Skip to main content

Kathari Devtera

Der erste Tag der Fastenzeit vor Ostern wird im Griechischen als Katharí Devtéra, also „Sauberer Montag“, bezeichnet. Er entspricht unserem Rosenmontag, fällt aber ebenso wie Ostern meist auf ein anderes Datum, da in der orthodoxen Kirche Ostern anders berechnet wird als bei uns. Die Katharí Devtéra ist ein wichtiger Feiertag: die Schulkinder haben frei, die Geschäfte bleiben geschlossen, und man trifft sich in der Familie und unter Freunden, um so richtig – nein, nicht zu fasten, sondern zu schmausen!

Allerdings beschränkt man sich beim Festmahl auf die in der Fastenzeit erlaubten Speisen. Untersagt sind während der Fastenzeit Fleisch, Milchprodukte, Eier, Fisch. An der Katharí Devtéra und an manchen anderen Tagen darf man eigentlich auch kein Öl zu sich nehmen, aber daran halten sich die meisten nicht – so streng nimmt man es dann doch nicht. Die Fastenzeit (sarakostí) dauert bis zum Ostersonntag (achtundvierzig Tage).

Erlaubt und für die Katharí Dheftéra besonders typisch sind Salate, chórta, Oliven und vor allem Meeresfrüchte: Oktopus, Kalamari, Meeresschnecken, Muscheln, Krabben, Krebse und Seeigelkaviar. Dazu isst man taramá, eine Art Kreme aus eingeweichtem Brot, Öl, Zitrone und Kaviar, chalvá, eine Süßspeise aus gemahlenem Sesam und Zucker oder Honig, und langána, ein besonderes Fladenbrot. Wein zu trinken ist ebenfalls erlaubt (so ein Glück!).


gedeckter Tisch mit gebratenen Kalamari, chórta, frischen Zwiebeln, Fladenbrot, chalvá, Napfschnecken und Seeigelsalat

am Firolimnari

So können wir nicht nur zum Mittagsessen draußen sitzen, sondern vor allem ermöglicht das gute Wetter Nikos das Sammeln der erforderlichen Meeresfrüchte. Schon früh morgens zieht er zur kleinen Bucht, dem Firolimnári, um Meeresschnecken, Napfschnecken und Seeigel zu „ernten“; und wer weiß, vielleicht erwischt er ja auch einen Tintenfisch!

Nikos sammelt Seeigel

Die Meeresschnecken müssen einfach nur eingesammelt werden. Das geht am besten nachts, wenn sie aus ihren Verstecken herauskommen, aber auch tagsüber kann man in den Spalten und Ritzen der Felsen direkt am Meer einige einsammeln. Die Meeresschnecken werden kurz gekocht; dann isst man sie, indem man den Weichkörper mit einem Angelhaken aus der Schale pult.

Meeresschnecke

Meeresschnecke

Napfschnecken können nicht einfach eingesammelt werden, weil sie sich so fest am Felsen festsaugen, dass man sie ohne Hilfsmittel nicht abkriegt. Man braucht ein Messer, um sie loszuhebeln. Die Napfschnecken sitzen direkt an oder unter der Wasserlinie. Entsprechend kann man sie nur bei Windstille ohne Wellengang sammeln und am besten dann, wenn der Wasserspiegel etwas tiefer liegt als normalerweise: Dann sind auch die eigentlich unter Wasser sitzenden gut zu erreichen. Das heißt, wenn man sie entdecken kann, das ist nämlich manchmal gar nicht so einfach, insbesondere wegen des tarnenden Algenbewuchses, den die meisten Napfschnecken tragen! Die Napfschnecken werden roh gegessen; man schürft sie mit einer leeren Schale aus ihrer Schale heraus.

Napfschnecke

Napfschnecke

Napfschnecke

Die Seeigel werden schwimmend „gepflückt“. Die Seeigel der essbaren Sorte (Steinseeigel) kann man daran erkennen, dass sie eher dunkelviolett als schwarz aussehen und immer etwas zur Tarnung auf sich liegen haben, zum Beispiel ein paar Algen oder eine Muschelschale. Man pflückt sie mit einer speziellen Harke aus Eisen ab. Von den Seeigeln werden die Eierstöcke gegessen; sie werden mit Öl und Zitrone übergossen. Diese sind nicht immer gut ausgebildet und groß, so dass sich das Sammeln lohnt. Ob das von der Jahreszeit oder dem Wetter oder der Mondphase abhängt, haben wir bislang nicht feststellen können. Diesmal waren sie jedenfalls „reif“ und das Sammeln hat sich gelohnt.

Seeigel

Seeigel
Die geernteten Seeigel öffnet man mit dieser „Schere“.

Seeigel
Und hier der fertige „Seeigelsalat“

Die Kinder basteln zur Katharí Dheftéra Drachen aus Papier und Stöcken, die sie nachmittags (wenn der Wind ausreicht) steigen lassen.

selbstgebastelter Drachen

Drachen steigen lassen

siehe auch:

Zum Inhaltsverzeichnis

Zum Weiterlesen: Griechische Feiertage

Kommentare sind geschlossen.