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Friedhöfe und Bestattungen in der Kykladenkultur

Schon während der Steinzeit begannen die Menschen, ihre Toten zu bestatten. Die ältesten bekannten Gräber werden auf ein Alter von 40.000 Jahren Alter datiert. Ab etwa 10.000 v. Chr. sind auch Gräberfelder nachgewiesen. Von den Kykladen sind meines Wissens keine steinzeitlichen Grabstätten bekannt. Auch die Steinzeit-Kulturen des Balkanraumes besaßen wohl keine Friedhöfe. Im Gegensatz dazu kennt man zahlreiche Gräber und Friedhöfe aus der Frühen Bronzezeit, und die meisten unserer Informationen über diese Periode stammen aus der Untersuchung von Gräbern: Es sind wesentlich mehr Friedhöfe als Siedlungen gefunden und ausgegraben worden.

Art der Bestattung und Gräbertypus

Die Gräber der Kykladenkultur waren meist aus Steinplatten errichtet (Kistengräber). In der ersten Phase wurde jedes Grab nur für eine Bestattung benutzt, später oft für mehrere. Dabei wurden die früheren Knochen beiseite geräumt, nur der Schädel wurde an seinem Platz gelassen. Der Tote wurde auf der (meist rechten) Seite liegend in zusammengekrümmter Haltung bestattet, die Hände vorm Gesicht, der Kopf manchmal auf einem flachen Stein ruhend. Man nimmt an, dass diese Haltung von der des Kindes im Mutterleib abgeleitet ist und dass der Tod als Rückkehr in den Schoß von Mutter Erde verstanden wurde.

Grabbeigaben

In vielen, aber längst nicht allen Gräbern hat man Grabbeigaben gefunden, die unsere wichtigste Informationsquelle über das Leben und die Kultur der Kykladenmenschen darstellen. Es scheint, dass dem Verstorbenen seine persönlichen Wertgegenstände mit ins Grab gegeben wurden, sei es zum Gebrauch in einem Weiterleben nach dem Tode, sei es, um sein Wiederkehren als „Gespenst“ zu verhindern.

Die häufigste Grabbeigabe waren Obsidianklingen, offenbar Allzweck-Werkzeuge, die fast jeder Mensch besaß. In manchen Gräbern lag nur ein runder Kieselstein vom Strand, und Kieselsteine wurden teilweise auch in der Nähe von Gräbern gefunden, was vermuten lässt, dass sie eine rituelle Funktion hatten (wie auch später in der mykenischen Epoche). Viele Gräber enthielten ein- oder mehrere Ton- oder Steingefäße, bei denen es sich eventuell um Behältnisse für Opfergaben gehandelt haben könnte. Die Gefäße waren manchmal sehr sorgfältig gearbeitet und verziert; oft handelt es sich um extra für diesen Zweck angefertigte Stücke wie die gebrauchsuntüchtigen, nicht ausgehöhlten Lampen-„Modelle“ aus Marmor. Gelegentlich fanden sich Metallwerkzeuge oder ganze Handwerksausrüstungen, nur selten Waffen.


verschiedene Grabbeigaben aus der Kykladenzeit

Einige Gräber enthielten Schmuckstücke wie Gewandnadeln, Armreifen, Ringe oder Diademe, die sorgfältig aus Metall (Bronze oder Silber) hergestellt waren, oder hübsche Anhänger oder Kettenperlen aus Muschelschalen, Metall oder Halbedelsteinen. Eine weitere charakteristische Grabbeigabe waren Pigmentbehälter aus Knochenröhren oder kleinen Stein- oder Tongefäßen, sowie kleine Mörser und Paletten, die zum Anfertigen der Pigmente benutzt wurden. Die meist rote und blaue Farbe wurde wohl für eine rituelle Bemalung des Toten verwendet, vermutlich ähnlich wie man es an manchen Idolen sehen kann, die Überreste einer Bemalung im Gesicht sowie in gepunkteten Bändern auf der Brust tragen.


Sorgfältig mit Einritzungen verzierte Knochenröhrchen enthielten Pigmente, die vermutlich bei den Begräbnisriten verwendet wurden.

Die bekannteste, aber seltenste Grabbeigabe waren schließlich die charakteristischen Marmoridole (s.u.).

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