der Kelch der Helmkräuter besteht aus zwei ganzrandigen Lippen, deren obere eine helmartige Aufwölbung aufweist. Kelch und Tragblätter sind lang drüsig behaart. Die weißen, langröhrigen Blüten sind sehr hinfällig.


Hier sieht man die Blüten mit einer zarten violetten Zeichnung auf der Unterlippe.

Sideritis curvidens Stapf

Sideritis curvidens ist eine kleine, unauffällige Pflanze, die man leicht übersehen kann. Sie kommt bei uns in der Phrygana vor.


Diese kleine Art kriecht am Boden. Blätter und Stängel sind rötlich überlaufen und lang behaart. Im Blütenstand stehen längliche, ganzrandige Tragblätter.


Die Blüten dieser Art sind weißlich bis leicht rosa; die Oberlippe ist klein, die Unterlippe breit und rund mit zwei kleinen Seitenlappen. Auffällig und charakteristisch ist der Kelch: er ist röhrig verwachsen und besitzt lange fünf grannenartige Zähne, wobei der obere Kelchzahn deutlich größer ist und eine dreieckige Form besitzt.

Acker-Ziest, Stachys arvensis L.

Den Acker-Ziest habe ich bislang nur im eher feuchten Tal unterhalb von Keramotí und im Migmatit-Gebiet bei Potamiá angetroffen.


Der Acker-Ziest besitzt kleine, flache Blüten von zart rosa Färbung. Die fünf freien, spitzen, schmalen Kelchzähne sind etwa so lang wie die Kronröhre. Sie sind rötlich überlaufen.

Kurzblättriger Gamander, Teucrium brevifolium Schreb.

Der Kurzblättrige Gamander wächst bei uns hier und da in der Phrygana. Er ist an die wärmsten Regionen der Insel gebunden und kommt nur auf Kalk vor.


Die Gamander-Arten zeichnen sich dadurch aus, dass bei ihnen die Oberlippe vollständig zurückgebildet ist. Der Kurzblättrige Gamander ist ein kleiner Strauch mit fleischigen, linealen Blättern; seine Wuchsform ist ungewöhnlich für einen Lippenblütler. Über der zart rosa Unterlippe stehen die gebogenen Staublätter.

Kopfiger Gamander, Teucrium polium ssp. capitatum (L.) Arcang.

Der aromatische Kopfige Gamander wächst häufig in Phrygana und Garigue.


Dieser kleine, niedrige Halbstrauch ist dicht wollig behaart, wodurch er seine graue Farbe erhält. Die Blüten stehen in kleinen Köpfchen. Die kleinen, fleischigen Blätter sind lineal mit fein gekerbtem Rand.


Die weißen Blüten sind sehr klein und unauffällig; am leichtesten sind noch die roten Staubblätter zu entdecken. Die Unterlippe ist fünflappig.


Wie die meisten Lippenblütler ist auch der Kopfige Gamander bei den Insekten beliebt als Futterpflanze und man kann manches Juwel an ihm entdecken, so wie diese kleine Goldwespe.

Teucrium divaricatum Held.

Teucrium divaricatum kommt bei uns in der Phrygana vor; es ist aber keine sehr häufige Art.


Diese Art bildet einen langgestreckten Blütenstand aus. Die saftig grünen Blätter sind kurz gestielt und leicht gekerbt.


Die Blüten besitzen fünf gleiche, braune, breite Kelchzipfel. Die lange Unterlippe ist intensiv rosa.

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