Erdbeben

Griechenland ist die tektonisch aktivste Gegend Europas. Schon in der Antike hat man die häufigen Erschütterungen zu erklären versucht. Sie wurden in der Mythologie meist dem Meeresgott Poseidon zugeschrieben. Ab dem 6. Jahrhundert v. Chr. versuchten die ersten griechischen Philosophen natürliche Ursachen für die Beben zu finden. So glaubte Thales von Milet, dass die feste Erde auf dem Weltmeer schwimme und erzittere, wenn sich dieses bewege. Andere Philosophen erkannten, dass die Erdbeben mit Rissen in der Erde zusammenhingen und erklärten sie durch das plötzliche Eindringen von Luft; andere vermuteten unterirdische Feuer als Ursache. Poseidonios erkannte im 2. Jahrhundert v. Chr. die Verbindung von Erdbeben und Vulkanismus.

Plattenbewegungen im Ägäischen Raum

Die häufigen Erdbeben werden durch die starken Plattenverschiebungen im griechischen Raum ausgelöst. Die Afrikanische Platte bewegt sich mit durchschnittlich 1,5 cm pro Jahr nordwärts auf die Europäische Platte zu. Weitaus schneller rückt die Arabische Platte nach Norden und drängt dabei gegen die Anatolische Platte, die nach Westen ausweicht, wo sie ihrerseits gegen die Ägäische Platte drückt. Diese wird entgegen dem Uhrzeigersinn gedreht und weicht nach Südwesten aus, auf die Afrikanische Platte zu. So kommt es zu einer ungewöhnlich schnellen Bewegung der Afrikanischen und der Ägäischen Platte aufeinander zu: Die relative Verschiebung beträgt bis zu 4 cm pro Jahr. Die Afrikanische Platte wird bei der Kollision unter die Ägäische Platte subduziert, wobei die Bewegung in kleinen Schüben abläuft, die sich je in einem Erdbeben äußern.

Diese starken Bewegungen und Drehungen führen dazu, dass die tektonischen Platten im ägäischen Raum durch eine ganze Reihe von Verwerfungen und Brüche in kleinere Schollen zerfallen. Einer der seismisch aktivsten Gräben ist der des Golfes von Korinth. Außerdem kann man beispielsweise im Vulkanbogen, der nördlich der Subduktionszone der Afrikanischen Platte verläuft, mehrere südwest-nordost-gerichtete Schwächezonen ausmachen.

Erdbeben treten dementsprechend in Griechenland vor allem entlang der Subduktionszone (am Hellenischen Tiefseegraben und in steigender Tiefe nördlich davon), an den größeren und kleineren Gräben und Brüchen wie dem Golf von Korinth und an den vulkanischen „Schwächezonen“ auf.

Die Erdbebengefährdung von Naxos

Naxos liegt nicht besonders nah an einem der aktiven Gräben oder Brüche des ägäischen Raumes. Es weist eine vergleichsweise sehr geringe Erdbebengefährdung auf. Das ist auch auf der unten angegebenen Karte des Instituts für Geodynamik in Athen deutlich zu erkennen. Die nächsten Erdbebenherde sind der Vulkan von Santorin, der 1956 ein auf Naxos deutlich spürbares Beben verursachte (welches allerdings kaum Zerstörungen hervorrief), und der zu dieser Schwächezone gehörende Bruch, der sich bis südöstlich von Amorgos hinzieht, außerdem die Gegend der Inseln Milos und Astypalaia.

Schwer einzuschätzen ist die Gefährdung der griechischen Inseln durch Tsunamis. Naxos ist vom nächsten wahrscheinlichen Erdbebenherd, Santorin sowie der dazugehörigen Schwächezone, durch dazwischen liegende Inseln abgeschirmt, so dass die Gefährdung wohl nicht sehr groß ist. Auf Ios, der nächsten Insel nördlich von Santorin, hat das Erdbeben von 1956 dagegen mit einem starken Tsunami für bedeutende Schäden gesorgt.

Naxos hat allerdings nicht immer in einer so stabilen Zone gelegen: Überall auf der Insel lassen sich Spuren vergangener Erschütterungen finden.


Entlang der Ostküste von Naxos trifft man in gewissen Abständen auf kleine Verwerfungen, die im Zuge der Aufwölbung der Insel entstanden sind. In der Verwerfung verwittert das zersprengte Gestein schneller, so dass sich oft eine Spalte bildet.


Das Gestein ist in der Spalte von zahlreichen Adern durchzogen.


Um die Verwerfung herum ziehen sich überall schmale Brüche durch das Gestein.


In den Brüchen kristallisieren Mineralien aus (vor allem Calzit).


In kleinen Hohlräumen können die Mineralien zu großen Kristallen anwachsen.


In den Brüchen verwittert das zerbrochene Gesteinsmaterial schneller. So bilden sich kleine Lücken, die an manchen Stellen durch die Wellenbewegung zu tiefen, runden Löchern ausgeschliffen wurden.


Auch am Kap ist im jungen, nur schwach verfestigten Sedimentgestein sichtbar, dass die Gesteinsmassen sich gegeneinander verschoben haben.


Derartige Verwerfungen gehen stets mit Erdbeben einher.

Was die letzten Jahre betrifft, so haben wir folgende Erfahrung gemacht: Es hat ja eine ganze Reihe von Erdbeben gegeben, von denen einige im gesamten östlichen Mittelmeergebiet zu spüren waren. Wir haben hier in Ágios Dimítris nie ein Erdbeben gefühlt, auch wenn es in der Chora und in Apíranthos beispielsweise ziemlich gewackelt haben soll. Offenbar ist Azalás gut verankert!

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