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Rosengewächse, Rosaceae

Die Rosengewächse sind eine große, vor allem auf der Nordhalbkugel beheimatete Pflanzenfamilie (etwa 3000 Arten in 90 Gattungen, Ordnung Rosenartige), die außer der Rose noch viele weitere bekannte Pflanzen umfassen, insbesondere zahlreiche Obstsorten. Sie wachsen als Sträucher, Bäume oder seltener Kräuter und besitzen meist große, fünfzählige, oft weiße Blüten. Auf Naxos kommen etwa zehn Vertreter der Rosengewächse wild vor. Hier stelle ich bislang folgende Arten vor: die Mandelblättrige Birne (Pyrus spinosa), Webbs Mandel (Prunus webbii), den Eingriffeligen Weißdorn (Crataegus monogyna), die Heilige Brombeere (Rubus sanctus), die Dornige Bibernelle (Sarcopoterium spinosum) und den Kleinen Wiesenknopf (Sanguisorba minor).

Abgesehen von diesen wilden Vertretern werden auch zahlreiche kultivierte Rosengewächse auf Naxos angebaut, oft in alten, lokalen Sorten: Apfel, Birne, Quitte, Pflaumen und Zwetschgen diverser Sorten, Sauerkirsche, Aprikose, Pfirsich, Mandel und Mispel. Die besten Gegenden für den Obstanbau auf Naxos sind die nördliche Bergregion um die Dörfer Komiakí und Kóronos sowie die nordwestlich gelegene Küstenebene von Engarés, von wo auch in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts schon vor allem Aprikosen in großen Mengen nach Athen exportiert wurden. Die lokalen Birnensorten wurden auf die wilde Mandelblättrige Birne aufgepfropft. Viele der Obstbäume stammen ursprünglich aus Asien, aus der Gegend des Iran oder aus China, und werden oft schon seit vielen Jahrtausenden kultiviert.

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Mandelblättrige Birne, Pyrus spinosa, Forssk.

Die ostmediterrane Mandelblättrige Birne (Pyrus spinosa oder P. amygdaliformis) ist eine der häufigeren Baumarten auf Naxos: Sie kommt zwar nicht in geschlossenen Beständen vor, sondern nur in Einzelexemplaren, ist aber in allen Lagen der Insel verbreitet und gedeiht gut. Sie ist der einzige laubabwerfende Baum, der auch in den wärmsten Regionen in Meeresnähe vorkommt. Die Frucht der Mandelblättrigen Birne ist zwar klein und relativ hart, kann aber (jedenfalls an machen Bäumen: das ist offenbar von Exemplar zu Exemplar unterschiedlich), wenn sie gut reif ist, bestens gegessen werden und ist sehr aromatisch. Kleine Exemplare werden zum Aufpfropfen der kultivierten, lokalen Birnensorten benutzt. Die weite Verbreitung der Art auf der Insel hängt möglicherweise mit dieser Nutzung zusammen; in natürlichen Waldbeständen kommt sie zwar hier und da ebenfalls vor, aber nicht sehr häufig.

Mandelblättrige Birne, Pyrus spinosa
Die Mandelblättrige Birne wächst häufig als dorniger Strauch oder als Baum. Im Frühling blüht sie intensiv. Sie kommt bei uns regelmäßig vor, insbesondere in ehemals kultivierten Regionen.

Mandelblättrige Birne, Pyrus spinosa
blühende Mandelblättrige Birne

Mandelblättrige Birne, Pyrus spinosa
Hier ein größeres Exemplar im Herbst.

Mandelblättrige Birne, Pyrus spinosa
Die Mandelblättrige Birne besitzt kleine, runde Früchte, deren Fruchtfleisch zur Reife bräunlich und mürbe wird. Manche Exemplare bilden Früchte aus, die ausreichend groß und weich werden, dass sie gegessen werden können. Diese Birnen besitzen ein intensives, sehr angenehmes Aroma.

Mandelblättrige Birne, Pyrus spinosa
Die Mandelblättrige Birne wächst in allen Lagen der Insel, von direkter Meeresnähe bis zu den hohen Bergen. Hier ein besonders großes Exemplar.

Webbs Mandel, Prunus webbii, (Spach) Vierh.

Die Gattung Prunus umfasst etwa 200 Arten, von denen viele wegen ihrer Früchte kultiviert werden, so die Kirsche, die Pflaume, die Aprikose, der Pfirsich und die Mandel. Prunus webbii ist im östlichen Mittelmeergebiet verbreitet, während die Wildform des kultivierten Mandelbaumes (Prunus dulcis) in Südwestasien vorkommt. Bei den europäischen Beständen der kultivierten Mandel handelt es sich möglicherweise teilweise um Kreuzungen beider Arten. Auf jeden Fall ist der Mandelbaum in Griechenland schon seit dem Altertum in großem Maßstab angebaut worden und die Mandeln waren sehr beliebt und ein wichtiger Exportartikel. Die Mandeln dieser wilden Bäume sind allerdings sehr bitter (und giftig!).

Auf Naxos kommt Webbs Mandel bei Panormos im Südwesten der Insel (ein paar Bäume stehen auch bei Kleidó etwas vor Pánormos). Das verstreute, kleinräumige Vorkommen könnte bedeuten, dass es sich nicht um echte Wildbestände, sondern um die letzten Reste antiker Bestände handelt; die Baumart ist könnte im Altertum auf der Insel eingebürgert worden sein. Die Wilde Mandel blüht schon sehr zeitig im Frühjahr und stand so im Altertum als Symbol für das Wiedererwachen der Natur nach dem Winter. In der archaischen Epoche waren die Mandeln von Naxos besonders berühmt.

Webbs Mandel, Prunus webbii
Webbs Mandel wächst als Strauch oder kleiner Baum.

Webbs Mandel, Prunus webbii
Webbs Mandel blüht im März.

Webbs Mandel, Prunus webbii
Manche Bäumchen haben kräftig rosa Blüten, manche fast weiße.

Webbs Mandel, Prunus webbii
Die Blätter kommen erst nach der Blüte richtig hervor.

Webbs Mandel, Prunus webbii
Webbs Mandel bildet lange Dornen aus; Früchte und Blätter sind kleiner als bei der kultivierten Mandel.

Webbs Mandel, Prunus webbii
Hier sieht man noch einmal die kleinen, filzig behaarten, sehr bitteren Früchte.

Eingriffeliger Weißdorn, Crataegus monogyna, Jacq.

Die Gattung Weißdorn (Crataegus) ist in zahlreichen Arten in der gemäßigten Zone der Nordhalbkugel verbreitet. Die exakte Artbestimmung ist schwierig, unter anderem deswegen, weil die Arten sehr stark untereinander bastardieren. Der Weißdorn ist ein großer Strauch mit kleinen, tief gebuchteten Blättern und weißen Blüten, die denen der Mandelblättrigen Birne sehr ähnlich sind. Die Früchte sind kleine, rote Apfelfrüchte. Der Weißdorn gehört zu den eigentlich in nördlicheren Regionen verbreiteten, für die gemäßigte Zone typischen Arten, deren Vorkommen auf Naxos eher überraschend ist. Er kommt auf der Insel in der nördlichen Bergregion vor allem um die Dörfer Kóronos und Komiakí vor und bildet dort einen wichtigen Bestandteil der natürlichen Wälder und Gebüsche. Auf Weißdorn als Unterlage wird auf Naxos die kultivierte Mispel (Mespilus germanica) aufgepfropft.

Der Weißdorn ist eine wichtige Heilpflanze, dessen Triebspitzen und Blätter für das Herz und seine Durchblutung sehr förderliche Stoffe enthalten, während sie gleichzeitig den Blutdruck regeln; sie zeigen aber keine unerwünschten Nebenwirkungen. Die Früchte sind essbar, aber wenig saftig. Sie können zu Gelee verarbeitet werden und sind sehr pektinhaltig.

Eingriffeliger Weißdorn, Crataegus monogyna
Der Weißdorn wächst als großer Strauch. Er ist in der nördlichen Bergregion von Naxos verbreitet und dort häufig anzutreffen.

Eingriffeliger Weißdorn, Crataegus monogyna
Die Blätter des Weißdorns sind klein und tief gebuchtet bzw gezähnt.

Eingriffeliger Weißdorn, Crataegus monogyna
Die weißen Blüten sind typische Rosaceen-Blüten.

Eingriffeliger Weißdorn, Crataegus monogyna

Eingriffeliger Weißdorn, Crataegus monogyna
Im Herbst sind die Sträucher beladen mit kleinen, leuchtend roten Apfelfrüchten; diese sind bei Vögeln wie Drosseln äußerst beliebt.

Heilige Brombeere, Rubus sanctus, Schreb.

Die Heilige Brombeere wächst auf Naxos vor allem in den höheren Lagen wild. Sie ist stellenweise sehr häufig und sogar lästig, weil sie beispielsweise die nicht ausreichend gepflegten Weinterrassen unerbittlich überwuchert. Eine von Brombeeren eroberte Terrasse ist nur mit viel Mühe wieder frei zu bekommen. Die Früchte der Brombeeren auf Naxos bleiben entsprechend der Trockenheit relativ klein, sauer und hart.

Heilige Brombeere, Rubus sanctus
Die Heilige Brombeere besitzt lange, sehr stachelige, überhängende Äste, die zu einem undurchdringlichen Dickicht verflechten. Die Blätter sind gefiedert mit eiförmigen Fiedern mit kleiner Spitze.

Heilige Brombeere, Rubus sanctus
Die Blüten der Heiligen Brombeere sind rosa.

Heilige Brombeere, Rubus sanctus
Die Früchte sind meist eher klein und nicht sehr saftig.

Dornige Bibernelle, Sarcopoterium spinosum, (L.) Spach

Die Dornige Bibernelle ist einer der häufigsten Zwergsträucher auf Naxos und besonders typisch für die Phrygana, das heißt für Standorte, die zu trocken sind, als dass Bäume wachsen könnten. Sie besitzt die charakteristische Wuchsform der Zwergsträucher mit einem Dornengerüst aus Zweiglein, die je im Winkel von etwa 120° zueinander stehen, so dass ein dichtes, kugeliges Geflecht entsteht, in dessen Schutz die Blätter stehen. Auch viele andere Zwergsträucher des Mittelmeergebietes weisen diese Wuchsform auf. Während der Sommertrockenheit wirft die Dornige Bibernelle ihre Blätter ab. Das Dornengerüst schützt die Pflanze nicht nur vor Fraß, sondern hilft auch bei der Kondensation von Luftfeuchtigkeit. Im Innern des Strauchs entsteht eine geschützte Atmosphäre mit höherer Luftfeuchtigkeit, die auch vielen anderen Pflanzen eine Überlebensmöglichkeit bietet. Außerdem finden im Innern der Dornsträucher auch zahlreiche Tiere Schutz und Unterschlupf. Für den Menschen ist die Dornige Bibernelle nicht von besonderem Interesse. Die Amphore mit dem Trinkwasser, die in einer Nische neben dem Hauseingang stand, wurde üblicherweise auf einem trockenen Strauch der Dornigen Bibernelle abgelegt, wo sie sich leicht zum Wassereinschütten kippen ließ.

Dornige Bibernelle, Sarcopoterium spinosum
Die Dornige Bibernelle bildet ein dichtes Geflecht aus spitzen Dornen aus. Hier sieht man wie im Schutz der Dornen im Herbst die neuen Blätter treiben. Die Blätter sind gefiedert mit sehr kleinen Fiederblättchen.

Dornige Bibernelle, Sarcopoterium spinosum
Die Dornigen Bibernellen haben männliche und weibliche Blüten. Sie besitzen keine Blütenblätter, sondern nur vier grünliche Kelchblätter; die männlichen Blüten, die im kleinen Blütenstand unten stehen, tragen Büschel aus Staubblättern.

Dornige Bibernelle, Sarcopoterium spinosum
Die weiblichen Blüten sind an den kurzen, roten, fedrigen Narben zu erkennen. Die Blüten werden durch den Wind bestäubt.

Dornige Bibernelle, Sarcopoterium spinosum
Die Dornige Bibernelle bildet rote, beerenartige Früchte, die von Ziegen und Vögeln gefressen werden.

Dornige Bibernelle, Sarcopoterium spinosum
Hier sieht man wie die weiblichen Blüten zu den roten Beeren anschwellen.

Kleiner Wiesenknopf, Sanguisorba minor, Scop.

Der Kleine Wiesenknopf ist eine mehrjährige, krautige Rosacee, die längliche, gefiederte Blätter besitzt und deren Blüten denen der vorigen Art ähnlich sind; die Blütenstände sind kugelig mit bis zu 3 cm Durchmesser. Sehr ähnlich ist die Art S. verrucosa, die ebenfalls auf Naxos vorkommt und sich nur an der Gestaltung der Früchte unterscheidet.

Kleiner Wiesenknopf, Sanguisorba minor
Der Kleine Wiesenknopf kommt hier und da auf Naxos vor; er ist ziemlich selten.

Kleiner Wiesenknopf, Sanguisorba minor
Am kugeligen Blütenstand sitzen die männlichen Blüten im unteren Teil und die weiblichen im oberen.

Kleiner Wiesenknopf, Sanguisorba minor
Hier sieht man auch die langen, unpaarig gefiederten Grundblätter.

Kleiner Wiesenknopf, Sanguisorba minor
Die Früchte des Kleinen Wiesenknopfs haben scharfe Kanten und unregelmäßige Rippen (die von S. verrucosa sind warzig).

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siehe auch: Brennnesselgewächse

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