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Das byzantinische Naxos

Wenn es um die Geschichte Griechenlands geht, denken die meisten Leute an das antike Griechenland und das mit gutem Grund, da Griechenland im Altertum bekanntlich besonders früh eine überragende Kultur entwickelte, die die Grundlage für unsere gesamte „westliche Zivilisation“ bildete. Schon in der späten prähistorischen Zeit war Griechenland ein Vorreiter innerhalb Europas, wobei die Kykladen mit ihrer bedeutenden frühbronzezeitlichen Kykladenkultur eine besondere Rolle spielten. Unumstritten ist die Bedeutung des Griechenlands der Antike in den Gebieten der Kunst und Literatur, der Architektur, der Philosophie und Wissenschaft.

Was die Insel Naxos betrifft, so spielte sie die größte Rolle in der frühen Antike, der archaischen Epoche. Es gab jedoch während des ganzen Altertums eine blühende Stadt an der Stelle der heutigen Hauptstadt Chóra, die auch in der römischen Epoche noch wirtschaftlich florierte und Handel betrieb, als Naxos keine besondere politische Bedeutung mehr innehatte. Die Insel errang mehr Bedeutung erst wieder in der byzantinischen Epoche, ebenso wie Griechenland als Ganzes, das nun erneut zum Vorreiter und Bollwerk der europäischen Kultur wurde.

Die kulturelle Entwicklung und Bedeutung der Insel Naxos während der byzantinischen Epoche ist vergleichsweise unbekannt: Ungerechtfertigter Weise wird diese Epoche meist weitgehend vernachlässigt. Dasselbe trifft auch auf ganz Griechenland und das christliche Byzantinische Reich zu: Die politische, wirtschaftliche und kulturelle Blüte, die dieses erreichte, und die Rolle, die es für die Bewahrung und Überlieferung der antiken Kultur und für die Entwicklung Europas spielte, wird bis heute wenig beachtet und steht völlig im Schatten der Aufmerksamkeit, die der griechischen Antike gewidmet wird. Hier eine kurze Übersicht über die Geschichte des Byzantinischen Reiches (basierend v.a. auf Wikipedia):

Das Frühbyzantinische Reich

Das Byzantinische Reich (Ostrom) entwickelte sich aus dem Römischen Kaiserreich, dem Imperium Romanum, nachdem Kaiser Konstantin der Große um 330 n. Chr. die griechische Koloniestadt Byzanz zum Regierungssitz erwählte (und sie Konstantinopel nannte). Im Jahr 395 erfolgte die Teilung des Römischen Reiches in eine westliche und eine östliche Hälfte, die je von einem Kaiser regiert wurde, die zunächst gleichberechtigt nebeneinander standen. Ostrom umfasste zu Anfang das griechische Festland und den südlichen Balkan, Kleinasien und die Levante sowie Teile Ägyptens. Im 4. Jahrhundert wurde das Westreich zunehmend von germanischen und hunnischen Volksstämmen bedroht, und im Jahr 410 wurde Rom von den Westgoten erobert. Ostrom schickte einige Hilfe, die jedoch nicht effektiv genug war, da auch dieses ständig in Kämpfe mit seinen verschiedenen Nachbarn verwickelt war; diese Auseinandersetzungen erreichten im 5. Jahrhundert einen ersten Höhepunkt. Die germanischen Stämme, die Westrom erobert hatten, erkannten den Oströmischen (nun alleinigen) Kaiser zunächst als Oberherrn an. Im 6. Jahrhundert konnten die oströmischen Kaiser kurzfristig die meisten weströmischen Provinzen wiedererobern; bald verloren sie sie jedoch in mehreren Kriegen wieder, wobei auch ein Ausbruch der Pest im Mittelmeergebiet zum Zusammenbruch beitrug. Nur Teile Italiens konnte Byzanz länger halten. Im 7. Jahrhundert drangen die Slawen auf dem Balkangebiet vor; das persische Sassaniden-Reich eroberte die oströmischen Provinzen in Ägypten und Syrien und sein Heer kam bis nach Konstantinopel. Ostrom konnte einen vorübergehenden Sieg über die Perser erringen, der zum Untergang der Perserreiches führte, verlor jedoch die zurückeroberten Gebiete schnell an die sich nun rasch ausbreiteten Araber; auch der Balkan konnte nicht wieder zurückgewonnen werden. Kaiser Herakleios, der 610 n. Chr. nach inneren Kämpfen seinen Rivalen, Kaiser Phokas, absetzte, war der erste, der Griechisch zur Amtssprache erhob; deswegen wird er von manchen Forschern als erster Herrscher des Byzantinischen Reiches im engeren Sinn betrachtet: Die Spätantike war nun vorbei und das Mittelalter begann.


Die Mittelbyzantinische Epoche

In der Mittelbyzantinischen Epoche (7. bis 11. Jahrhundert) war Byzanz weiterhin in ständige Abwehrkämpfe verwickelt. Es hatte seine Gebiete in der Levante und in Nordafrika verloren und war nun auf Teile Kleinasiens, das heutige Griechenland und kleine Gebiete in Italien beschränkt. Dadurch erlangte das Reich eine größere kulturelle und damit auch politische Gleichförmigkeit und konnte sich erstaunlich lang gegen die nachdrücklichen Angriffe der Araber und der Balkan-Völker erhalten. Im 8. und 9. Jahrhundert herrschten in Konstantinopel mehrere außenpolitisch und militärisch erfolgreiche Kaiser, die einige Gebiete wieder zurückerobern konnten. Innenpolitisch und kulturell brachen nun allerdings unruhige Zeiten an: Einer dieser Kaiser, der aus Persien stammende Leo III., proklamierte den Bilderstreit, d.h. er ließ die bildlichen Darstellungen Gottes vernichten bzw. übermalen und durch Kreuzesdarstellungen und geometrische, nicht-figürliche Muster ersetzen. (Während des Bilderstreites flüchteten sich byzantinische Künstler aus Griechenland nach Italien und beeinflussten dort spürbar die kirchliche Malerei. Später befruchtete die byzantinische Kirchenmalerei auf diese Weise auch die fränkische Kunst und sogar die irische kirchliche Miniaturmalerei.) Die Auseinandersetzung des Bilderstreits, die sich in mehreren Phasen abspielte, führte zu bedeutenden innenpolitischen Krisen, während das Byzantinische Reich außenpolitisch in derselben Zeit recht erfolgreich war und sogar einige Eroberungskriege führen konnte; so konnte ein entscheidender Sieg über die Araber errungen werden. Im Norden wurden die Bulgaren zu einer immer größeren Bedrohung, was aber nach der Christianisierung Bulgariens im 9. Jahrhundert etwas abgeschwächt wurde – auch dieses Land schloss sich nun der griechisch-orthodoxen Welt an. Im 10. und frühen 11. Jahrhundert erlebte das Byzantinische Reich einen erneuten Machthöhepunkt. Bulgarien wurde eingenommen, die Ukraine, Weißrussland und Russland nahmen den orthodoxen Glauben an, Kreta konnte zurückerobert werden, und auch Syrien und kurzzeitig sogar Palästina wurden unterworfen. Allerdings hielt sich auch diese Ausdehnung nicht lang, erstens wegen innenpolitischer Schwierigkeiten mit dem Landadel, wodurch das Heer in eine Söldner-Armee umgewandelt und dadurch entscheidend geschwächt wurde, außerdem, weil zwei neue Feinde herannahten: Die Normannen im Westen, die Süditalien eroberten, und die Seldschuken im Osten, die in Kleinasien vordrangen. Die byzantinischen Kaiser riefen in dieser Notlage die westlichen Christen zu Hilfe, die jedoch nicht Söldner, sondern Ritterheere sandten: So kam es zu den Kreuzzügen. Obwohl der Erste Kreuzzug zunächst militärische Erfolge brachte, traten doch bald Spannungen zwischen den Oströmern und den Kreuzrittern auf, und der Konflikt zwischen der in Italien stärker werdenden Republik Venedig, die zahlreiche Händler in den Osten aussandte, und den byzantinischen Kaisern wurde immer schärfer. Die West- und die Ostkirche spalteten sich 1054 endgültig voneinander ab, was vor allem auf diesen Machtkonflikt, weniger auf theologische Gründe zurückzuführen ist. Zur selben Zeit erlebte Byzanz in der Hand mehrerer starker Kaiser eine weitere Zeit der kulturellen Blüte und militärischen Expansion. Schließlich rief der in innenpolitischen Kämpfen bedrohte Kaiser Alexios IV erneut die venezianischen und fränkischen Kreuzfahrer zur Hilfe, die ihn zunächst unterstützten; als die dafür erhoffte Bezahlung ausblieb, wandten sie sich jedoch im Jahr 1204 im Vierten Kreuzzug gegen Konstantinopel und eroberten und verwüsteten die Stadt und gründeten das kurzlebige Lateinische Kaiserreich.


Die Spätbyzantinische Epoche und das Ende von Byzanz

Neben dem Lateinischen Kaiserreich bildeten sich aus den Resten des Byzantinischen Reiches drei griechische Folgestaaten: Nikaia im südwestlichen Kleinasien, Epirus auf dem griechischen Festland und Trapezunt im nordöstlichen Kleinasien. Von diesen erwies sich Nikaia unter der Herrschaft der gebildeten und fähigen Kaiser aus dem Haus Laskaris als das stärkste, und nach vielen militärischen Erfolgen konnte ihr Nachfolger Kaiser Michael Palaiologos Konstantinopel im Jahr 1261 wiedererobern. Allerdings war die Stadt immer noch weitgehend zerstört und das Reich derart geschwächt, dass es keine dauerhafte Bedeutung mehr erlangen konnte. Im Osten bauten nun mehrere türkische Nachfolgestaaten der Seldschuken eine größere Macht auf und bildeten schließlich das Osmanische Reich, während sich auf dem Balkanraum in zahlreichen Kämpfen die Serben durchsetzten. Die westlichen Christen konnten sich nicht entschließen, das wieder schrumpfende Byzanz zu unterstützen, so dass die Osmanen nach und nach weiteres Territorium erobern konnten. Schließlich wurde Konstantinopel im Jahr 1453 nach zweimonatiger Belagerung von den Türken erobert und das fast 1000-jährige Byzantinische Reich nahm sein Ende (unter Einberechnung seines römischen Vorläufers überdauerte das Oströmisch-Byzantinische Reich sogar fast 2000 Jahre und war somit eines der langlebigsten Reiche der Weltgeschichte).


Die Bedeutung des Byzantinischen Reiches für Europa

Das Byzantinische Reich kann als ein Mischwesen aus römischem Staatswesen, griechischer Kultur und christlichem Glauben charakterisiert werden. Es war während des Mittelalters der am besten organisierte und reichste Staat im Bereich Europas und Westasiens, und der Bildungsstand seiner Bewohner lag deutlich höher als zur selben Zeit im westlichen Europa. Seine Bedeutung für das westliche Europa als Vermittler der antiken Kultur und Wissenschaft sowie als Schutzschild vor den islamischen Arabern und Türken kann kaum überschätzt werden. Unbestritten ist seine Bedeutung für die östlichen orthodoxen, slawischen Länder Europas, an die es seine Religion und Kultur weitergab. Es ist eine der Ironien der Weltgeschichte, dass das Ende des Byzantinischen Reiches durch die Plünderung Konstantinopels durch die westlichen Kreuzfahrer eingeläutet wurde, deren Heimat doch von seiner Existenz so sehr profitiert hatte. Nach seinem endgültigen Untergang wurde in Europa durch Flüchtlinge aus dem Byzantinischen Reich die Renaissance in Gang gesetzt, während derer auch im Westen das naturwissenschaftliche Wissen und Denken der griechischen Antike stärker Fuß fasste und zu neuer Bedeutung gelangte.


Naxos in der byzantinischen Epoche

Eine der Schwierigkeiten bei der Beschäftigung mit der byzantinischen Epoche in Griechenland besteht darin, dass kaum schriftliche Zeugnisse überliefert sind, obwohl das byzantinische Reich ein sehr gut organisiertes Staats- und Wirtschaftssystem besaß. Das trifft auch auf Naxos zu. Aus den wenigen erhaltenen Quellen können wir schließen, dass die meisten der heutigen naxiotischen Dörfer auch im Mittelalter schon bestanden; dazu existierten noch eine Reihe weiterer Siedlungen, die heute verschwunden sind. Es kann als sicher gelten, dass ebenso wie heute der größte Teil der Insel bewirtschaftet war, mit Ausnahme des durch die Piratenüberfälle gefährdeten Küstenstreifens und der höchsten Bergregion, die vermutlich noch überwiegend bewaldet war. Die wichtigsten Zeugnisse der byzantinischen Kultur auf Naxos sind die zahlreichen, oft mit Wandmalereien ausgestatteten byzantinischen Kapellen und Kirchen, die sich überall auf der Insel verteilt finden, und von denen einige noch recht gut erhalten sind. In der ganzen südlichen Ägäis, ja in ganz Griechenland gibt es kaum irgendwo einen derartigen Schatz Wandmalereien aus den verschiedenen Phasen der byzantinischen Zeit; das beweist uns, dass die Insel auch während dieser Epoche eine herausragende Stellung sowohl in kultureller als auch in politischer, kirchlicher und wirtschaftlicher Hinsicht innehatte.

Naxos wurde der Überlieferung gemäß im 3. Jhd. n. Chr. von Schülern des Heiligen Johannes zum Christentum bekehrt. Dieser soll in Ephesus an der kleinasiatischen Küste gewirkt haben und zeitweise auf die nicht weit von Naxos entfernt gelegene Insel Patmos verbannt worden sein. Bald organisierte sich das naxiotische Christentum unter einem Bischof, der 395 n. Chr. dem Metropoliten von Rhodos unterstellt wurde. Zunächst wurden mit der Einführung des Christentums die alten Tempel in Kirchen umfunktioniert und dabei meist umgebaut, z.B. durch die Anlage einer runden Apsis am Ostende des Gebäudes. Schon in diesen ersten frühchristlichen Jahrhunderten wurden auch neue Kirchengebäude auf der Insel errichtet. Aus dem 4. Jahrhundert stammt die Höhlenkirche Kalorítissa zwischen Damariónas und Sangrí. Mehrere Kirchen der Insel werden ins 6. und 7. Jahrhundert datiert, so die Dorfkirche von Chalkí Panagía Protóthroni, Panagía Drosianí bei Moní, die erste Kirche an der Stelle des Wehrklosters Fotodótis bei Danakós und einige weitere Kirchen im Bereich der Tragaía und bei Sangrí. Aus dieser sehr frühen Zeit sind heute nur mehr wenige Wandmalereien erhalten, die aber teilweise sehr bedeutsam sind.

Die Zeit des Bilderstreits in der frühen mittelbyzantinischen Epoche (9. und 10. Jhd. n. Chr.) ist auf Naxos in vierzehn Kirchen mit seltenen nicht-figürlichen Wandmalereien repräsentiert, so zum Beispiel Ágia Kyriakí bei Apíranthos. Damit besitzt die Insel die mit Abstand größte Ansammlung ikonoklastischer Wandmalereien im gesamten griechischen Raum; diese zeigen interessanter Weise teilweise Ähnlichkeiten mit zeitgleichen Wandmalereien in Kleinasien und der Levante.

Während dieser ersten byzantinischen Jahrhunderte hatte Naxos unter häufigen Piratenüberfällen zu leiden; vor allem sind hier die Einfälle der Araber von 653 n. Chr. bis 672 sowie von 824 bis 961 zu nennen. Aber auch Piraten anderer Nationalitäten suchten in diesen und den folgenden Jahrhunderten immer wieder die Inseln heim, so insbesondere Venezianer, Genuesen und Franken, die nicht nur Handel, sondern auch Piraterie betrieben. Die küstennahen Gebiete der Insel, darunter auch die antike Hauptstadt Kallípolis an der Stelle der heutigen Chóra, wurden aus diesem Grund verlassen, und die Bevölkerung zog sich in die Berge und in die fruchtbare Region der Tragaía zurück.

Mit der Befreiung Kretas von den arabischen Piraten im Jahr 960/1 n. Chr. begann für die gesamte Region und damit auch für Naxos eine vergleichsweise ruhige und produktive Periode bis zur Eroberung der Insel durch die Venezianer im Jahr 1207 n. Chr. Auch in dieser Zeit blieb der östliche Einfluss bestehen. Die Anzahl der Kirchen mit Malereien aus dem 11. und 12. Jahrhundert ist nicht wesentlich größer als die der vorigen Periode.

Der venezianische Adelige Marco Sanudo, der Naxos einige Jahre nach dem Fall Konstantinopels eingenahm (1207 n. Chr.) und im Laufe der Zeit auch die meisten übrigen Kykladen sowie die Sporaden unterwarf, gründete das „Herzogtum der Ägäis“, für dessen Sitz er, sicher nicht ohne Grund, als wichtigste und reichste Insel Naxos wählte. Im ersten Jahrhundert der Venezianischen Oberherrschaft wurde die orthodoxe Religion von den Griechen der Insel unverändert ausgeübt und erlebte trotz (oder wegen?) der katholischen Herrschaft eine weitere Blüte: Die meisten naxiotischen byzantinischen Kirchen wurden im 13. und frühen 14. Jahrhundert errichtet und mit Wandmalereien verziert (spätbyzantinische Epoche), insbesondere in den abgelegeneren ländlichen Gebieten der Insel. Bemerkenswert ist dabei, dass trotz der katholischen Oberherrschaft in der Wandmalerei kaum ein westlicher Einfluss nachzuweisen ist. Die außerordentliche Zahl an errichteten und ausgeschmückten Kirchen aus dieser Zeit, trotz der wirtschaftlich schwierigen Lage der unterworfenen Bevölkerung, in Verbindung mit der Tatsache, dass im Gegensatz zu vielen anderen Inseln die Naxioten ihre katholischen Eroberer nie akzeptierten und das Verhältnis zu ihnen sich nie besserte, lassen vermuten, dass die Ausübung der orthodoxen Religion für die Griechen von Naxos auch einen Ausdruck ihrer Identität und ihrer Nationalität darstellte, und dass sich in den bemerkenswerten und aufwändigen Ausschmückungen der Kirchen außer einem offenbar starken religiösen Bedürfnis auch ihr Nationalbewusstsein eine Stimme verschaffte.

In den folgenden Jahrhunderten wurde der Druck der venezianischen Feudalherrscher auf die griechische Bevölkerung immer stärker, und diese wurde von den Adeligen bald gnadenlos unterdrückt und ausgebeutet. In dieser (spät- und) nachbyzantinischen Zeit wurden nur sehr wenige neue Kirchen auf der Insel errichtet. Erst nach der Unterwerfung der venezianischen Herrscher durch die Türken im Jahr 1537 konnten die Griechen wieder eine gewisse politische Selbständigkeit erringen, wenn auch die wirtschaftliche Lage weiterhin für den größten Teil der Bevölkerung sehr schwierig war. Im 17. und 18. Jahrhundert wurden die meisten der größeren Dorfkirchen der Insel errichtet, einhergehend mit den ersten ernsthafteren Bestrebungen der Griechen nach Unabhängigkeit. Für die Kirchenkunst auf Naxos war der bedeutendste Aspekt dieser Jahrhunderte, dass die Starre, in die die Insel während der späten venezianischen und der türkischen Oberherrschaft verfallen war, dazu führte, dass die früheren byzantinischen Wandmalereien in vielen Kirchen der Insel unverändert erhalten blieben und nicht von jüngeren Malereien überdeckt wurden.

Eine besondere Bedeutung erlangte Naxos während der Byzantinischen Epoche dadurch, dass es am wichtigen Seeweg von Konstantinopel nach Kreta lag, auf dem viele Schiffe unterwegs waren. Die Bucht von Agiassós im Südwesten der Insel wurde als bedeutender Versorgungs- und Zufluchtshafen genutzt. Nahe dieses Hafens wurde auf einem steilen Berg bei Sangrí vermutlich schon im 7. Jhd. eine starke Wehranlage errichtet, die Festung von Apalírou, zu deren Füßen am steilen Hang eine große Siedlung entstand, damals die größte Stadt der Insel. Vor dem Berg breitet sich eine der größten Ebenen von Naxos aus, die eine reiche Produktion an landwirtschaftlichen Gütern erlaubte, wichtig nicht nur für die Versorgung der Bevölkerung, sondern auch der byzantinischen Schiffe. Dass diese Gegend schon im Altertum besiedelt war und landwirtschaftlich genutzt wurde, zeigt der kleine, aber bedeutende Demeter-Tempel, der schon im 3. oder 4. Jhd. nach Chr. in eine Kirche umgewandelt wurde. Im Norden der Insel errichteten die Byzantiner auf dem Kalógeros-Berg bei Apóllonas eine weitere, allerdings viel kleinere Festung. Diese schützte und überwachte den nahegelegenen antiken Hafen von Apóllonas, den ersten Anlaufpunkt der von Norden kommenden Schiffe; außerdem diente die Festung als Wachtposten zur Überwachung des Meeres.


Die bedeutsame byzantinische Festung von Apalírou konnte von den Venezianern erst nach langer Belagerung eingenommen werden.


Der steile Hang unterhalb der Burg ist übersät von Schutt.


Im Mittelalter lag hier die größte Stadt der Insel, von der jedoch nichts erhalten ist außer einer ganzen Schutthalde mit unglaublich vielen Tonscherben darin und hier und da ein paar Mäuerchen.


Das Kirchengebäude auf der Festung liegt größtenteils in Trümmern.

die byzantinische Kirche Ágios Geórgios Diasorítis
Ágios Geórgios Diasorítis ist eine der zahlreichen bedeutenden Kirchen der Tragaía, die mit eindrucksvollen Wandmalereien ausgeschmückt sind.


Die Kirche der Panagía Drosianí bei Moní ist eine der ältesten Kirchen von Naxos mit bedeutenden Wandmalereien in mehreren Schichten, von denen die frühesten aus dem 7. Jahrhundert stammen.


Aber auch einige Kirchen in abgelegenen, ländlichen Regionen der Insel sind mit aufwändigen Wandmalereien ausgestattet, so die kleine, eigentümliche Kirche des Ágios Panteleímonas in Lakkomérsina bei Apíranthos.


Die Wandmalereien dieser Kirche stammen aus dem 13. Jahrhundert. Man beachte die mit vielen sorgfältig ausgeführten Details geschmückten Gewänder.

weiter:

siehe auch:

zum Weiterlesen: Byzanz bei Wikipedia

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