Alles Leben auf der Erde ist im Meer entstanden. Bis heute leben im Meer deutlich andere Tiere als an Land: Es gibt hier zahlreiche Organismengruppen, die den Schritt zum Landleben nicht vollzogen haben, d.h. die uns an Land unbekannt sind. Dazu gehören vor allem mehrere Gruppen an Tieren, die im Stammbaum recht weit unten stehen und die einfach aufgebaut und wenig differenziert sind, so z.B. die Schwämme und die Nesseltiere. Die Umweltbedingungen im Meer ermöglichen es, dass auch diese Tiere mit ihrem einfachen Aufbau sehr erfolgreich und häufig sind. Viele dieser Tierarten sind sessil, d.h. sie sitzen auf dem Untergrund fest, was an Land nur bei Pflanzen vorkommt. Zu den sessilen Tieren des Meeres gehört allerdings auch eine Tiergruppe, die im Stammbaum weit oben steht, obwohl ihre Angehörigen so einfach aufgebaut sind, dass sie kaum als Tiere zu erkennen sind: die Seescheiden. Eine Seescheiden-Art kann man bei uns schon im flachen Wasser beobachten.
Die Seescheiden bestehen aus einem einfachen schlauchartigen Körper mit einer Einströmöffnung am Ende und einer seitlichen Ausströmöffnung; diese sind innen dunkelrot gefärbt und ein klein wenig zusammengedrückt. Bei uns kommt die Gattung Microcosmus vor, die daran zu erkennen ist, dass die Tiere stark von anderen sessilen Organismen bewachsen sind.
Die erwachsenen Seescheiden sind so einfach aufgebaut, dass sie kaum als Tiere zu erkennen sind. Ihre kaulquappen-ähnlichen Larven beweisen jedoch die enge Verwandtschaft zu den Wirbeltieren: Sie besitzen ein stabähnliches, knorpeliges Stützorgan, die Chorda, die der Vorläufer der Wirbelsäule ist.