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Schlangen

Schlangen stoßen bei den meisten Menschen auf wenig Sympathie. Das ist sicher teilweise auf eine instinktive, Jahrmillionen alte Angst zurückzuführen, obwohl die meisten Schlangenarten völlig harmlos sind.

Wie alle Reptilien sind die Schlangen wechselwarm, das heißt ihre Körpertemperatur ist von der Umgebungstemperatur abhängig. Entsprehend gibt es in den warmen Gegenden der Erde mehr Schlangen. In Europa sind die meisten der 27 Schlangenarten in ihrer Verbreitung auf das Mittelmeergebiet beschränkt. Während der kalten Wintermonate halten die Reptilien im Allgemeinen eine Winterstarre, verbringen sie also versteckt in der Erde, unter großen Steinen oder in Felsspalten.

Auf Naxos kommen drei Schlangenarten relativ häufig vor, die Westliche Sandboa, die Vierstreifennatter und die Sandotter. Außerdem gibt es in Gewässernähe die Ringelnatter. Alle Arten sieht man jedoch nur recht selten; sie sind scheu und leben versteckt oder sind überwiegend nachtaktiv.

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Westliche Sandboa, Eryx jaculus, L.

Als einzige europäische Art der Riesenschlangen (Boas) bleibt die Westliche Sandboa sehr klein; ihre Länge überschreitet selten einen halben Meter. Wie alle Boas erbeutet sie ihre Nahrung, vor allem Mäuse, durch Umschlingen. Außerdem ernährt sich die Sandboa auch von Eidechsen oder großen Wirbellosen. Sie hält sich viel unterirdisch in den Bauten kleiner Säuger auf (Mäuse etc.) und bevorzugt dememtsprechend Gegenden mit weichem Boden. Die Sandboa ist überwiegend nachtaktiv und verhält sich tagsüber sehr träge. Wenn man einer Sandboa begegnet, bleibt sie meist bewegungslos liegen, rollt sich oft starr zusammen und versteckt den Kopf unter ihrem Körper. Wie viele andere Reptilien behalten die Sandboa-Weibchen die Eier im Bauch, bis sie schlüpfen und „gebären“ dementsprechend lebende Junge.

Sandboas sind in ihrer Färbung recht variabel. Sie können mit der Sandotter verwechselt werden, besitzen jedoch einen dickeren, an den Enden stumpferen Körper. Charakteristisch sind die unregelmäßigen dunklen Flecken auf der Oberseite und ein leicht orangefarbenes Längsband auf der Körperunterseite. Sandboas sind vollständig harmlos; sie besitzen kein Gift. Man sollte aber selbstverständlich trotzdem und vor allem wegen ihrer Ähnlichkeit mit der Sandotter Respekt walten lassen und Abstand bewahren!

Westliche Sandboa, Eryx jaculus
Die Sandboa ist an ihren unregelmäßigen Flecken zu erkennen.

Westliche Sandboa, Eryx jaculus
Ihr Kopf ist recht klein und kaum abgesetzt, die Augen sind winzig.

Westliche Sandboa, Eryx jaculus
Die Sandboa wird nicht sehr lang, aber ziemlich dick.

Westliche Sandboa, Eryx jaculus
Bei Störung rollt sie sich meist zusammen.

Westliche Sandboa, Eryx jaculus
Die Sandboa kommt auch in Gärten häufig vor, wo sie durchaus nützlich ist, da sie sich überwiegend von Mäusen ernährt. Sie ist zutraulich und leicht zu fangen.

Westliche Sandboa, Eryx jaculus

Vierstreifennatter, Elaphe quatuorlineata, Lacépède

Die Vierstreifennatter wird unter den naxiotischen Schlangen mit Abstand am größten; sie kann bis 2,40 Meter Länge erreichen. Sie ist grau oder bräunlich gefärbt mit vier dunklen Längsstreifen, die sich den ganzen Körper entlang ziehen. Die Unterseite ist gelblich. Jungtiere sind gefleckt und sehen damit deutlich anders aus als die erwachsenen Tiere. Ich habe bislang noch kein geflecktes Jungtier gesehen; auch relativ kleine Schlangen (etwa 60 cm lang) hatten schon die Färbung der adulten Natter.

Vierstreifennattern ernähren sich von Säugetieren wie Mäusen, Ratten und Kaninchen, von Eidechsen und von Vögel und Vogeleiern. Sie klettern gern auf Bäume und gewöhnen sich manchmal an, in Hühnerställe einzudringen und dort die Eier zu stehlen. Werden sie dabei auf frischer Tat erwischt, können sie einem das zuletzt verschluckte Ei mit großem Schwung entgegenspucken. Eine überraschte Vierstreifennatter zischt laut – interessanterweise sowohl beim Ein- als auch beim Ausatmen. Früher stellten die Hirten den Vierstreifennattern oft täglich eine Schale mit Milch hin, damit sie sich an den Hirtenstellen aufhielten und dort die Mäuse jagten – Katzen waren ungeeignet, weil sie den Käse ebenso gern aßen wie die Mäuse.

Wie alle Nattern-Arten sind Vierstreifennattern ungiftig und für den Menschen ungefährlich.

Vierstreifennatter, Elaphe quatuorlineata
Die Vierstreifennatter ist die größte Schlange von Naxos; sie ist an den dunklen Längsstreifen zu erkennen.

Vierstreifennatter, Elaphe quatuorlineata
Die Vierstreifennatter klettert gern auf Bäume.

Vierstreifennatter, Elaphe quatuorlineata
Wenn die Vierstreifennatter sich in die Enge gedrängt fühlt, äußert sie ein weit zu hörendes Zischen, das sie sowohl beim Ein- als auch beim Ausatmen produziert, so dass es fast kontinierlich anhält.

Vierstreifennatter, Elaphe quatuorlineata
Vierstreifennattern trinken gern. Hier ist eine Natter zum Flüsschen gekommen, um Wasser zu trinken.

Vierstreifennatter, Elaphe quatuorlineata

Vierstreifennatter, Elaphe quatuorlineata

Vierstreifennatter, Elaphe quatuorlineata

Vierstreifennatter, Elaphe quatuorlineata
Hier sieht man schön die doppelte, zweigespaltene Zunge.

Ringelnatter, Natrix natrix, L.

Die Ringelnatter ist in Europa und Asien weit verbreitet. Sie kommt hauptsächlich in Wassernähe vor und schwimmt sehr gern. Auf Naxos ist sie dementsprechend nicht sehr häufig; selten kann man sie an einem Tümpel, an einem der Flüsse oder an einer Zisterne antreffen. Die Ringelnatter ernährt sich überwiegend von Amphibien und kleineren Reptilien (Eidechsen etc).

Ringelnattern sind recht variabel in der Färbung. Es gibt ungefähr 10 Unterarten, die sich oft in ihrer Färbung unterscheiden. Auf einigen Inseln der östlichen Kykladen, vor allem auf Milos und Kimolos, kommt die Unterart Natrix natrix schweizeri vor, die sich durch eine kontrastreiche Fleckung und das Fehlen der typischen gelben „Halbmondflecken“ am Hinterkopf auszeichnet. Auch die auf Naxos und Paros vorkommenden Exemplare sind deutlich gefleckt; ihre Zuordnung ist noch nicht abschließend geklärt.

Ringelnatter, Natrix natrix
schwimmende Ringelnatter in einem Tümpel bei Kinídaros

Ringelnatter, Natrix natrix

Ringelnatter, Natrix natrix
Hier sieht man gut die Halbmondflecken am Hinterkopf. An ihnen kann man die Ringelnatter von den ebenfalls gefleckten Jungtieren der Vierstreifennatter unterscheiden.

Ringelnatter, Natrix natrix
Und noch eine Ringelnatter, Foto von Susanne Quistorp

Sandotter oder Europäische Hornotter, Vipera ammodytes, L.

Die giftige Sandotter oder Hornviper ist keine besonders große Schlange; sie bleibt meist deutlich unter einem Meter. Sie sieht einer Kreuzotter sehr ähnlich: die Grundfärbung ist grau oder braun und die Schlange besitzt ein dunkles Zacken- oder Rautenband auf dem Rücken (im Gegensatz zur Sandboa mit regelmäßigen Flecken). Gelegentlich kommen schwarzgefärbte Exemplare vor. Charakteristisch, aber oft nicht gut zu sehen, ist das kleine Schnauzenhorn.

Die Sandotter kann in allen Biotopen der Insel vorkommen, bevorzugt aber die trockeneren und felsigeren Gegenden. Sie ernährt sich wie auch die anderen Arten von Eidechsen, kleinen Säugetieren und Vögeln. Sie legt keine Eier, sondern gebärt lebendige Junge.

Die Sandotter ist die einzige Giftschlange, die auf Naxos vorkommt. Sie ist möglicherweise sogar die giftigste Schlangenart Europas, was aber dadurch wettgemacht wird, dass sie nur sehr wenig angriffslustig ist; man muss wirklich auf sie drauftreten oder -fassen, damit sie beißt. Wie alle Schlangen Europas versucht die Sandotter, wenn man ihr begegnet, zunächst unentdeckt zu flüchten; in die Enge getrieben zischt sie ihr Gegenüber laut und furchteinflößend an. Es kommt fast nie vor, dass ein Mensch von einer Sandotter gebissen wird. Auf keinen Fall sollte man sich jedoch einer Sandotter nähern oder sie anzufassen versuchen.

Das Gift der Sandotter wirkt nur langsam, so dass genügend Zeit bleibt, einen Arzt aufzusuchen (das muss aber unbedingt geschehen!). Die Reaktion der Menschen auf das Gift ist recht unterschiedlich. Manchmal hat die Schlange beim Biss gar kein Gift injeziert oder die Giftmenge kann so gering sein, dass es zu keinen Komplikationen kommt. Man soll einen Schlangenbiss weder aussaugen noch aufschneiden noch das Körperteil abbinden. Auch soll man kein Desinfizierungsmittel anwenden. Richtig ist es, das gebissene Glied möglichst ruhig zu halten, damit sich das Gift nicht schnell im Körper verteilt. Wichtig ist außerdem Ruhe zu bewahren: Todesfälle sind sehr selten und treten nur aus übermäßigem Schock oder bei fehlender Behandlung auf (auch unbehandelte Bisse führen nur in 5% der Fälle zum Tod).

Durch richtiges Verhalten im Gelände kann man sich effektiv vor einem Schlangenbiss schützen. Die wichtigste Maßnahme ist festes Schuhwerk. Es ist sinnvoll, beim Laufen durch Rascheln oder festes Auftreten Lärm zu machen, damit Schlangen gewarnt werden und davonkriechen können. Der beste Schutz ist es zu schauen, wo man hintritt bzw. hinfasst. Man sollte keine Hände in Mauern oder Felsen legen, ohne vorher einen Blick hingeworfen zu haben. Das Umdrehen großer Steine ist nicht zu empfehlen; unter ihnen können sich auch andere Gifttiere wie der große Hundertfüßer oder Skorpione verbergen.

Sandotter, Vipera ammodytes
Die Sandotter ist an ihrem regelmäßigen Zickzack- oder Rautenband auf dem Rücken zu erkennen.

Sandotter, Vipera ammodytes
Hier sieht man gut das kleine Schnauzenhorn und die senkrechte Pupille

Sandotter, Vipera ammodytes
Hier ein Bild von einem erstaunlich großen Tier, das Angeliki mit ihrem Telefon aufgenommen hat.

Sandotter, Vipera ammodytes
Hier ein kleines Exemplar. Auch vor kleinen Sandottern sollte man großen Respekt haben – es ist und bleibt die giftigste Schlange Europas! Foto von Johann Pregernig

Sandotter, Vipera ammodytes

Johannisechse, Ablepharus kitaibelii, Bibron & Bory de Saint-Vincent

Ein Mittelding zwischen Schlange und Eidechse ist die winzige Johannisechse (siehe Schildkröten, Geckos und Echsen), die zwar noch kleine Beine besitzt, sich aber schlängelnd fortbewegt und deswegen auf den ersten Blick den Eindruck einer winzigen Schlange erweckt.

Johannisechse, Ablepharus kitaibelii

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siehe auch: Schildkröte, Geckos und Echsen

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