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Die Landwirtschaft

Die Ägäis ist eines der ersten Gebiete Europas, in die Menschen Land bewirtschafteten und die Kultivierung von Pflanzen betrieben. Seit spätestens dem 3. Jahrtausend vor Christus ist Getreideanbau nachgewiesen. Die Ackerbau-Kultur hatten die aus Kleinasien eingewanderten vorgriechischen Volksstämme (z.B. Pelasger und Karer) mitgebracht.

Die Grundpfeiler der mediterranen Ernährung sind Brot, Wein und Olivenöl. Getreide, Weinstöcke und Ölbäume werden auf Naxos schon seit Jahrtausenden kultiviert. Auch vielerlei Gemüsesorten, Hülsenfrüchte und Obst können auf Naxos gut angebaut werden.


Ölbäume, Wein und Feigen an der Kirche Ágios Joánnis Theológos in Grámmata bei Danakós

Die traditionelle Landwirtschaft auf Naxos

Bis zum Aufkommen des Tourismus lebten die Bewohner von Naxos fast ausschließlich von der Landwirtschaft. Das hängt damit zusammen, dass die Insel aufgrund ihrer Größe und ihres relativen Reichtums an fruchtbarem Boden und an Wasser gute Vorraussetzungen für die Landwirtschaft bietet, während zum Beispiel die für die Bewohner vieler anderer Ägäisinseln wichtige Fischerei und Schifffahrt durch den Mangel an geeigneten Buchten und Ankerstellen erschwert wird.

Noch vor etwa 50 Jahren war die Insel Naxos, was die Versorgung ihrer Bevölkerung mit Nahrungsmitteln betrifft, weitgehend autark. Obst und Gemüse wurden sogar in größerer Menge nach Athen exportiert. Fast alle Bewohner betrieben Landwirtschaft, auch wenn sie außerdem noch ein Handwerk ausübten. Jeder Flecken bebaubarer Erde wurde genutzt.

Was auf Naxos angebaut wird:

Beim größten Teil der Landwirtschaft handelt es sich um Produktion für den eigenen Bedarf. Von nennenswerter Bedeutung für die Wirtschaft der Insel im Sinne von Exporten ist nur die Produktion von Kartoffeln und von Käse aus Kuh-, Schafs- und Ziegenmilch. Außerdem wird Fleisch nach Athen exportiert und in jüngerer Zeit in geringerem Maßstab auch Weintrauben. Innerhalb der Insel werden Gemüse und Obst, Olivenöl und Wein sowie Fleisch und Milchprodukte verkauft.

Gemüse

Im Winterhalbjahr gedeihen auf Naxos ähnliche Gemüse wie in Mitteleuropa, so werden zum Beispiel diverse Kohlarten, Salat, Möhren, Rote Bete, Dicke Bohnen und Erbsen sowie Zwiebeln und Knoblauch angebaut. Auch einige typische Arten des Mittelmeerraumes wie Artischocken wachsen im Winter beziehungsweise Frühjahr. Im Sommer werden wärmeliebende Gemüse wie Zucchini, Auberginen, Paprika, Tomaten, Gurken und Kürbisse angebaut, außerdem verschiedene Bohnensorten, Mais und Süßkartoffeln, sowie Wasser- und Honigmelonen. Kartoffeln gedeihen auf Naxos besonders gut. Sie werden zweimal gepflanzt, einmal im Spätsommer und einmal im Spätwinter.

Die Gemüsegärten und Kartoffelfelder werden auf bewässerbaren Terrassen angelegt, meist in der Nähe der Dörfer oder auch entlang der Flussläufe oder an einer Quelle. Das Wasser wird von Quellen oder von ständig wasserführenden Flüssen über offene Wasserleitungen auf die Felder geführt, wobei die Bauern das Wasser ein- bis zweimal in der Woche in festgelegter Reihenfolge auf ihre Beete leiten.

In den ebeneren Regionen vor allem um das Dorf Sangrí herum wurden früher in größerem Maßstab Hülsenfrüchte wie Linsen, Kichererbsen, Erbsen und Bohnen angebaut, die eine große Rolle in der Ernährung der Inselbewohner spielten. Diese Felder brauchten nicht oder kaum bewässert zu werden.

Obst

Auf Naxos gedeihen zahlreiche Obstarten. Weintrauben und Feigen gibt es in vielen Sorten; beide sind in besonderer Weise mit Dionysos, dem Hauptgott der Insel Naxos, verknüpft.


Weinterrassen in Koronos


frisch gefräster Weinberg bei Potamiá

In den Bergen wachsen außerdem viele auch in Mitteleuropa heimische Obstbäume wie Äpfel und Birnen (jeweils in mehreren Sorten, auch wilde Holzbirnen), Quitten, Pflaumen (vor allem zahlreiche Mirabellen-ähnliche Sorten, aber auch die mitteleuropäischen Zwetschgen) und Sauerkirschen (es gibt sogar einige wenige Süßkirschenbäume). Auch Erdbeeren lassen sich leicht anbauen. Außerdem wachsen auf Naxos viele wärmeliebende, frostempfindliche Arten wie Maulbeeren, Aprikosen, Pfirsiche und Granatäpfel, Mispeln und Khaki-Pflaumen; und sogar Bananen können in den geschützten Lagen kultiviert werden. Und natürlich gibt es Zitronen und eine ganze Anzahl von Orangen- und Mandarinen-Sorten sowie die große für die Herstellung von einem Likör genutzte Südfrucht Kitron. Auch Mandelbäume und Walnüsse gedeihen gut auf Naxos, und in den höchsten, kühlsten Lagen stehen ein paar Esskastanien-Bäume.


Der Granatapfel wurde schon in der frühen Antike in Griechenland eingeführt; er stammt aus West- und Zentralasien.


Die Japanische Wollmispel ist erst im 18. Jahrhundert in Griechenland eingeführt worden.

Heute ist die Produktion an Obst auf der Insel stark zurückgegangen, nur Weintrauben werden in etwas größerem Maßstab angebaut. In den Bergen im nördlichen Naxos sind viele ehemalige Obstgärten verwildert; an manchen Stellen wächst geradezu ein Wald aus Sauerkirsch-, Apfel- und Birnbäumen.

Ebenso wie die Gemüsegärten müssen auch die meisten Obstbäume im Sommer gegossen werden mit Ausnahme der Weintrauben, der Feigen, der Mandel- und der Maulbeerbäume. Walnussbäume wurden direkt an den Flussläufen gepflanzt, wo sie ständig ausreichend Feuchtigkeit bekommen.


Die Zitrusfrüchte gehören zu den Bäumen, die regelmäßig gewässert werden müssen.

Ölbäume und Getreide

Auf den nicht bewässerbaren Flächen mit ausreichender Erde wurden in guten Lagen, vor allem in den Bergen, Weinberge angelegt; an den kargeren, trockeneren Stellen pflanzte man Olivenhaine. In den Olivenhainen wurde unter den Bäumen zusätzlich Getreide angebaut. Große Felder für Getreide und Ölbäume gab es vor allem in den großen Ebenen im Südwesten der Insel. Auch heute wird auf diesen Feldern noch Getreide gesät, das jedoch nur noch als Viehfutter genutzt und meist gar nicht mehr geerntet wird.


mit Getreide und Ölbaumhainen bewirtschaftete Gegend in Südwestnaxos (Tal von Marathós)

Alle bebaubaren Hänge wurden terrassiert, damit die Erde bei den starken Regenfällen im Winter nicht abgetragen wurde. In den Bergdörfern deckten die Familien ihren Bedarf an Getreide für das Brot oft von kleinen, steinigen Terrassen, die einem heute kaum bewirtschaftbar vorkommen. Nur ein geringer Teil der ehemals bebauten Fläche wird heute noch genutzt.


karger, terrassierter Hang mit Olivenhainen

Hirtenwesen

Nicht für die Kultivierung geeignete Hänge werden heute ebenso wie früher als Ziegen- und Schafweide genutzt. In den meisten Gebieten weiden die Tiere frei auf den Bergen, innerhalb der mit Steinmauern oder Zäunen umgrenzten Grundstücke. Früher betrieben die Dorfbewohner Wechselwirtschaft, indem abwechselnd jedes Jahr im einen Teil des Gemeindegebietes Getreide angebaut wurde, während im anderen die Tiere weideten. Heute weiden die Ziegen und teilweise auch die Schafe meist mehr oder weniger unbeaufsichtigt auf den landwirtschaftlich nicht genutzten Hängen der Berge. Insbesondere für die Schafe säen die Bauern auch Getreide auf den ehemaligen Feldern aus, das jedoch nicht abgeerntet wird, sondern die Tiere werden zum Abweiden auf die Felder getrieben.

Nur noch wenige Hirten produzieren heute noch Käse auf traditionelle Art. Manche verkaufen die Milch an die offizielle Käserei bei der Chóra, aber viele Hirten halten die Tiere hauptsächlich für den Verkauf des Fleisches.


Hier eine typische „Hirtenstelle“, an der der Hirte die Ziegen in einen Pferch hineintreiben kann, um sie dann eine nach der anderen zu melken.


Die Ziegen fressen vor allem die Blätter der Sträucher und Bäume und werden freilaufend auf den Hügeln von Naxos gehalten.


Die Schafe werden oft auf Feldern gehalten, auf denen für sie Getreide angebaut wird, das sie abweiden.

Imkerei

Und schließlich soll auch die Imkerein nicht vergessen werden. Naxos produziert viel Honig bester Qualität; insbesondere der Thymianhonig ist sehr beliebt.

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