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Krokus, Crocus

Die Krokusse blühen im Herbst oder frühen Winter nach den ersten stärkeren Regenfällen; sie gehören zu den Geophyten und bilden Knollen aus, mit denen sie die sommerliche Trockenzeit überdauern. Es gibt insgesamt etwa 88 Arten, die in Südeuropa, Südwestasien und Nordafrika vorkommen. Das Haupt-Verbreitungsgebiet liegt im Mittelmeerraum; viele Arten treten nur in einem recht kleinen Gebiet auf. Eine ganze Reihe von Arten sind endemisch im Ägäisraum oder in Griechenland. Die Krokusse gehören zu den Schwertliliengewächsen.

Die Blüten, genau gesagt die leuchtend roten Narben der Blüten einiger Krokus-Arten werden als Gewürz und Heilmittel (heute nur noch in der Homöopathie) verwendet. Ebenso wie die verwandten Herbstzeitlosen-Arten ist der Krokus allerdings hochgiftig und kann schon in geringen Mengen zum Tod führen. Kommerziell wird der Safran-Krokus Crocus sativus genutzt; er stammt vom wilden C. cartwrightianus ab, der in der Ägäis vorkommt. Der Safran muss mühsam von Hand aus den Blüten gesammelt werden; für ein Kilo Safran werden bis zu 200.000 Blüten benötigt. Das erklärt, warum Safran eines der teuersten Gewürze ist. Außer wegen seines Aromas wird der Safran vor allem wegen seiner gelben Farbe wegen verwendet. Schon in der Antike wurde er zum Färben von Textilien genutzt. Unter anderem war es teilweise üblich, die Brautschleier mit Safran zu färben.

Die griechische Mythologie berichtet uns, dass die Krokusblüten aus den Blutstropfen von Prometheus entsprossen sein sollen. Außerdem soll die kolchische Zauberin Medea die magische Salbe, die sie dem Helden Jason gab, aus Krokusblüten hergestellt haben. Die Salbe schützte Jason vor dem Feueratem der Stiere des Königs Aietes, mit denen er pflügen musste, um das Goldene Vlies zu erlangen. Schon seit dem dritten Jahrtausend von Christus wurde Safran gesammelt, verwendet und auch kultiviert; eine der schönsten antiken Darstellungen ist das berühmte Fries der Krokuspflückerinnen aus der minoischen Siedlung von Akrotiri in Santorin.

Auf Naxos wachsen vier Krokus-Arten, die sich anhand ihrer Farbe und Zeichnung sowie an der Form der Narben unterscheiden lassen.

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Crocus cartwrightianus, Herb.

Der wilde Safran-Krokus kommt auf Naxos hier und da in eher geringer Anzahl vor. Er lässt sich von den anderen beiden Arten an der leuchtend roten Färbung der unverzweigten, dicken Narben unterscheiden. Seine Blüten sind meist kräftig lila gefärbt mit deutlicher Aderung. Er blüht im Oktober bis November. Die Blätter erscheinen meist gleichzeitig mit den Blüten.

Auch auf Naxos sammelten die Menschen in den Dörfern früher die Narben des wilden Safran-Krokusses und verkauften sie an die Apotheken. Ich habe aber noch keinen gefunden, der sich erinnern kann, wofür der Safran verwendet wurde.

Crocus cartwrightianus
Crocus cartwrightianus besitzt lila Blüten mit deutlicher Aderung und dicke, leuchtend rote, unverzweigte Narben.

Crocus cartwrightianus
Bei einigen Exemplaren sind die Blüten fast weiß.

Crocus cartwrightianus
Von unten sind die Blüten etwas kräftiger gefärbt.

Crocus cancellatus ssp. mazziaricus, (Herb.) B. Mathew

Crocus cancellatus blüht im November, gleichzeitig mit C. cartwrightianus und C. tournefortii. Seine Blüte ist etwas größer als die der anderen Arten. Zur Blütezeit fehlen die Blätter. Er kommt sowohl auf den Bergen als auch bei uns vor; bei uns wächst er im Gegensatz zu C. tournefortii nicht direkt an der Küste, sondern erst etwas höher am Hang. Die Blüten schließen sich abends.

Crocus cancellatus mazziaricus
Crocus cancellatus besitzt große, zart lila Blüten, die einen gelblichen Schlund besitzen und auf der Außenseite leicht gezeichnet sind.

Crocus cancellatus mazziaricus
Die orangefarbenen, zerteilten Narben sind etwas länger als die gelben Staubblätter.

Crocus cancellatus mazziaricus

Crocus cancellatus mazziaricus
Die Knollen von Crocus cancellatus sind sehr dick von vielen netzfaserigen Hüllen eingehüllt.

Crocus tournefortii, J. Gay

Crocus tournefortii kommt in Azalas in Meeresnähe vor. Er ist leicht erkennbar an den weißen Staubblättern und den dünnen, orangeroten, stark verzweigten Narben. Seine Blüten sind zart lila gefärbt ohne deutliche Aderung; sie sind etwas kleiner als bei C. cancellatus und bleiben abends geöffnet.

Crocus tournefortii
Crocus tournefortii ist bei uns sehr häufig.

Crocus tournefortii
Er ist leicht an den weißen Staubblättern zu erkennen und besitzt meist orangerote, zarte, stark verzweigte Narben und einen deutlich gelben Schlund.

Crocus tournefortii

Crocus tournefortii
Die eher kleinen Knollen sind von nur leicht faserig werdenden, papierartigen Hüllen umgeben. Die Blüte wirkt im Vergleich zu den anderen Arten oft recht bläulich.

Crocus laevigatus, Bory & Chaub.

Die sehr hübsche Art Crocus laevigatus ist eng mit C. tournefortii verwandt. Sie kommt vor allem in den Bergen und im zentralen Naxos vor, wo sie stellenweise recht häufig ist. Sie blüht erst deutlich später als die anderen Krokus-Arten auf Naxos, meist erst im Januar.

Crocus laevigatus ist an der hellen, fast weißen Farbe der Blüten zu erkennen. Die Narben sind bei dieser Art zart und verzweigt, ähnlich wie die von C. tournefortii, aber heller gelblich; sie entwickeln sich oft erst spät, so dass sie bei vielen Blüten kaum zu sehen sind. Von der Oberseite tragen die Blütenblätter keine Aderung und sehen wunderbar „rein“ aus; von unten betrachtet enthüllen sie aber erst ihre wahre Schönheit mit einer herrlichen, dunkel-lila Zeichnung. Für mich ist diese Art eine der schönsten Pflanzen von Naxos.

Crocus laevigatus
Wie alle Krokusse besitzt auch Crocus laevigatus sehr schmale Blätter. Bei dieser Art sind die Staubblätter weiß und die Narben orangegelb.

Crocus laevigatus
Die Blüten sind manchmal fast rein weiß oder rosa getönt. Oft sind die Narben wie hier an der offenen Blüte noch kurz und unauffällig.

Crocus laevigatus
Von oben sehen die Blüten schon unheimlich hübsch aus.

Crocus laevigatus
Von der Unterseite sind sie allerdings noch viel schöner.

Crocus laevigatus
Bei anderen Exemplaren sind die Blüten kräftig lila gefärbt.

Crocus laevigatus

Crocus laevigatus
Die Knollen sind klein und besitzen eine papierartige, braune Hülle, die nicht faserig wird.

Den Krokussen ähnlich sind die Scheinkrokusse, die auf Naxos mit drei Arten vertreten sind: der häufigen Art (Romulea bulbocodium) und den sehr seltenen Arten R. linaresii und R. comlumnae. Sie besitzen ähnliche Blätter und Blüten, sind aber leicht daran zu unterscheiden, dass sie einen echten Blütenstiel und einen oberirdischen Fruchtknoten besitzen; jede Blüte besitzt zwei kleine Tragblätter.


Großblütiger Scheinkrokus, Romulea bulbocodium

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siehe auch:

zum Weiterlesen:

Zur Flora von Naxos

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