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Das venezianische Kastro in der Chora

Der Stadtkern der Chora wird gekrönt vom venezianischen Kastell („Kastro“), das zwar ein eher kleines Areal umfasst, aber (laut Naxos-Führer vom Müller-Verlag) das einzige venezianische Kastell außerhalb Italiens ist, das nie zerstört und erobert worden ist. Im Bereich des Kastros befinden sich nicht nur interessante Kirchen und Klöster, darunter die katholische Metropole, sondern auch mehrere Museen, vor allem das bedeutende Archäologische Museum von Naxos, aber auch das sehenswerte Venezianische Museum und eine Sammlung byzantinischer Altertümer (im Crispi-Turm). Die Häuser des Kastro werden teilweise noch heute von Nachfahren der venezianischen Adelsfamilien bewohnt.


die Chora mit dem venezianischen Kastell vom Hafen aus gesehen


Das venezianische Kastell ist zwar recht klein, aber gut erhalten; viele seiner Häuser werden noch heute bewohnt.

Das Kastro wurde vom Venezianer Marco Sanudo errichtet, der sich hier niederließ, nachdem er die Insel nach dem 4. Kreuzzug im Jahr 1207 eingenommen hatte. Ursprünglich besaß es eine starke Wehrmauer, die von 12 Türmen überragt wurde, von denen jedoch heute nur noch einer erhalten ist. Später wurde die Wehrmauer abgerissen, und stattdessen die Häuser so errichtet, dass ihre Außenmauern direkt die Kastellmauer bilden. Es gab nur drei gut bewehrte Eingänge in das Kastell, von denen heute zwei erhalten sind, die Hauptpforte im Nordwesten („Traní Pórta“) und eine Pforte im Südwesten („Parapórti“).

Für den Bau des Kastros wurden vor Ort anstehende Granit-Steine verwendet, aber auch Marmorblöcke vom Apollon-Tempel auf der „Palastinsel“ sowie vermutlich von einer ursprünglich auf dem Hügel des Kastros gelegenen antiken Akropolis. Um das Kastro herum entstand eine griechische Siedlung, deren älterer nördlicher Teil (Burgos) ebenfalls wehrhaft angelegt war mit einer durchgehenden Außenmauer, nur drei schmalen Eingängen und kleinen, verschlungenen Gässchen, was Angreifern den Zugang zum Kastro erschweren sollte. Im Bereich des Kastells selbst siedelten sich die katholischen Familien an, die hier ihre Herrenhäuser errichten durften, wenn sie sich an den von einem Architekten vorgeschriebenen Grundbauplan hielten.


das Kastro von der Nordseite


Es ist nur noch einer der Wehrtürme erhalten, der Crispi-Turm.


der Crispi-Turm


Im Nordwesten liegt der Haupteingang, die „Traní Pórta“ (etwa = „die starke Tür“). Am Marmorpfosten an der rechten Seite kann man eine senkrechte eingeritzte Linie erkennen. Diese hat die Länge der Venezianischen Elle, und nur die Händler, deren Elle mit dieser Linie übereinstimmte, wurden ins Kastro gelassen.


im Kastro


Das größte, heute aber verfallene Gebäude des Kastells ist der alte Palast von Marko Sanudo. Man sieht die im Mauerwerk verwendeten Marmorsteine des Apollon-Tempels.


die katholische Metropole, ein bedeutendes Denkmal der katholischen Glaubensrichtung im Bereich der Ägäis


links der Überrest des Palastes; daneben im Hintergrund die katholische Metropole


Das Archäologische Museum ist für alle geschichtlich Interessierten sehenswert. In diesem Gebäude befand sich die Ende des 19. Jahrhunderts eröffnete Französische Handelsschule, an der auch Nikos Kazantsakis (der Autor des Buches „Alexis Zorbas“) für ein Jahr Schüler war. Vorher gehörte das Gebäude dem Jesuiten-Orden, der 1627 nach Naxos kam und ebenfalls eine (lateinische) Schule betrieben hatte.


venezianische Wappen überm Eingang des Venezianischen Museums, 1704 als Herrenhaus der Familie Della Rocca errichtet


das schmale Südwesttor


Heute bilden die Außenmauern des Häuser die Wand des Kastros; ursprünglich gab es eine getrennte, stark befestigte Wehrmauer. Rechts und links erkennt man je einen ehemaligen viereckigen Wehrturm.


das Kastro von der Nordostseite

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