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Die Athener Akropolis

Für alle, die auf ihrer Reise Station in Athen machen, ist ein Besuch der Akropolis auf jeden Fall zu empfehlen. Von der Metrostation aus steigt man von Osten zur Akropolis hinauf. Als erstes kommt man am antiken Dionysos-Theater vorbei. Hierbei handelt es sich um das wichtigste Theater Athens, das schon im 5. Jhd. v. Chr. angelegt wurde, damals noch mit einer hölzernen Bühne und ohne Sitzreihen. Der heute sichtbare steinerne Bau stammt aus dem 3. Jhd. v. Chr. und bot Platz für 17.000 Zuschauer. Dem Gott Dionysos zu Ehren wurden einmal im Jahr die mehrtägigen Dionysien veranstaltet, bei denen Opfer ausgeführt wurden, von rituellen Gesängen und Tänzen begleitet. Aus den ekstatischen Tänzen mit Silenen und Satyrn entwickelte sich das antike Theater, die Tragödie (von tragos, Ziegenbock) und die Komödie. Die wichtigen klassischen Tragödien der antiken Dichter Aischylos, Euripides und Sophokles wurden in diesem Theater „uraufgeführt“. Entlang des zum Theater führenden Weges stellten die Gewinner der Theaterwettbewerbe ihre Weihestatuen auf.

Nahe beim Theater stehen die Überreste des archaischen Dionysos-Tempels (aus der Zeit des Athener Tyrannen Peisistratos, 2. Hälfte des 6. Jhd. v. Chr.), in dem die Dionysien abgehalten wurden. Im 3. Jhd. v. Chr. wurde der archaische Tempel zur Zeit des Lykurgos durch einen neuen Tempel ersetzt, in dem eine aus Gold und Elfenbein gefertigte Statue des Gottes stand. Von den Tempeln sind heute nur noch die Grundmauern erhalten.


Das eher kleine, aber sehr wichtige Dionysos-Theater stammt in seiner heute sichtbaren Form aus dem 3. Jhd. v.Chr. Hier wurden die noch heute weltbekannten antiken Tragödien uraufgeführt.


Die hier zu sehende Bühnen-Front des Theaters wurde vom römischen Kaiser Hadrian (130 n. Chr.) gestiftet, der ein großer Philhellene war und mehrere Male nach Athen reiste, und dort wichtige Gebäude errichtete und Tempel renovierte – ebenso wie auch das Dionysos-Theater. Die Bühnen-Front stellt Szenen aus dem Leben des Dionysos dar. Die Athener verliehen Hadrian die Ehrenbürgerschaft und stellten ihm beim Theater mehrere Statuen auf, von denen heute noch die Basen zu sehen sind.

Das Wort akropolis bedeutet „Stadt auf der Spitze“ und wird für auf Hügelspitzen gelegene Festungen verwendet. An der Stelle der Athener Akropolis befand sich seit der mykenischen Zeit eine Festung; die Region war schon seit der Jungsteinzeit besiedelt. In der archaischen Periode wurde die Akropolis nicht mehr als Festung verwendet, sondern zu einem „Götterbezirk“ mit mehreren Tempeln umgestaltet. Nachdem die Perser im Jahr 480 v. Chr. die Tempel der Akropolis zerstört hatten, wurde die gesamte Anlage nach dem Sieg über die Perser von den Athenern wieder aufgebaut. Der Aufbau erfolgte unter Periklis, und die großartigen Bauwerke und Tempel sollten eindrucksvoll die Macht und den Reichtum der Stadt Athen demonstieren, die die Vorherrschaft im Attischen Seebund errungen hatte. Mit dem Bau wurden der Bildhauer Phidias und die Architekten Iktinos, Kallikrates und Mnesikles beauftragt. Der ganze Bezirk war der Stadtgöttin Athene geweiht, die im größten Tempel der Akropolis, dem Parthenon, verehrt wurde. In römischer Zeit wurden weitere Tempel auf der Akropolis errichtet und der Eingang der Festung wurde durch eine stärkere Bastion befestigt. Im 6. Jahrhundert wurde das Parthenon in eine christliche Kirche, nach der Eroberung durch die Osmanen im Jahr 1456 in eine Moschee verwandelt. Erst im Jahr 1687 wurde die Akropolis entscheidend beschädigt, als sie durch die Venezianer bombardiert wurde und das von den Türken im Parthenon angelegte Pulvermagazin explodierte. Weitere Schäden erlitt die Anlage in den Unruhen und Kriegen der darauffolgenden Jahrhunderte, so das Abtragen großer Teile der Friese und Statuen durch den britischen Botschafter in Konstantinopel nach London. Seit den Achtziger Jahren wird die Akropolis in einem aufwändigen Programm restauriert, wozu auch die Errichtung des sehr sehenswerten neuen Museums zählt.

Und hier noch eine kleine Zugabe für die Biologen und Botaniker: Auf der Akropolis wächst eine endemische Pflanze, die nur dort vorkommt, der kleine Lippenblütler Micromeria acropolitana. Diese erst 1906 entdeckte, extrem seltene Pflanze galt viele Jahre lang als ausgestorben, bis sie im Jahr 2006 von einem griechischen Botaniker und seinem Sohn wiederentdeckt wurde.


Der Aufstieg auf den 150 m hohen Felsen, auf dem die Akropolis errichtet ist, führt an zahlreichen antiken Überresten vorbei.


Die Propyläen sind der monumentale Torbau auf der westlichen Seite des Hügels der Akropolis. In ihrer heute zu sehenden Form wurden sie vom Architekten Mnesikles in den Jahren 437 bis 432 v. Chr. errichtet, nachdem das Parthenon vollendet war.


Etwa ein Jahrhundert nach der Errichtung der Propyläen (hier durch die Öffnung zu sehen) wurde vor diesen eine weiteres wehrhaftes Tor errichtet, gleichzeitig mit einer weiteren Verstärkung der Wehrmauern, vermutlich aufgrund Bedrohung durch germanische Volksstämme. Das Tor war über viele Jahrhunderte in Benutzung. 


Hier sieht man die monumentalen, fast 9 m hohen Säulen der Propyläen.


Blick nach Nordwesten über die ehemalige Agora und den im 5. Jhd. v. Chr. errichteten Tempel des Hephästos (heute Theseion genannt, nach dem Athener Helden Theseus), der zu den am besten erhaltenen antiken griechischen Tempeln gehört. Außer dem Hephästos-Tempel lagen auf der Agora („Marktplatz“, Versammlungsplatz der Bürger) zwei weitere Tempel, 6 Säulenhallen, Verwaltungs- und Versammlungsgebäude, eine Bibliothek, eine Münzprägestätte, ein Gerichtshof etc. Auf den Bergen im Hintergrund ist noch ein wenig Schnee zu erkennen.


die Propyläen von der Innenseite

An der Ostseite der Propyläen liegt der kleine Nike-Tempel (errichtet 427 bis 424 v. Chr.), der Athene als Siegesgöttin geweiht. An derselben Stelle stand schon ein kleinerer archaischer Tempel. Der klassische Bau ist im von den Naxioten entwickelten Inselionischen Stil errichtet. Auf dem Fries der hier sichtbaren Ostseite sind die olympischen Götter dagestellt mit Athene in der Mitte neben dem auf einem Thron sitzenden Zeus. Der Tempel wurde von den Osmanen abgebaut und die Bauteile bei der Verstärkung der Befestigung der Burganlage verwendet. Nach der Befreiung Griechenlands wurde der Nike-Tempel aus den zusammengesuchten Bauteilen wiedererrichtet. Zu Beginn des letzten Jahrhunderts wurde das Bauwerk erneut verbessert, nachdem weitere Bauteile gefunden wurde, bis er schließlich im Jahr 2010 an seinen ursprünglichen Ort versetzt und nach den neuesten Erkenntnissen und Methoden erneut wiederaufgebaut wurde.


der hübsche, kleine Nike-Tempel

Der bedeutendste und bekannteste Tempel der Akropolis ist ohne Zweifel das von 447 bis 438 v. Chr. errichtete Parthenon. Es handelt sich um einen dorischen Tempel mit einem vollständigen Säulenumgang mit 8 Säulen an der Schmal- und 17 Säulen an der Breitseite. Die Säulen sind über 10 m hoch und besitzen unten einen Durchmesser von fast 2 m. Innerhalb der Säulen lag der gemauerte eigentliche Tempelbau mit je sechs Säulen an den Schmalseiten. Die Seiten des Tempels sind in der Mitte leicht nach oben gewölbt, außerdem besitzen die Säulen in ihrem oberen Teil eine leichte Schwellung und alle Säulen und Mauern sind leicht nach innen geneigt. Durch diese feinen Abweichungen von der Geraden wirkte das Gebäude leichter und harmonischer; sie bewirken außerdem, dass jeder Stein der Säulen ein wenig anders geformt ist und so seine genau Position lokalisiert werden kann, was bei der Rekonstruktion des Tempels sehr geholfen hat.

Der Innenraum besaß weitere Säulen und mit über 10 m die größte lichte Weite des Mittelschiffs, die bei Tempeln im heutigen Griechenland verwirklicht ist. Im Innenraum stand die mit 11 m Höhe gigantische, vom berühmten Bildhauer Phidias aus Holz und Elfenbein gefertigte Statue der Göttin Athene, die von den Bürgern der Stadt jedes Jahr mit einem neuen, gewebten Umhang versehen wurde. Die Statue der Athene wurde vermutlich im 5. Jhd. n. Chr., nachdem die Stadt Athen ihre Bedeutung verloren hatte, nach Konstantinopel transportiert, wo sich ihre Spur verliert. Der Fries, die Metopen und die Giebel des Tempels waren aufwändig mit heute leider nur noch in geringen Resten erhaltenen, herrlich ausgearbeiteten Skulpturen verziert. Im Tempel wurde auch der Schatz des attischen Seebundes aufbewahrt, zu dem auch die abnehmbare, goldene Verkleidung der Statue gehörte.


Der stolze Tempel des Parthenon bleibt trotz aller Einbußen und Beschädigungen einer der wichtigsten Tempel der griechischen Antike.

Nördlich des Parthenon liegt ein weiterer, kleinerer, aber komplexer ionischer Tempelbau (ab 420 v. Chr.), das nach dem mythischen König Erechtheus benannte Erechtheion. Dieses enthielt eine Statue der Stadtgöttin Athene und das Grab des mythischen Königs Kekrops. Außerdem lag auf dem Tempelgelände eine Felsspalte, in der eine heilige Schlange der Athene leben sollte, und hier stand der Ölbaum, der den Athenern von der Göttin geschenkt worden war, sowie die Salzquelle, die ihr Nebenbuhler Poseidon im Wettstreit um die Schutzherrschaft über die Stadt entspringen ließ. Die Vorhalle des Erechtheions wird statt von Säulen von den sechs berühmten Frauenstatuen, den Karyatiden, getragen.


die berühmten Karyatiden des Erechtheions

Das Gelände der Akropolis umfasste zahlreiche weitere Statuen, Tempelgebäude und Altäre, von denen allerdings nur noch wenig erhalten ist; hier können wir nur einen kleinen Eindruck dieser sehenswerten archäologischen Stätte vermitteln. Schon der Blick über die gigantische Stadt Athen und auf die umliegenden Berge sowie bis zum Meer ist einen Aufstieg auf den Hügel wert!

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