Nicht weit a Demeter-Tempel, am Beginn der Schotterstraße, die zum Kastro Apalírou führt, liegt in einem kleinen mit Platanen bestandenen Tälchen eine antike Quelle (Brysi Adisárou).
Hier findet man die Lage des Ölbaums bei Google Earth.
Über diesen kleinen Pfad gelangt man zur Brysi Adisárou.
Die antike Quelle ist kürzlich neu gemauert worden. Sie führt ganzjährig Wasser.
Nahebei liegt diese kleine Kapelle Ágios Isídoros.
Die eigentliche Sehenswürdigkeit bei dieser Quelle ist jedoch ein uralter Olivenbaum, dessen Durchmesser den des angeblich ältesten Olivenbaumes Griechenlands in Kolymbari in Kreta und der möglicherweise 6000 Jahre alten Ölbäume in Bechealeh im Libanon um einiges übertrifft. Es ist schwierig, das Alter eines Olivenbaums zu bestimmen, da Oliven nicht sehr regelmäßige Jahresringe bilden und weil bei alten Bäumen der Stamm oft ausgehöhlt ist oder gänzlich verschwunden und durch jüngere Stämme ersetzt, die aus der gleichen Wurzel wachsen. Unser Baum ist innen vollständig ausgehöhlt, wie es bei alten Olivenbäumen oft der Fall ist. Also müssen wir versuchen, sein Alter anhand seines Durchmessers zu schätzen. Der kleinere Durchmesser beträgt über 5 Meter; in der anderen Richtung misst er gar über 10 Meter! Der Umfang des Riesen beläuft sich auf fast 24 Meter.
Hier unserer gigantischer Ölbaum. Innen ist der Riese völlig ausgehöhlt, so dass es so aussieht wie einzelne Stämme, die im Kreis stehen, aber alle Stämme sind tatsächlich derselbe Baum. Wir schauen entweder auf das, was von einem zerfallenen Stamm übrig geblieben ist, oder der ursprünglichen Baumstamm ist vollständig verschwunden und was wir heute sehen, sind „neue“ Triebe, die im Kreis aus der Wurzel gewachsen sind. Wie auch immer das sein mag, die Größe der Wurzel zeigt die wahre Größe des Baumes, auch wenn der Stamm verloren gegangen ist.
An manchen alten Ölbäumen in der Tragaía beginnt der Stamm in ähnlicher Weise zu zerfallen.
Aus dem Wurzelstock eines Ölbaumes schlagen immer wieder neue Triebe aus, die, wenn sie nicht entfernt werden, zu neuen Stämmen rund um den Hauptstamm heranwachsen.
Hier sieht man einen Baum, bei dem der eigentliche, innere Stamm vollständig entfernt ist und nur die ehemaligen, zu kleinen Stämmen herangewachsenen Wurzeltriebe erhalten sind – in derselben Weise, wie es vermutlich auch bei unserem Methusalem passiert ist.
Trotz seines Alters scheint der Baum noch gesund und kräftig zu sein. Es ist ziemlich ernüchternd und einschüchternd, neben diesem Riesen zu stehen – wie vergänglich und unbedeutend wir sind im Vergleich zu diesen Lebewesen, die Jahrhunderte um Jahrhunderte der Menschheitsgeschichte haben vorbeiziehen sehen!
Der dickste Baum der Welt soll eine Sumpfzypresse in Mexico sein mit einem Umfang von 14 Metern. Die Ölbäume im Garten Gethsemane, deren Alter auf 1000 bis 2000 Jahre geschätzt wird, haben einen Durchmesser von nicht viel mehr als einem Meter. Das Alter des Ölbaums in Kolymbari mit 3,64 Metern Durchmesser und 12 Metern Umfang wird auf 5000 Jahre geschätzt. Und zwei Bäume bei Bechealeh im Libanon, die doch noch wesentlich kleiner sind als unser Exemplar, werden auf 6000 Jahre geschätzt und für die ältesten Bäume der Welt gehalten. Was für ein Alter muss unser Baum dann haben? Selbst wenn man ihn auf „nur“ 5000 Jahre schätzt, obwohl er so viel größer ist als die anderen erwähnten Bäume, muss er aus der Bronzezeit stammen, und aus dieser Zeit gibt es kaum Nachweise dafür, dass überhaupt Ölbäume auf den Kykladen wuchsen oder kultiviert wurden. Hier stellt sich übrigens noch eine weitere interessante Frage, da es meines Wissens keine wilden Olivenbäume gibt, die ein nennenswertes Alter erreichen. Die extreme Langlebigkeit scheint nur bei kultivierten, also gepropften Olivenbäumen aufzutreten. Was es damit wohl auf sich haben mag?
Man kann übrigens anhand dieses Baumes auch die Bodenerosion ermitteln, die in den vermutlich Tausenden von Jahren seit seiner Jugend stattgefunden hat: Der ehemalige Stammfuß liegt einen knappen Meter über dem heutigen Bodenniveau. Das ist eigentlich eine ziemlich geringe Veränderung.
Hier eine Fotografie eines Artikels von Jannis Beronis, der anführt, dass der Landwirtschafts-Berater Giorgos Kostellenos der Ansicht ist, dass dieser Baum etwa 5000 Jahre alt sein muss (also aus der frühen minoischen Zeit), womit er der älteste (bekannte) Olivenbaum der Welt ist; im Artikel wird auf die Bedeutung dieses Baumes für die Geschichte des Olivenanbaus hingewiesen, sowie darauf, dass der Baum als Denkmal und Sehenswürdigkeit bekannt gemacht und geschützt werden sollte. Ich danke Karin Valentin für das Foto und den Hinweis!
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