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Der Kouros von Flerio bei Melanes

In der Nähe von Mélanes steht Marmor hoher Qualität an, der seit der Antike für die Herstellung von Statuen und auch Gebäuden abgebaut wurde. Nicht weit entfernt wird auch heute noch in großem Maßstab Marmor abgebaut. Schon für die Bronzezeit im 3. Jahrtausend v. Chr. ist eine Besiedlung der Region nachgewiesen worden. Es ist möglich, dass die Menschen auch damals diese Gegend wegen des ausgezeichneten Marmors aufgesucht haben, der ja auch in der Kykladenkultur der frühen Bronzezeit schon ein beliebter Werkstoff war.

Der Steinbruch von Flerió ist einer der ältesten Steinbrüche Griechenlands. Höhepunkt der Nutzung des Steinbruchs fiel in die archaische Epoche (7. und 6. Jhd. v. Chr.), obwohl auch in den späteren Epochen der Antike noch Marmor abgebaut wurde. Die Insel Naxos war Vorreiter in der Entwicklung der griechischen monumentalen Marmorplastik: Von hier aus wurde die Technik der Marmorbearbeitung und der Stil der Marmorstatuen sowie auch die ganz in Marmor ausgeführte Tempelarchitektur in benachbarte und auch in weiter entfernte Regionen Griechenlands exportiert.

Gegenüber dem Gelände des Steinbruchs lag ein kleines Heiligtum, in dem die mit den naheliegenden Quellen assoziierte Fruchtbarkeitsgöttin verehrt wurde sowie die lokalen Halbgötter Otos und Ephialtis als Beschützer der Steinbrüche.


Blick auf das Ausgrabungsgelände des Heiligtums


Blick vom Heiligtum auf das Gebiet des antiken Steinbruchs; der eine Kouros liegt etwa in der Bildmitte im kleinen Einschnitt in der Vegetation, der andere links oberhalb davon auf einem kleinen, braun erscheinenden Gelände am hinteren Hang.


ein Teil des antiken Steinbruchs


Spuren der Nutzung im antiken Steinbruch


Auch auf dem Gelände direkt am Kouros steht Marmor bester Qualität an.


Hier findet man ebenfalls Bearbeitungsspuren an den Felsen.


Nicht weit entfernt liegen die heute betriebenen Marmorsteinbrüche.

Im Steinbruch von Flerió liegen noch heute zwei antike Kouroi (Pl. von gr. koúros = Jünglingsstatue). Von hier stammte auch die kolossale, 9 Meter hohe Apollon-Statue von Delos, der größte je aufgestellte Kouros. Der „Kouros von Flerió“, der etwa um 570 v. Chr. erstellt wurde, liegt noch auf dem Steinbruchsgelände, aber nicht mehr an seiner originalen Stelle: Er war schon losgelöst und man hatte ihn ein Stück transportiert. Der Transport erfolgte auf Holzschlitten auf Rampen aus aufgeschütteten Marmorsplittern. Die Statue ist 5,5 Meter lang und etwa 6 Tonnen schwer. Es handelt sich vermutlich um ein Auftragswerk einer bedeutenden Persönlichkeit der damaligen aristokratischen Gesellschaft.

Die Statuen wurden in den Steinbrüchen stets nur in groben Zügen ausgearbeitet, während die Feingestaltung, um Schäden zu vermeiden, erst am endgültigen Ort vorgenommen wurde. Bei diesem Kouros ist die Körperform schon ausgearbeitet; nur die Arme sind noch nicht vom Körper getrennt worden. Die lockere Haltung und die schlanke, feine, „fleischlose“ Gestaltung des Körpers sind charakteristisch für die naxiotische Marmorplastik. Der Kouros wurde vermutlich im Steinbruch liegen gelassen, weil ein Bein auf dem Transport brach.

Mehr Informationen über die antike naxiotische Technik der Marmorskulptur und Marmorbearbeitung gibt es auf der Seite über den Kouros von Apollonas.


Der „Paradiesgarten“ am Kouros: hier kann man einen Kaffee trinken und kleine Andenken sowie Spezialitäten kaufen.


der Kouros von Flerió


Der Kouros liegt unter einem großen Eichenbaum.


Bearbeitungsspuren neben dem Kouros


ebenso

In einigen Hundert Metern Entfernung liegt am Hang des Hügels ein zweiter, ähnlicher Kouros („vom Farángi“). Ein hübscher Spazierweg führt zu ihm hinauf.


auf dem Weg zum zweiten Kouros


Blick über den Hügel oberhalb des Steinbruchs; auf den ehemals bewirtschafteten Flächen wachsen nun Sträucher und kleine Bäume.

Halbwegs den Hügel hinauf erreicht man den zweiten Kouros, der etwas kleiner ist als der andere. Während die offenen, langen Haare ein eher altertümliches Merkmal sind, deutet die lockere Körperhaltung auf etwa die Mitte des 6. Jhd. v. Chr. als Entstehungsdatum hin. Der Kouros wurde ebenso wie der erste offenbar im Steinbruch zurückgelassen, weil seine Füße beim Transport abbrachen.


Der zweite Kouros („vom Farángi“) ist etwas kleiner als der Kouros von Flerió.


Das Gesicht dieses Kouros ist beschädigt. Es handelt sich um eine Männerfigur; die langen offenen Haare waren üblich bei den frühen Kouroi.


In der Nähe des Kouros wurden die Füße gefunden, die beim Transport abgebrochen waren (das hier aufgestellte Stück ist größtenteils nachgebildet).

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