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Blattflechten

Als Blattflechten (Laubflechten) werden die Flechten bezeichnet, die einen mehr oder weniger blattförmigen, flach ausgebreiteten Thallus besitzen. Dieser ist bei den meisten Gattungen auch auf der Unterseite berindet und haftet dem Substrat mit wurzelartigen Rhizinen an. Der Übergang zu den Krustenflechten ist fließend; diese sind auf der Unterseite jedoch unberindet und lassen sich nicht vom Untergrund ablösen, während das bei den Blattflechten mehr oder weniger möglich ist. Die Strauchflechten erheben sich im Gegensatz zu den Blattflechten strauchartig vom Substrat; auch hier ist der Übergang fließend.


Die häufigste Blattflechten-Art auf Naxos ist die leuchtend gelbe Xanthoria parietina.


Von unten ist die berindete Thallus-Unterseite erkennbar.


Auf der Unterseite dieser Blattflechte sieht man die Rhizinen, mit denen der Thallus am Substrat haftet.


Manche schuppig ausgebildeten Krustenflechten wie Squamarina lentigera sehen fast wie eine Blattflechte aus. Sie werden jedoch zu den Krustenflechten gezählt, da ihr Lager auf der Unterseite nicht berindet und nicht vom Untergrund ablösbar ist.

Blattflechten kommen entsprechend ihrer meist etwas höheren Feuchtigkeitsansprüche auf Naxos vor allem in den mittleren und höheren Lagen vor. Es gibt eine Reihe von Arten die auf Gestein wachsen, insbesondere auf saurem Gestein wie Granit oder Schiefer; die Mehrzahl der Arten lebt jedoch epiphytisch, d.h. auf der Rinde von Bäumen, insbesondere auf dem Stamm und den dickeren Ästen. Die artenreichsten Blattflechten-Gattungen auf Naxos sind Parmelia, Physcia und Physconia. Außerdem treten auf der Insel Arten der Gattungen Catapyrenium, Degelia, Dermatocarpon, Hypogymnia, Lobaria, Nephroma, Pannaria, Parmotrema, Peltigera, Phaeophyscia, Platismatia, Umbilicaria und Xanthoria auf sowie unter den Gallertflechten Collema und Leptogium.


diverse Blattflechten auf dem dicken Ast einer Eiche

Degelia

Die Gattung Degelia umfasst nur wenige, meist seltene Arten. Diese besitzen Blaualgen der Gattung Nostoc als Symbiosepartner und sind an den Rändern blattartig, in der Mitte des Thallus aber oft krustig ausgebildet.

Degelia plumbea

Auf Naxos kommt die in Westeuropa in Regionen mit ozeanischen Klimabedingungen auftretende Degelia plumbea vor, allerdings nur in sehr wenigen Exemplaren in den allerhöchsten Lagen. Das Auftreten dieser feuchtigkeitsliebenden, seltenen Art auf Naxos ist bemerkenswert.


Degelia plumbea besitzt einen am Rand blättrigen, aber in der Mitte eher krustig ausgebildeten Thallus. Sie wächst an schattigen Stellen zwischen Pertusaria-Arten und Moos auf dem Stammfuß von Bäumen.


Der Thallus dieser Flechte ist bleigrau und trägt zahlreiche kleine, rötlich braune Apothecien mit Eigenrand.


Hier sind an den hochgebogenen Rändern des Thallus die dichten weißen Rhizinen erkennbar, mit denen die Flechte am Untergrund festgeheftet ist.

Nephroma

Die Gattung Nephroma weist ebenfalls meist Blaualgen als Symbiosepartner auf. Die Nephroma-Arten besitzen üblicherweise graue oder braune großlappige Lager, die dem Untergrund nur locker anliegen. Ober- und Unterseite der Thalli sind berindet. Charakteristisch sind die meist bräunlichen Apothecien, die an der Unterseite aufgebogener Lappenenden liegen. Weltweit sind etwa 35 Arten bekannt; der Verbreitungsschwerpunkt liegt in den kühleren, ozeanischen Gebieten, also vor allem in West- und Nordeuropa. Im Mittelmeergebiet sind sie auf regenreiche, montane Gebiete beschränkt. Auf Naxos gedeiht eine Art; sie ist allerdings sehr selten und auf die feuchtesten, nebelreichen Gipfellagen beschränkt.

Nephroma laevigatum

Nephroma laevigatum gedeiht auf Naxos nur in sehr nebelreichen, feuchten Gebieten in der höchsten Bergregion; sie wächst epiphytisch auf Baumstämmen an schattigen Stellen.


Nephroma laevigatum besitzt eine hellbraune bis grünliche Oberseite mit aufsteigenden Lappen, unter deren Rändern sich unregelmäßig geformte braune Apothecien bilden. Die Unterseite des Thallus ist kahl.

Parmelia

Die Gattung Parmelia, eine der größten Flechtengattungen, ist auf Naxos mit etwa 15 Arten vertreten. Die Arten dieser Gattung besitzen ein kräftiges graues, grünliches oder braunes Lager mit meist recht breiten Lappen. Die berindete Unterseite des Lagers ist meist braun oder schwarz, die Apothecien besitzen eine braune oder rotbraune Scheibe mit Lagerrand. Viele Arten bilden Isidien oder Soredien aus (ungeschlechtliche Fortpflanzungseinheiten). Weltweit gibt es gut 1000 Parmelia-Arten (neuerdings wird Parmelia in mehrere Gattungen aufgespalten; die neuen Gattungsnamen sind, wenn sie abweichen, in Klammern angefügt).

Parmelia acetabulum =(Pleurosticta acetabulum)

Diese feuchtigkeitsliebende Art ist auf Naxos eher selten und an luftfeuchten Standorten in den höheren Lagen anzutreffen. Sie wächst meist auf Eichen oder dem Kreta-Ahorn über Marmor.


Parmelia acetabulum besitzt ein graugrünes Lager ohne Isidien oder Sorale, aber gelegentlich mit Apothecien.


Die Apothecien besitzen einen dicken Rand, der oft mir kleinen Läppchen besetzt ist.


Die Lappenenden sind oft nach oben gebogen, so dass die braune, mit Rhizinen besetzte Unterseite sichtbar wird.


Parmelia acetabulum wächst auf den Stämmen der Bäume, aber auch auf den Ästen; durch die Sonneneinstrahlung wird das Lager an besonnten Wuchsorten dunkler.

Parmelia glabra (=Melanelia glabra)

Parmelia glabra ist auf Naxos in den mittleren Höhenlagen (Tragaía usw) relativ häufig; sie fehlt in den trockenen Regionen, aber weitgehend auch auf den nebelreichen Gipfeln. Sie wächst auf Bäumen.


Die recht häufige Parmelia glabra besitzt einen braunen, kräftigen Thallus mit Apothecien. An den jungen Lappen und den Apothecien sitzen feine Härchen.


Hier sieht man noch einmal die großen, schüsselförmigen Apothecien.

Parmelia glabratula (= Melanelia glabratula)

Diese epiphytisch oder seltener auch epilithisch wachsende Art ist auf Naxos nur stellenweise häufig, so bei Keramotí und im Nordwesten bei Skepóni und Myrísis, also in Regionen, in denen saures Gestein ansteht.


Bei Parmelia glabratula ist das Lager dicht mit zylindrischen, manchmal verzweigten Isidien besetzt. Im feuchten Zustand besitzt diese Art eine grünliche Farbe, trocken ist sie bräunlich.

Parmelia loxodes (=Neofuscelia loxodes)

Die epilithische Art Parmelia loxodes wächst in den mittleren und höheren Lagen der Insel auf Granit und Schiefer; stellenweise tritt sie hier recht häufig auf.


Parmelia loxodes ist braun oder grünbraun mit eher locker anliegenden Lappen, die oft quergerunzelt sind. Sie bildet große, flache Apothecien aus.


Das Lager ist besonders im Zentrum von dichten, oft verzweigten, Blumenkohl-artig „aufbrechenden“ Isidien besetzt; auch die Apothecien-Ränder sind oft isidiös.

Parmelia pulla (=Neofuscelia pulla)

Auch Parmelia pulla wächst epilithisch; sie ist oft gemeinsam mit der vorigen Art anzutreffen.


Parmelia pulla bildet keine Isidien; das Lager ist oft dicht mit großen Apothecien besetzt.

Parmelia quercina (=Parmelina quercina)

Parmelia quercina kommt auf Naxos in der Tragaía, den Hochtälern um die Bergdörfer und in der Gipfelregion vor. Insgesamt ist sie eher selten, lokal tritt sie jedoch recht häufig auf. Teilweise handelt es sich um die Unterart P. quercina carporrhizans mit Rhizinen am Unterrand der Apothecien.


Parmelia quercina, eine bei uns recht seltene Art, besitzt einen grauen Thallus mit großen braunen Apothecien.


Wie schön diese Flechte ist!

Parmelia saxatilis

Parmelia saxatilis wächst sowohl auf Erde und saurem Gestein als auch auf Rinde. Sie benötigt viel Feuchtigkeit und gedeiht auf Naxos nur in den höchsten Lagen, vor allem in der Heide auf dem Kóronos-Berg.


Der oft rosettige, graue Thallus von Parmelia saxatilis bildet rissartige Pseudocyphellen aus, aus denen sich Isidien entwickeln, die erst zylindrisch, später manchmal leicht verzweigt sind und oft bei älteren Exemplaren die Lagermitte vollständig bedecken.


HIer sieht man die feinen Pseudocyphellen auf dem Lager, die teilweise schon leicht isidiös werden.


Und noch ein Exemplar, das in der Mitte schon sehr isidiös ist.

Parmelia sulcata

Auch Parmelia sulcata ist auf Naxos weitgehend auf die höchsten, feuchtesten Lagen beschränkt, sie ist allerdings etwas häufiger als die vorige Art und gelegentlich auch in etwas niedrigeren Lagen anzutreffen.


Parmelia sulcata sieht der vorigen Art recht ähnlich; die Pseudocyphellen auf dem Thallus werden jedoch sorediös, nicht isidiös.

Parmelia tiliacea (=Parmelina tiliacea)

Parmelia tiliacea ist auf Naxos die häufigste Parmelia-Art. Sie wächst sowohl auf Rinde als auch auf (saurem) Gestein. Sie ist ziemlich anspruchslos und kommt vor allem in den mittleren und höheren Lagen der Insel vor (Tragaía, Hochtäler; an geschützten Stellen auch in niedrigeren Lagen; in den höchsten Gipfellagen durch andere Arten ersetzt).


Die graue Parmelia tiliacea ist in den meisten Regionen von Naxos anzutreffen; sie benötigt nicht viel Feuchtigkeit und verträgt auch stärkere Sonneneinstrahlung.


Die Art ist an den stabförmigen Isidien zu erkennen.


Gelegentlich bildet sie auch Apothecien aus.

Parmelia pastillifera (=Parmelina pastillifera)

Parmelia pastillifera ist der vorigen Art sehr ähnlich, unterscheidet sich aber daran, dass die Isidien nicht stabförmig, sondern knopfartig und besonders schwarz ausgebildet sind. Auf Naxos wächst diese Art nur in den höchsten Gipfellagen, wo sie sehr häufig ist und P. tiliacea fast vollständig ersetzt.


Parmelia pastillifera benötigt eine hohe Luftfeuchtigkeit und kommt auf Naxos nur in den allerhöchsten Gipfellagen vor (fast ausschließlich auf dem Zeus-Berg).


Von der sehr ähnlichen P. tiliacea unterscheidet sie sich durch die schwarzen, knopfartigen Isidien.


Nur ziemlich selten kann man ein Exemplar mit Apothecien entdecken.

Parmelia tinctina ? (=Xanthoparmelia tinctina)

Diese Art wächst epilithisch auf Granit und Schiefer; sie kommt verstreut vor und ist eher selten.


Die Isidien von Parmelia tinctina sind hell und rundlich.

Parmotrema

Diese Gattung mit etwa 250 Arten wurde erst in jüngerer Zeit von Parmelia abgespalten.

Parmotrema chinense (=Parmelia perlata)

Parmotrema chinense wächst auf Erde und auf Rinde. Diese Art benötigt sehr hohe Feuchtigkeit und kommt auf Naxos im Gezweig und Gestrüpp des Kreta-Ahorns auf dem Zeus-Gipfel sowie in der Heide auf dem Gipfel des Kóronos-Berges vor, wo sie lokal recht häufig ist.


Parmotrema chinense besitzt ein graues Lager, das am Rand nur wenige Rhizinen trägt und dem Untergrund nicht sehr dicht anliegt; die Ränder der Lappen sind oft nach oben gebogen. Typisch sind die über die Lappenränder hervorstehenden, schwarzen Rhizinen.


Hier sieht man die schwarze Unterseite des Lagers mit den Rhizinen.


An den Lappenrändern bilden sich kleine, halbkugelförmige Sorale aus, die manchmal ineinander fließen.

Peltigera

Die etwa 50 Arten der Gattung Peltigera („Schildflechten“) wachsen meist an sehr feuchten Stellen auf der Erde, oft zwischen Moos. Es gibt grünlich gefärbte Arten mit Grünalgen sowie bräunlich gefärbte Arten mit Blaualgen als Symbiosepartner. Die Peltigera-Arten besitzen ein dunkles Lager mit einer unberindeten, filzigen Unterseite, die oft ein Netz hervorstehender „Adern“ trägt. An den Lappenrändern bilden sich die braunen bis schwarzen, unberandeten, sattel- oder scheibenförmigen Apothecien. Nur wenige Arten besitzen Sorale oder Isidien. Die Peltigera-Arten treten vor allem in kühlen und feuchten Regionen auf, d.h. vor allem in Nordeuropa. Das Vorkommen von drei Arten auf Naxos ist eher überraschend.

Peltigera neckeri

Peltigera neckeri kann nur an sehr feuchten Standorten wachsen und ist auf Naxos an schattigen, geschützten Stellen in der Gipfelregion anzutreffen. Sie wächst epigäisch in Moos oder epiphytisch auf Stämmen oder Stammfüßen.


Peltigera neckeri besitzt breite, auf der Oberseite glänzend dunkelgraue Lappen, die sich auf charakteristische Weise an den Enden umbiegen und die hellbraune Unterseite zeigen.


Die Unterseite des Thallus ist hell gefärbt mit nur undeutlichen Adern und eher wenigen, flaschenbürstenartigen Rhizinen.

Peltigera membranacea ?

Diese schöne, große Flechte wächst epigäisch auf dem Zeus-Berg über Granit. Die Bestimmung ist nicht ganz sicher; es könnte sich auch um die eng verwandte P. canina handeln.


Peltigera membranacea bildet große Lager mit kräftigen, breiten, gerundeten, dem Untergrund nicht sehr dicht anliegenden Lappen. Zu den Rändern hin sind die Lappen weiß gefärbt; zur Mitte hin ist das Lager hellgrau.


Hier sieht man die schönen weißen Lappen.


Die Unterseite des Lagers ist ebenfalls hell gefärbt mit deutlich ausgebildeten Adern; sie trägt flaschenbürstenartig ausgefranste Rhizinen; das spricht für P. membranacea.

Peltigera praetextata

Eine weitere Peltigera-Art wächst im Moos auf feuchten Felsen; wir haben sie einmal in Skepóni im Nordwesten von Naxos angetroffen. Vermutlich handelt es sich um Peltigera praetextata.


Peltigera praetextata ist braun gefärbt mit weißer Unterseite.


Diese Art ist an den kleinen schuppenförmigen Isidien an den Lappenrändern zu erkennen.

Physcia

Die Arten der Gattung Physcia besitzen meist rosettige, hellgraue, oft bereifte Lager mit schmalen Lappen. Die Unterseite des Lagers ist hell gefärbt, ebenso die meist einfachen Rhizinen. Manche Arten tragen Cilien an den Lappenrändern. Die Apothecien besitzen einen deutlichen Lagerrand und sind dunkel gefärbt oder oft bereift. Viele Arten tragen charakteristisch ausgebildete Sorale oder Isidien. Die etwa 50 Physcia-Arten sind überwiegend epiphytisch; einige Arten wachsen auf Gestein. Auf Naxos kommen acht Arten vor.

Physcia adscendens

Physcia adscendens ist auf Naxos sehr häufig und weit verbreitet und kommt in fast allen Gegenden vor, außer in den trockensten Lagen; auch in der höchsten Gipfelregion ist sie selten. Sie wächst vor allem auf Baumstämmen.


Physcia adscendens wächst meist flächig, nicht rosettig und besitzt kuppelförmige Sorale, die sich unterhalb der helmförmigen Lappenenden bilden. An den vom Untergrund abgehobenen Lappenenden sitzen helle Cilien.


Hier ein besonders dichtes Lager.

Physcia aipolia

Physcia aipolia ist auf Naxos in den mittleren und höheren Lagen anzutreffen; sie wächst vor allem auf Stämmen und dicken Ästen.


Physcia aipolia ist an dem weißfleckigen Thallus und den meist bereiften Apothecien zu erkennen.


Diese Art ist eher selten; nur in der Tragaía tritt sie häufiger auf. Die Abgrenzung von anderen Physcia-Arten wie P. stellaris ist nicht einfach.

Physcia biziana

Physcia biziana ist der verwandten Art Physcia stellaris sehr ähnlich; beide Arten wachsen mehr oder weniger rosettig und bilden Apothecien aus; Physcia biziana ist aber deutlich bereift. Es handelt sich um eine eher südlich verbreitete Art, die auf Naxos sehr häufig ist und vor allem in den niedrigeren, trockenen Lagen vorkommt.


Physcia biziana ist eine der häufigsten Blattflechten in den niedrigeren Lagen von Naxos. Sie ist am deutlich bereiften Thallus zu erkennen.

Physcia caesia

Physcia caesia wächst epilithisch auf Gestein (sowohl eher saurem als auch kalkhaltigem); sie ist auf Naxos eher selten.


Physcia caesia besitzt rundliche, oft halbkugelig vorgewölbte Sorale, die flächig auf den Lappen oder an den Enden kleiner Seitenlappen stehen. Lager und Sorale weisen eine leicht bläuliche Farbe auf.

Physcia dimidiata

Auch Physcia dimidiata ist eine epilithisch wachsende Flechte; sie wächst auf Schiefer und Granit und ist ebenfalls bei uns recht selten.


Physcia dimidiata ist an den Soralen zu erkennen, die an den Rändern der Lappen stehen; im Innern löst sich der Thallus oft gänzlich sorediös auf.

Physcia semipinnata

Physcia semipinnata ist auf Naxos in den höheren Lagen häufig. Sie wächst an luftfeuchten Stellen vor allem auf Ästen.


Physcia semipinnata besitzt über die Lappenenden herausstehende Cilien wie P. adscendens und P. tenella, bildet aber keine Sorale, sondern Apothecien und wächst meist in mehr oder weniger rundlichen Lagern.


Meist sind die Lagerlappen ziemlich schmal und langgestreckt.


Physcia semipinnata ist eine typische Art der Äste.


Manchmal sind die Cilien nicht sehr deutlich ausgebildet.


Hier ein Exemplar mit sehr großen Apothecien in der Lagermitte.

Physcia stellaris ?

Diese Art ist Physcia biziana sehr ähnlich; der Thallus ist aber unbereift. Physcia stellaris ist auf Naxos ebenfalls sehr häufig und kommt vor allem in den mittleren Lagen vor, gedeiht aber auch an recht trockenen Standorten. In der Gipfelregion ist sie selten.


Die Unterscheidung von Physcia stellaris und Physcia biziana ist nicht sehr klar; erstere besitzt ein unbereiftes Lager.

Physcia tenella

Physcia tenella wächst meist epiphytisch und ist auf Naxos in den mittleren und höheren Lagen verbreitet und häufig, so auf den Ölbäumen in der Tragaía und in den Sträuchern und Ästen der Bäume der Gipfelregion. Sie ist etwas seltener als P. adscendens.


Physcia tenella ähnelt P. adscendens mit den an den Lappenrändern stehenden Cilien und der wenig rosettigen Wuchsform; die Enden der kleinen Lappen sind jedoch nach oben gebogen und tragen lippenförmige Sorale.

Physconia

Die Gattung Physconia ähnelt der vorigen Gattung. Im Allgemeinen sind die Physconia-Arten bräunlicher und etwas größer und derber gebaut; oft sind die Lager bereift. Typisch ist die meist dunkle Unterseite mit rechtwinklich ausfasernden Rhizinen. Es gibt etwa 13 Arten, von denen auf Naxos fünf vorkommen.

Physconia distorta

Physconia distorta ist auf Naxos in den mittleren und höheren Lagen an schattigen und feuchten Standorten sehr häufig; sie wächst epiphytisch.


Physconia distorta besitzt keine Isidien oder Sorale, sondern bildet Apothecien aus (meist in geringer Zahl). Die Unterseite ist zur Mitte hin schwarz. Das Lager ist braun, aber an den Lappenenden stark bereift, so dass es dort grau erscheint.

Physconia grisea ?

Physconia grisea tritt auf Naxos in drei Formen auf, einer fertilen, einer sorediösen und einer isidiösen. Alle drei Formen sind auf der Insel selten und vor allem in den mittleren und höheren Lagen zu finden.


Physconia grisea besitzt bereifte Lappen mit Randsoralen.


Diese Flechte besitzt eine helle Unterseite und einfache bis gabelige Rhizinen.

Physconia venusta

Physconia venusta ist eine mediterrane Art, die in Mittel- und Nordeuropa fehlt. Sie kommt im Mittelmeerraum allerdings nicht in den trockenen, sondern in den feuchteren montanen Regionen vor. Auf Naxos tritt sie vor allem in den Wäldern der höheren Lagen auf, wo sie recht häufig ist und an schattigen, geschützten, feuchten Standorten teilweise dichte Bestände bilden kann.


Typisches Merkmal von Physconia venusta sind die lappigen, oft in mehreren Kränzen stehenden Auswüchse der Apothecien-Ränder.


Die Unterrinde des Thallus ist hell und in Hyphen und Hyphenstränge aufgelöst.

Xanthoria

Die Gattung Xanthoria umfasst etwa 15 teilweise sehr weit verbreitete und häufige Arten. Auf Naxos kommen zwei Arten vor. Die Angehörigen dieser Gattung sind sämtlich gelb, orange oder rötlich gefärbt; auch die mit einem Lagerrand ausgestatteten Apothecien sind gelb bis rot. Der auch auf der Unterseite berindete Thallus liegt dem Untergrund bei einigen Arten eng an und ist mit ihm mit Rhizinen oder undifferenzierten Haftstellen verbunden.

Xanthoria calcicola

Xanthoria calcicola wächst auf kalkhaltigem Gestein an besonnten, eher trockenen Standorten. Sie ist auf Naxos mäßig häufig. Heute wird die Art nicht mehr von X. parietina abgetrennt.


Xanthoria calicola besitzt ein oranges Lager, dessen Zentrum sich in einem Gewirr kleiner Läppchen und knolliger Auswüchse auflöst. Sie bildet meist nur wenige, kleine Apothecien aus.

Xanthoria parietina

Xanthoria parietina ist die häufigste epiphytische Flechte auf Naxos. Sie ist sehr euryök und in fast allen Gegenden der Insel verbreitet und fehlt nur an den schattigsten Standorten oder teilweise über Granit. Am häufigsten ist sie an lichtreichen, eher trockenen Standorten über kalkhaltigem Substrat. Meist wächst sie auf Rinde, hier und da ist sie jedoch auch auf Gestein zu finden.


Xanthoria parietina ist leicht zu erkennen an der leuchtend orangegelben Farbe und den großen, zahlreichen Apothecien.


Sie ist fast überall auf Naxos anzutreffen und wächst besonders häufig zusammen mit anderen Blattflechten auf den besonnten Ästen der Bäume.

Nabelflechten, Umbilicaria

Die Nabelflechten sind epilithisch auf saurem Gestein wachsende Blattflechten, deren meist rundlicher Thallus mit einem mehr oder weniger in der Mitte gelegenen „Nabel“ am Untergrund festgewachsen ist. Die Oberseite des Thallus ist grau oder braun gefärbt und trägt gelegentlich Isidien, Sorale oder Apothecien ohne Lagerrand. Die Unterseite des Thallus kann unterschiedlich gestaltet sein. Es gibt weltweit etwa 50 Nabelflechten-Arten, von denen auf Naxos zwei vorkommen. Sie wachsen meist auf senkrechten, schattigen Felsflächen und sind vor allem auf dem Kóronos-Berg und in der Granit-Region bei Tsikalarió anzutreffen.

Umbilicaria spodochroa


Umbilicaria spodochroa besitzt eine bräunliche Oberseite mit kleinen schwarzen Apothecien; die Unterseite des Thallus ist schwarz gefärbt und trägt Rhizinen.

Dermatocarpon

Die Gattung Dermatocarpon, die in Europa mit mehreren Arten vorkommt, gehört eigentlich nicht zu den Nabelflechten, hat aber sehr ähnliche Wuchsformen entwickelt. Die Lager sind oft einblättrig und mit einem Nabel befestigt, besitzen aber in das Lager eingesenkte, kugelige Perithecien statt Apothecien wie Umbilicaria. Die glatte Oberseite ist braun oder grau; die Unterseite trägt (bei den heimischen Arten) keine Rhizinen.

Dermatocarpon miniatum

Auf Naxos kommt eine Dermatocarpon-Art vor: D. miniatum, das hier und da auf sickerfeuchten, schattigen Felsflächen aus eher kalkhaltigem Gestein wächst.


Die Arten der Gattung Dermatocarpon ähneln den Nabelflechten.


Das Lager von Dermatocarpon miniatum ist von oben bereift; die Unterseite ist dunkelbraun und glatt und trägt keine Rhizinen.


Im Gegensatz zu den Nabelflechten besitzt Dermatocarpon jedoch keine Apothecien, sondern eingesenkte, als kleine schwarze Punkte erscheinende Perithecien.

Leimflechten, Collema

Die Flechten der Gattung Collema enthalten Blaualgen (Nostoc) als Symbiosepartner (Gallertflechten). Im trockenen Zustand sind die oben und unten unberindeten Thalli schwarz und spröde, feucht quellen sie gallertig auf und besitzen dann oft eine grünliche Färbung. Die Apothecien sind meist rötlich gefärbt und besitzen einen Lagerrand. Leimflechten wachsen vor allem an trockenen, sonnigen Standorten, die nach Regenfällen durch Sickerwasser gut befeuchtet werden. Die meisten Arten wachsen blättrig, andere Arten haben eine krustige oder kleinstrauchige Wuchsform. Es gibt sowohl epiphytische, als auch epilithische oder epigäische Arten; unter den epilithischen Arten wachsen einige auf kalkhaltigen, andere auf sauren Gesteinen. Weltweit sind über 80 Collema-Arten bekannt; auf Naxos treten etwa 6 Arten auf.

Collema cristatum

Collema cristatum wächst epilithisch an feuchten Standorten auf Schiefer vor allem in den mittleren und höheren Lagen der Insel. Die Art ist auf Naxos eher selten anzutreffen.


Diese Art besitzt Apothecien und schmale Lappen mit welligen Rändern, so dass das ganze Lager kraus erscheint.

Collema flaccidum ?

Diese Art ist auf Naxos selten und kommt nur an sehr feuchten Stellen in den Flusstälern sowie auf den Gipfeln vor. Sie wächst auf Stammfüßen von Bäumen meist zwischen Moos.


Collema flaccidum bildet nur selten Apothecien aus; der braunschwarze, dünne Thallus trägt flache, schuppenförmige Isidien. Die Art kann nur schwer von Leptogium cyanescens unertschieden werden, dessen Thallus im Gegensatz zu dem der Collema-Arten berindet ist und das eine eher bläuliche Farbe besitzt.


Hier sieht man in der Nahaufnahme noch einmal die schuppenförmigen Isidien.

Collema furfuraceum

Collema furfuraceum kommt auf Naxos sehr selten vor; es wächst nur an recht feuchten Standorten.


Diese Art besitzt deutliche radiale Rippen auf dem Thallus, die oft zylindrische oder verzweigte Isidien tragen.

Collema nigrescens

Collema nigrescens ist auf Naxos sehr häufig und weit verbreitet; der Schwerpunkt des Vorkommens liegt im Ostteil der Insel und in der Tragaía, während sie in den Gipfellagen weitgehend fehlt. Sie wächst vor allem an schattigen Stammfüßen von Baumarten wie Quercus und Olea.


Collema nigrescens ist eine epiphytische Art, die zahlreiche, rötlich braune Apothecien ausbildet. Das schwarze Lager weist radial verlaufende Runzeln auf.

Leptogium

Die Gattung Leptogium ähnelt den Leimflechten; auch bei ihnen handelt es sich um krustige oder blättrige, bei Feuchtigkeit gallertig anschwellende, braun bis schwarz gefärbte Flechten mit Blaualgen als Symbiosepartnern. Im Gegensatz zu den Leimflechten sind die Thalli der Gattung Leptogium jedoch berindet. Auf Naxos kommen mindestens 5 Arten vor.

Leptogium lichenoides ?

Diese kleine Leptogium-Art haben wir in Skepóni im Moosbewuchs von feuchten Gneisfelsen gefunden.


Bei dieser kleinen Art, deren Lappenränder schuppige bis koralloide Isidien trägt, handelt es sich vermutlich um Leptogium lichenoides.


Hier sieht man die feinen, korallenförmigen Isidien, die am Rand der Lappen stehen.

unbestimmt

Und nun noch eine kleine, grüne Blattflechte mit winzigen Apothecien, die gemeinsam mit der vorigen Art im Moos wächst. Ich habe noch nicht herausgefunden, um welche Art oder auch nur Gattung es sich handelt.


Diese kleine grüne Blattflechte mit winzigen Apothecien fanden wir gemeinsam mit der vorigen Art wachsend.


Hier sieht man die kleinen Apothecien.

weiter: Strauchflechten

siehe auch:

Zur Flora von Naxos

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