Charakteristisch für die Glockenblumengewächse (Campanulaceae) sind die meist glockenförmigen, blauen oder rötlichen, fünfzähligen Blüten; bei den meisten Arten handelt es sich um niedrige Stauden. Die Familie steht den Korbblütlern nahe und gehört in die Ordnung der Asternartigen (Asterales); sie umfasst 85 Gattungen mit 2000 Arten. Auf Naxos kommen vier zu den Glockenblumengewächsen gehörende Gattungen vor, zwei Glockenblumen-Arten (Campanula), vier Frauenspiegel (Legousia) und je ein Vertreter der Gattungen Solenopsis und Halskräuter (Trachelium). Die Gattung Campanula umfasst über 500 Arten, die vor allem in den arktischen und gemäßigten Regionen der Nordhalbkugel auftreten. Dagegen sind die anderen Gattungen klein; sie umfassen nur wenige Arten und sind weitgehend auf das Mittelmeergebiet beschränkt.
Campanula erinus L.
Diese sehr kleine, zierliche Glockenblume wächst in der Phrygana.
Die bis einen halben Zentimeter langen, zu einer glockigen Röhre verwachsenen Blütenblätter sind von spreizenden, langen, am Rand borstig behaarten Kelchblättern umgeben. Die Blätter besitzen eine charakteristische, dreispitzige Form.
Campanula calaminthifolia Lam.
Im Gegensatz zur vorigen Art wächst Campanula calaminthifolia nur auf den höchsten Berggipfeln, wo sie in Ritzen im Kalkgestein und Marmor gedeiht. Die Art blüht erst im Sommer. Sie kommt außer auf Naxos nur auf einigen weiteren Kykladen-Inseln vor.
Campanula calaminthifolia besitzt eine grundständige Blattrosette und spatelförmige, am Rand leicht gewellte, dicke Stängelblätter.
Hier sieht man die lang zugespitzten, anliegenden Kelchblätter.
Die lila Blüten sind innen zart behaart.
Hier ein schönes Polster von Campanula calaminthifolia an der Westseite des Fanari.
Kleiner Frauenspiegel, Legousia hybrida (L.) Delarbre
Die Frauenspiegel sehen den Glockenblumen ähnlich, die Kronblätter sind aber weniger verwachsen.
Diese kleine Frauenspiegel-Art wächst gelegentlich in unserem Garten als Unkraut.
Die Blüten sehen denen der Glockenblumen ähnlich, sind aber weniger glockig geformt. Bei dieser Art sind die Kelchblattzipfel recht breit und überragen die Kronblätter deutlich.
Die Frauenspiegel besitzen merkwürdige lange und schmale Früchte, die von den Kelchblättern gekrönt sind. Sie enthalten viele sehr feine Samen.
Venus-Frauenspiegel, Legousia speculum-veneris (L.) Chaix
Auch diese Art ist auf Naxos erst sehr selten nachgewiesen worden. Wir haben sie in einem nicht mehr bewirtschafteten Feld bei Azalas gefunden.
Der Venus-Frauenspiegel besitzt kahle, schmal linealische Kelchblattzipfel, die etwa ebenso lang sind wie die Kronblätter.
Hier noch einmal von der Seite.
Legousia falcata (Ten.) Fritsch ex Janch.
Bei Legousia falcata, die ich bei uns im Garten als „Unkraut“ gefunden habe, sind die Kronblätter oft nur sehr schlecht ausgebildet. Die Blüte besitzt sehr lange, auffällige, oft sichelförmig gebogene Kelchzipfel.
Solenopsis laurentia (L.) C. Presl
Dieses kleine unauffällige Pflänzchen wächst am Rand des im Sommer austrocknenden Tümpels bei Kinídaros.
Solenopsis laurentia hat dünne, wenig verzweigte Stängelchen, die im unteren Teil etwa eiförmige, am Rand leicht gekerbte Blätter tragen. Die blauen Blüten sitzen einzeln auf langen Stielen. Sie sind nicht radiärsymmetrisch wie meist bei den Glockenblumengewächsen, sondern zygomorph, d.h. sie besitzen nur eine Symmetrieachse. Die Oberlippe der Blüten ist zweizipfelig, die breitere Unterlippe dreizipfelig. Die Blüten sind etwas „gebeugt“; die aus den verwachsenen Kronblättern gebildete Röhre ist etwas länger als die schmalen Kelchblätter.
Die Frucht ist eine runde Kapsel.
Hier nochmal das ganze Pflänzchen.
Blaues Halskraut, Trachelium caeruleum L.
Das Blaue Halskraut ist eigentlich eine westmediterrane Art. Ich habe es einmal bei Komiakí angetroffen – ob wild oder verwildert, weiß ich nicht.
Das Blaue Halskraut sieht nicht sehr nach einem Glockenblumengewächs aus. Die zahlreichen kleinen, blasslila Blüten mit langer, dünner Kronröhre stehen in Scheindolden.
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