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Das Wehrkloster Fotodotis

In der Nähe von Danakós, nicht weit vom Pass nach Apíranthos, liegt ein byzantinisches Wehrkloster, das der Verklärung Christi („Metamorphosis tou Sotiros Christou“) geweiht ist und Fotodótis („Lichtgeber“) genannt wird. Die lokale Tradition erklärt den Namen „Fotodótis“ folgendermaßen: Eine byzantinische Herrscherin (vielleicht Irini Komninou) sei mit ihrem Schiff östlich von Naxos in einen Sturm geraten. In ihrer Not rief sie Christus um Hilfe an und gelobte, dass sie, wenn sie gerettet werden würde, ein Kloster errichten wolle, wo immer sie das erste Licht sah. Nach ihrer Rettung veranlasste die Königin den Bau der Klosters hier bei Danakós, wo sie von der Küste aus ein Licht hatte leuchten sehen.

Nach anderer Auslegung bezieht sich der Name „Fotodótis“ auf den Evangelisten Johannes, der auf der nicht weit entfernten und bei klarem Wetter von hier aus sichtbaren Insel Patmos in der Verbannung lebte und dort der Überlieferung gemäß das letzte Kapitel seines Evangeliums, die Apokalypse, schrieb. Im späten Mittelalter gehörte das Kloster Fotodótis dem Kloster von Patmos an, was diese Auslegung rechtfertigt, allerdings ist die richtigere und ältere Auslegung wohl die, dass sich der Name auf Christus bezieht.


das Wehrkloster Fotodótis mit den Mákares-Inseln, Donoússa und Patmos im Hintergrund; Foto von Dieter Linde


Die Wände des Klosters sind durch mächtige Steinstützen verstärkt.


Das Eingangstor zum Hof des Klosters wird von einer riesigen Platane beschattet.


An einem Ast der Platane hängt die Glocke.


die Eingangtür des Klosters


Verzierung an den marmornen Türpfosten


Im Innenhof kann man schön picknicken.


Das Kloster von außen. Das Gebäude ist vor ein paar Jahren renoviert worden.

Das Kirchengebäude

Das Kirchengebäude des Fotodótis ist in seiner Anlage sehr alt, aber es ist mehrfach grundlegend umgestaltet worden. Es ist heute nicht mehr möglich, die verschiedenen Stadien genau zu rekonstruieren oder zu datieren. Schon in frühchristlicher Zeit stand an der Stelle des Wehrklosters eine vermutlich im 6. Jhd. n. Chr. errichtete Kirche, bei der es sich also um eine der ältesten Kirchen der Insel handelte. Der Boden dieses ersten Baus lag fast 2 Meter höher als der heutige Fußboden; Bauelemente der ersten Kirche wie der frühere Eingang sind an der Nordwand des Innenraums zu erkennen. Vermutlich im 9. Jahrhundert wurde eine dreischiffige Basilika mit dem heutigen Fußbodenniveau angelegt; aus dieser Zeit stammen bei der Renovierung freigelegte nicht-figürliche Wandmalereien im Altarraum und Teile der marmornen Altarwand. Der heute sichtbare marmorne Fußboden wurde vermutlich im 12. Jahrhundert verlegt. Es handelt sich um einen der am besten erhaltenen derartigen byzantinischen Marmorfußböden in ganz Griechenland. Zunächst wurde dabei noch der Grundriss als dreischiffige Basilika beibehalten, wobei die Schiffe vermutlich durch je drei Marmorsäulen getrennt waren, wie man an den alten, zum Fußbodenmuster passenden Säulenfüßen erkennen kann. Später wurden die mittleren Säulen leicht versetzt und statt der drei Kirchenschiffe in der Mitte des Innenraumes die heutige runde Kuppel errichtet, die auf vier von Marmorsäulen getragenen Rundbögen ruht.


der Innenraum mit der Altarwand, dem alten Marmorfußboden und den von Marmorsäulen getragenen Rundbögen


An der nördlichen Wand des Innenraumes kann man das ursprüngliche Fußbodenniveau ausmachen, das knapp 2 m über dem jetzigen lag. Oberhalb der rechts im Bild zu sehenden Türöffnung, die in einen ehemals als Zisterne genutzten Raum führt, sieht man den ursprünglichen Eingang der Kirche (dort steht jetzt eine eine weiße Marmorplatte). Die ehemalige Wand des ersten Kirchenbaus mit großen, aufrecht stehenden Steinplatten ist im oberen Bereich der Nordwand zu erkennen.


hier der obere Teil der Nordwand mit einem der Rundbögen, die die Kuppel tragen


Blick in die runde, von den vier Marmorsäulen getragene Kuppel, die sich in der Mitte des Innenraums befindet


Blick durch den Innenraum nach Süden; ganz links liegt die Altarwand; etwa in der Mitte ist im Hintergrund ein kleiner Durchgang ins südliche Schiff zu erkennen. Man sieht, dass die Säule bei der Errichtung der Kuppel ein wenig von ihrem ursprünglichen durch das Fußbodenmuster vorgegebenen Standpunkt nach rechts versetzt worden ist.


Der Marmorfußboden der Kirche ist einer der wenigen erhaltenen Fußböden seiner Art. Man sieht eine ehemalige Säulenbasis; bei der Errichtung der Kuppel wurden die Säulen ein wenig zur Seite versetzt. Es ist anzunehmen, dass bei der ursprünglichen Errichtung der Kirche antike Säulen eines nahegelegenen Tempels verwendet wurden. Leider konnte ich keine Information dazu finden, ob die heutigen Säulen jüngeren Datums sind.


Hier das südliche, dem Heiligen Nikoloas geweihte Kirchenschiff. Rechts vorn liegen bei der Ausgrabung gefundene Marmore aufgereiht.


Die bemerkenswerte Altarwand stammt in Teilen schon aus dem 9. Jahrhundert. Die kunstvollen hölzernen Ikonen sind ebenfalls von großen Wert; bei den hier zu sehenden Ikonen handelt es sich allerdings um Repliken, da es mehrfache Versuche gegebn hat, die Ikonen zu stehlen.


Aus dem 9. Jahrhundert, also der Zeit des Bildersturms, stammt die mit Tieren verzierte Schmuckleiste der marmornen Altarwand.


oben: Wachteln und Schafböcke in der „Tierleiste“, unten: die sorgfältig verzierten „Kapitellchen“ der Altarwand mit ineinander verschlungenen Reihern oder Störchen (links)


Das Bemerkenswerteste an der Altarwand ist die in Teilen erhaltene mit Mastixharz ausgeführte Bemalung. Es gibt kaum andere Beispiele dieser Art in ganz Griechenland. Alle oben abgebildeten Teile der Altarwand sind ins 9. Jhd. zu datieren.


Die hier zu sehenden sorgfältig verzierten Marmorplatten im unteren Bereich der Altarwand stammen aus dem 12. Jahrhundert.


Im Jahr 1776 wurden die letzten Teile der Altarwand hinzugefügt, wie der mit dem Datum versehene Teil (Mitte unten) sowie der oberste Abschluss der Altarwand.


Im linken Drittel ist die ehemalige „Tierleiste“ durch jüngere mit Weinblättern verzierte Marmore ersetzt.


Im Altarraum ist an einer Wand ein Überrest nicht-figürlicher, ornamentaler Wandmalereien aus dem 9. Jahrhundert erhalten.


Im querstehenden Vorraum der Kirche liegen an den seitlichen Wänden hohe Fenster mit Mittelstützen aus Marmor, die möglicherweise schon aus dem 4. Jhd. n. Chr. stammen. Bei dem Bau der Wehrmauer wurden diese Fenster zugemauert und funktionslos.


Die marmornen Mittelstützen gehörten ursprünglich wohl zu einer anderen Kirche – möglicherweise stammen sie ähnlich wie beim Demeter-Tempel von einem in eine Kirche umgewandelten antiken Tempelgebäude.

Die Umwandlung zum Wehrkloster

Es ist nicht bekannt, wann genau die Kirche in ein Kloster umgewandelt wurde. Die Klosterzellen wurden ungewöhnlicherweise in einem zweiten Stock oberhalb der Kirche errichtet, wobei sich nördlich, westlich und südlich der Kirchenkuppel je Räume mit Zellen befinden, während der eigentliche Kirchenbereich mit der Kuppel und der östliche Bereich oberhalb des Altarraumes nicht überbaut wurden. Die Kirchenkuppel liegt offen im Innenhof des oberen Stockwerks, der von den hohen Wehrmauern umgeben ist. Die südlichen Zellen befinden sich oberhalb des südlichen, dem Heiligen Nikolaos geweihten Kirchenschiffes, die westlichen oberhalb des querstehenden Vorbaus im Westen, der jüngeren Datums ist als der eigentliche Kirchenraum. Die nördlichen Zellen liegen oberhalb eines kleinen Anbaus, in dem sich eine vom Dach des Klosters gespeiste Zisterne befand (früher von den Dorfbewohnern als „Bad der Prinzessin“ bezeichnet). Einer der nördlichen unteren Räume ist seit der Renovierung des Klosters im Jahr 2009 zugänglich gemacht worden. Die Klosterzellen des oberen Stockwerks waren ursprünglich durch eine im Gebäude gelegene Treppe zu erreichen; heute führt außen eine steile steinerne Treppe hinauf.

Neben dem Kloster in einem von einer Mauer umgebenen Vorhof liegen die Ruinen zweier kleiner Gebäude, von denen eins offensichtlich eine Ölpresse beherbergte. Nordöstlich am Wehrturm lag ein Ofen, den die Mönche verwendeten, um Töpferwaren zu brennen – das Kloster scheint mit allem ausgestattet gewesen zu sein, was das dörfliche Leben der vergangenen Jahrhunderte erforderte.


Zwei kleinere Gebäude im Innenhof dienten ehemals als landwirtschaftliche Arbeitsräume; an der Nordostecke des Gebäudes befand sich früher ein Töpferofen für die Herstellung von Tonwaren.


Der Mühlstein stammt von einer zum Kloster gehörenden Ölmühle.


Die Tische im Vorhof stehen auf den Steinzylindern, die dem Zermahlen der Oliven dienten.


Eine steile Steintreppe führt zum Eingang zum oberen Stockwerk hinauf.


Zunächst gelangt man in einen kleinen Vorraum mit dem Eingang zu den südlichen, über dem Südschiff gelegenen Räumen.


Hier der Durchgang zum Innenhof mit der Kirchenkuppel.


Die Kirchenkuppel liegt offen zugänglich im von der hohen Wehrmauer umgebenen Innenhof des oberen Stockwerks.


Hier sieht man die westlichen und die nördlichen Klosterzellen; sie sind über einen hölzernen Vorbau zu erreichen.


Das Wehrkloster von der Ostseite; man kann die drei runden Apsiden der ehemaligen dreischiffigen Basilika erkennen. Links neben den Apsiden des Hauptraums liegt das dem Heiligen Nikolaos geweihte Südschiff (die runde Apside ist hinter der vorspringenden Wehrmauer verborgen).

Die Geschichte des Wehrklosters Fotodotis

Was die Geschichte des Klosters betrifft, so gibt es wenig direkte schriftliche Zeugnisse. Im Jahr 1678 schrieb ein Reisender namens Hofmann, dass das Kloster Fotodótis im Jahr 1182 von einem Herakleio, Sohn des Kaisers Alexios II von Konstantinopel gegründet worden sei, was jedoch vermutlich nicht korrekt ist. Der Überlieferung zufolge kamen im 12. Jahrhundert die ersten Mönche zum Fotodótis, was bedeutet, dass damals schon Zellen angelegt wurden, ob dieselben, die heute noch existieren, ist nicht bekannt. Eine nicht erhaltene Inschrift und andere Berichte erwähnen das Jahr 1497 als Gründungsjahr des Klosters, was jedoch ebenfalls nicht sehr wahrscheinlich erscheint, da Byzanz im Jahr 1453 von den Türken eingenommen wurde und seitdem dem Osmanischen Reich angehörte, so dass die Gründung von Klöstern und der Bau von Kirchen nicht mehr möglich waren. Wahrscheinlicher erscheint, dass die Anlage des Wehrklosters in die Zeit zu datieren ist, als die Venezianer die Insel eroberten (13. Jhd.). Bis zum Ende der türkischen Oberherrschaft war das Kloster Fotodótis das wichtigste und reichste Kloster von Naxos mit viel Grundbesitz in allen Regionen der Insel, und es wird in den Büchern als größter Steuerzahler der Insel geführt.

Alte Berichte und Papiere (z. B. von 1780 und 1830) bescheinigen, dass das Kloster Fotodótis zu dieser Zeit dem Kloster der östlich von Naxos liegenden „Heiligen Insel“ Patmos angehörte, wobei seine Ländereien zumindest zeitweise von einem Naxioten gepachtet wurden, der den langjährigen Mietvertrag im 19. Jhd. mehrfach wegen geringer Erträge zu kündigen versuchte. Im gleichen Zeitraum wurden die Ländereien offenbar teilweise von der Kirche von Apíranthos bewirtschaftet, die aus den Einkommen u.a. die Lehrer des Dorfes finanzierte. Der letzte Mönch, der im Kloster lebte, starb im Jahr 1903. Seitdem verfielen die Räume des Klosters zunehmend, bis das Wehrkloster um 2009 restauriert wurde, wobei sowohl archäologische Ausgrabungen und Untersuchungen vorgenommen wurden, als auch Ausbesserungen und Arbeiten zur Stabilisierung des Gebäudes. Heute gehört das Kloster der Metropole von Naxos an und besitzt keine Ländereien mehr. Einmal monatlich wird eine Liturgie im Kloster abgehalten; an seinem Feiertag, dem Tag der Verklärung Christi, am 6. August, findet nach wie vor stets ein großes Kirchenfest statt.

Ich danke sehr herzlich der netten Betreuerin des Klosters, die uns ausführlich über die Geschichte des Klosters berichtete. Im Sommer ist das Kloster ungefähr zwischen 11 und 2 Uhr mittags geöffnet. Wir bitten die Besucher sich mit dem angemessenen Respekt zu verhalten und mit einer kleinen Spende zur Deckung der Kosten beizutragen.

Vom Kloster aus führt ein sehr schöner, gut erhaltener, mit Steinplatten ausgelegter Weg zum Dorf Danakós hinunter.


Über diesen schönen Weg gelangt man hinunter zum Dorf.


Blick zurück zum Kloster

weiter: Agios Mamas bei Potamia

siehe auch:

Zum Inhaltsverzeichnis

verwendete Literatur: Die in diesem Artikel verwendeten Informationen stammen außer den im Quellenverzeichnis aufgelisteten Büchern aus folgendem Heftchen: Το Μοναστήρι του Φωτοδότη στο Δανακό Νάξου, Νίκου Κεφαλληνιάδη, Αθήνα 1968