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Tintenfische (Kopffüßer)

Die sogenannten Tintenfische gehören zur Tierklasse der Kopffüßer (Cephalopoda), die mit den Schnecken und Muscheln (und einigen kleineren Gruppen) zum Stamm der Weichtiere gehört. Die im Mittelmeergebiet vorkommenden Kopffüßer lassen sich drei Ordnungen zuordnen, den Sepien, den Kalmaren und den Kraken.

Die Cephalopoda scheinen, wie ihr Name besagt, hauptsächlich aus einem großen Kopf mit acht oder zehn Fangarmen zu bestehen. Der Körper ist einfach aufgebaut und besteht aus dem sogenannten Mantel (wie bei den anderen Weichtieren), der einen Hohlraum umschließt, in dem Kiemen und Verdauungsorgane sowie manchmal eine innere Schale liegen. Die Fortbewegung erfolgt mittels der Arme (bei den Kraken) oder mithilfe von Flossen (bei den Sepien und Kalmaren), sowie nach dem Rückstoßprinzip durch Ausstoßen von Atemwasser über einen röhrenförmigen Trichter. Der Mund ist mit einem kräftigen, hornigen Schnabel ausgestattet. Bemerkenswert sind die hochentwickelten Augen. Insbesondere die Kraken verfügen über ein ausgezeichnetes Orientierungssystem und machen trotz ihres einfachen Nervensystems einen intelligenten und neugierigen Eindruck und sind lernfähig.

Im Mittelmeer treten 53 Arten von Kopffüßern auf (weltweit gibt es etwa 1000 Arten), von denen jedoch nur wenige in Küstennähe leben. Sie sind effektive Räuber und ernähren sich von Fischen, Krebsen, Muscheln und Schnecken. Ein besonders charakteristisches Merkmal der Kopffüßer ist ihr Tintensekret, das die Tiere bei Gefahr ausstoßen können und das den Verfolger verwirren soll, so dass der Tintenfisch flüchten kann. Außerdem können sich die meisten Arten in ihrer Farbe ausgezeichnet dem Untergrund anpassen. Die Kopffüßer produzieren zahlreiche Eier, die an geschützten Stellen in Schnüren oder Trauben abgelegt werden.

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Gemeine Sepia, Sepia officinalis, L.

Die Sepien besitzen einen ovalen Körper mit einem rundumlaufenden Flossensaum, mit dessen Hilfe das Tier sich fortbewegt. Sie können bis über einen halben Meter lang werden. Am Kopf sitzen acht kürzere und zwei lange Arme mit Saugnäpfen. Im Körperinnern befindet sich eine weiße Schale, der bekannte Sepiaschulp. Die Sepia ist in der Lage, ihre Farbe dem Untergrund anzupassen. Zur Fortpflanzungszeit im Frühjahr weisen die Männchen oft eine Zebrastreifung auf. Dann kommen die Sepien häufig in flacheres Wasser und können gelegentlich auch direkt am Strand beobachtet werden, während sie den Rest des Jahres in tieferem Wasser verbringen.

Sepien sind vorwiegend nachtaktiv. Sie halten sich meist über Sandböden oder in Seegraswiesen auf. Sie sind geschickte Jäger, die sich an ihre Beute (Fische, Krebse, Garnelen) anpirschen und sie dann plötzlich mit ihren langen Fangarmen packen.

Sepien werden vor allem mit Netzen gefischt und gern gegessen, wenn sie auch etwas zäher sind als die Kalmare. Die beste Zubereitungsart ist mit kleinen Nudeln und Wein-Tomaten-Soße. Ihre Tinte wurde früher zum Schreiben genutzt.

Sepia officinalis
Der Körper der Sepien ist oval geformt mit einem umlaufenden Flossensaum. Am großen Kopf sitzen acht kurze und zwei längere Arme (letztere fehlen hier).

Sepia officinalis
Wie alle Tintenfische besitzen die Sepien hochentwickelte Augen. An den Armen sitzen vier Reihen von kleinen Saugnäpfen.

Sepia officinalis
Der Schulp der Sepia wird von der Dorfbevölkerung oft als Nadelkissen benutzt.

Gewöhnlicher Kalmar, Loligo vulgaris, Lamarck

Die Kalmare sind Tiere des freien Wassers, die ausgezeichnet schwimmen können. Ihr Körper ist langgestreckt mit zwei seitlichen Flossen am Körperende. Beim Gewöhnlichen Kalmar sind die Flossen länger als die Hälfte des Körpers. Wie die Sepien besitzen die Kalmare acht kürzere und zwei längere Arme. Sie haben eine rötliche Färbung mit zahlreichen Flecken, die je nach Stimmung ihre Form und Farbe ändern können. Im Körperinnern liegt eine dünne, hornige, durchsichtige Schale.

Kalmare sind schnelle Jäger, die häufig Fischschwärmen folgen. Sie können bis zu einen halben Meter Länge erreichen. Man fängt sie mit Netzen oder mit Angeln vom Boot aus in etwa 30 Meter Tiefe kurz über dem Meeresboden. Die beste Zubereitungsart ist das Braten der in Mehl gewendeten Arme und Ringe in Olivenöl.

Gewöhnlicher Kalmar, Loligo vulgaris
Kalmare haben einen langgestreckten Körper mit zwei dreieckigen seitlichen Flossen.

Gewöhnlicher Kalmar, Loligo vulgaris
Die langen Fangarme weisen sehr unterschiedlich große Saugnäpfe auf.

Gewöhnlicher Kalmar, Loligo vulgaris
Hier kann man am auseinandergenommenen Tier den durchsichtigen Schulp und die Tintendrüse (ganz vorn, silbrig glänzend) mit der ausdringenden Tinte erkennen.

Kurzflossen-Kalmar, Illex coindetii ?, Vérany

Gelegentlich werden bei uns auch andere Kalmar-Arten gefangen, so wie hier diese Art mit wesentlich kürzeren Seitenflossen. Es handelt sich hier vermutlich um den Kurzflossen-Kalmar, der in bis zu 500 m Wassertiefe vorkommt.

Kurzflossen-Kalmar, Illex coindetii ?
Hier handelt es sich vermutlich um den Kurzflossen-Kalmar, der wesentlich kürzere (fast durchsichtige) Seitenflossen besitzt.

Gewöhnlicher Krake, Octopus vulgaris, Cuvier

Die Kraken besitzen acht sehr lange Arme, mit denen sie über den Boden laufen. Ihr Körper ist rundlich und vergleichsweise klein. Zwischen den Armen sitzt der Mund mit dem starken Hornschnabel. Seitlich mündet der röhrenartige Trichter. Die Arme besitzen zwei Reihen von Saugnäpfen. Der Gewöhnliche Krake ist meist bräunlich, kann seine Farbe und Oberflächenbeschaffenheit aber je nach Stimmung und Untergrund schnell wechseln. Er ist die häufigste von 9 Kraken-Arten im Mittelmeer und kommt auf den unterschiedlichsten Untergründen vom Flachwasser bis in 100 Meter Tiefe vor. Er kann bis zu 10 Kilo schwer werden; in größeren Tiefen sollen auch bis 3 Meter lange Exemplare auftreten.

Der Gewöhnliche Krake ist nachtaktiv und versteckt sich tagsüber meist in kleinen Höhlen. Er kann sich durch erstaunlich kleine Spalten zwängen. Wenn der Eingang seiner Höhle zu groß ist, verschließt er ihn mit einem Stein, den er mit einem Arm festhält. Wo natürliche Höhlen fehlen, bauen die Kraken sich oft selbst Burgen aus großen Steinen. In der Umgebung der Höhlen lassen die Kraken häufig die Überreste ihrer Mahlzeiten wie Muschelschalen und Krebspanzer liegen, woran man die Verstecke mit ein bisschen Erfahrung ausfindig machen kann. Das Kraken-Weibchen legt bis zu 150.000 Eier an der Decke ihrer Wohnhöhle ab und bewacht sie dort etwa 2 Monate lang, bis die Jungtiere schlüpfen. Während dieser Zeit nimmt die Mutter keinerlei Nahrung zu sich und stirbt meist bald danach.

Kraken sind neugierig und haben eine Vorliebe für weiße Gegenstände. Das hat schon oft für Überraschungen gesorgt, wenn sich ein Krake plötzlich an den hellen Füßen (oder Popos!) von Badenden festsaugt; uns ist das auch schon passiert.

Kraken werden harpuniert oder geangelt. Einen erlegten Kraken muss man, damit sein Fleisch weich wird, etwa 50 Mal kräftig auf den Boden schlagen und danach 50 Mal hin und her reiben, bis sich die Häute zwischen den Armen leicht einreißen lassen. Auch durch längeres Einfrieren wird das Fleisch weich. Meist werden Kraken gegrillt oder mit Weinsoße oder Tomaten und Nudeln gedünstet; im letzteren Fall ist es ratsam, das Wasser einmal abzuschütten und durch Süßwasser zu ersetzen, da Kraken sehr salziges Fleisch haben.

Gewöhnlicher Krake, Octopus vulgaris
Der Gewöhnliche Krake hat acht lange Arme und einen kleinen, rundlichen Körper.

Gewöhnlicher Krake, Octopus vulgaris
Gelegentlich kann man auch mal einen Kraken vom Ufer aus entdecken.

Gewöhnlicher Krake, Octopus vulgaris
Hier handelt es sich um ein ziemlich kleines Exemplar.

Gewöhnlicher Krake, Octopus vulgaris
Und noch ein Krake, gut getarnt zwischen den Steinen.

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siehe auch:

zum Weiterlesen: Die lebende Welt der Weichtiere: Kopffüßer

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